Satire mit «Niveau»

Lara Stolls Satiresendung überzeugt – der Sender hat einer zweiten Staffel zugestimmt.

Die erste Staffel von «Bild mit Ton» wurde im Oktober und November jeweils Montagabends auf SSF ausgestrahlt. Alle Folgen sind auch UNTER www.bildmitton.tv ZU SEHEN. Bild: Screenshot «Bild mit Ton»

«Es gibt genauso viel Blödsinn wie Wohlüberlegtes», sagt Lara Stoll über ihre Satiresendung «Bild mit Ton». «20 Minuten» schrieb: «Ein Sender, der nichts zu verlieren hat, gibt einer jungen Slam-Poetin einen Freipass.» Im April dieses Jahres hatte das akut kriselnde «Sport Szene Fernsehen» (SSF) noch verkündet, der Sendebetrieb werde eingestellt, kurze Zeit später hiess es, man bleibe auf Sendung und wolle den Bereich «Szene» mit neuen Kulturformaten bereichern. Im Oktober startete «Bild mit Ton».

In einer Schweiz, in der satirisches Fernsehen beinahe inexistent ist, stiess «Bild mit Ton» auf breite Resonanz. Selbst die «Weltwoche» veröffentlichte eine Kritik. Der Autor Rico Bandle vollführte dabei einen wagemutigen Spagat zwischen Lob und überheblichen Seitenhieben: «Die Slam-Poetin Lara Stoll gehört zu jenen Künstlern, die man cool finden muss, wenn man selbst in urbanen Kreisen als cool gelten will. Die 25-jährige Thurgauerin ist charmant, verwegen, ihre Texte verschachtelt genug, dass sich jeder Philosophiestudent sofort wohl fühlt. Sie ist eine Meisterin der humoristischen Arroganz und ja, irgendwie auch sexy.» Als Lara Stoll diese Zeilen hört, lacht sie laut auf. «Das ist ja wahnsinnig nett – ich werde gleich etwas rot», sagt sie.

SSF hatte Lara Stoll eine Carte Blanche gegeben, sie mit zwei Freunden, die wie sie an der Hochschule der Künste Film studieren, einen Pilot gedreht – und es ging los. «Bild mit Ton» ist leichtfüssig, mehr als unkonventionell, abstrus und äusserst unterhaltsam. Der Stil zitiert Vorbilder wie Monty Python, Loriot oder die «Sendung ohne Namen», und doch gibt es nichts, das sich wirklich als Vergleich eignet – «Bild mit Ton» ist in erster Linie neuartig.

Den MacherInnen ist klar, dass «Bild mit Ton» eher ein Nischenpublikum anspricht. «Ich denke, meine Mutter versteht die Sendung manchmal nicht und findet sie auch nicht cool», sagt Lara Stoll.

Das Zentrum der Sendung bildet Stoll als Moderatorin in einem schlecht sitzenden Anzug aus den Achtzigerjahren. Ein überzeichnetes Achtziger-Flair zieht sich als einziger roter Faden durch die Sendung, manchmal aufgebrochen durch schnelle und chaotische Bilder à la «Sendung ohne Namen». Ein übergeordnetes Thema, das jeder Folge zu Grunde liegt, ist hingegen eher die Persiflage eines roten Fadens und dient vor allem als Aufhänger für Nonsense-Humor und Sätze wie «Die Bild mit Ton-Dokumentarfilmabteilung hat sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben und haarsträubende Antworten erfunden.»

Beim ersten Sichten überrascht und verblüfft die Sendung mindestens im Minutentakt – leider kann die erste Staffel dies nicht immer aufrechterhalten. Dafür wirft die letzte Folge das Konzept fast vollständig über den Haufen und macht Lust auf mehr.

Die sechs Folgen der ersten Staffel fanden im Internet kumuliert 40’000 ZuschauerInnen. «In Zukunft müssen wir noch mehr Leute erreichen», sagt Stoll. Seit Kurzem steht fest: Es wird 2014 eine zweite Staffel von «Bild mit Ton» geben. Man ist versucht zu sagen, dass es nicht einfach sein wird, das Niveau zu halten, doch «Niveau» ist ein ziemlich ungeeigneter Begriff, wenn man über «Bild mit Ton» spricht. Müsste sich die Sendung an einer Gürtellinie orientieren, wäre sie um Einiges ärmer.

«Wir hätten auch ohne den Sender in irgendeiner Form weitergemacht», sagt Stoll. «Cyrill, Wolfi und ich sind zu einem eingespielten Team geworden und werden noch lange zusammenarbeiten.» Für die zeitraubende Produktion von «Bild mit Ton» nehmen sie gerne in Kauf, dass ihr Filmstudium etwas länger dauern wird. Stoll: «Manche Filmstudenten arbeiten ein halbes Jahr an einem viertelstündigen Film – wir konnten in dieser Zeit sechs 24-Minüter produzieren.»