Ein einsamer Kämpfer

Datenschutzbeauftragter Christoph Storrer im Interview.

Die Zahl der Datenbanken nimmt stetig zu. Verlieren Sie langsam die Übersicht?

Tatsächlich brachte die Entwicklung der letzten Jahre eine stetige Zunahme der Datenmenge mit sich. Da ist es schwierig, den Überblick zu bewahren.

Missbrauch von persönlichen Daten lässt sich nicht verhindern. Gehen Sie davon aus, dass sich diese Fälle häufen werden?

Bei der Zunahme der Personendatenbearbeitungen steigt auch die Gefahr des Missbrauchs. Ich bin der Überzeugung, dass da Datenschutzaufsichtsstellen Gegensteuer geben können. Paradoxerweise bin ich allerdings froh, wenn auch Missbrauchsfälle bekannt werden – sie vermögen die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Werden die elektronischen Datenbanken durch die steigende Vernetzung unsicherer?

Die steigende Vernetzung bringt nicht nur eine Erhöhung des positiven Nutzens von Datenbanken, sondern ganz klar auch eine grössere Gefahr des Missbrauchs mit sich.

Sie können intervenieren, wenn Kanton und Gemeinden Daten erheben oder ihnen Daten zur Einsicht vorliegen. Eine solche Datenbank ist die Hooligandatenbank. Haben Sie schon interveniert?

Ich habe im Rahmen des Aufbaus einer gesetzlichen Grundlage durch Bund und Kantone meine Bedenken angemeldet, insbesondere bezüglich der Verhältnismässigkeit. Letztlich entspricht die Datenbank aber der Mehrheitsmeinung. Ich kann mir vorstellen, in Einzelfällen einer Person helfen zu müssen, einen Eintrag wieder löschen zu lassen.

Die Kontrolle über die Datenbanken wird wichtiger werden. Was können Sie gegen Missbrauch unternehmen?

Einerseits ist es wichtig, sich wenn möglich bereits im Rahmen der Gesetzgebung einzuschalten. Wichtig ist aber auch die Sensibilisierung der Bevölkerung: Es muss vermieden werden, dass mit der Einstellung «ich habe ja nichts zu verbergen» Ja gesagt wird zu einem Eingriff des Staates in die Privatsphäre.

Sind Sie mit einem 10-Prozent-Pensum nicht total überlastet?

Das Pensum liegt seit der Anpassung an Schengen/Dublin bei 20 bis 25 Prozent. Das ist ein tiefes Pensum und führt zur Überlastung. Man muss grosses Gewicht auf Effizienz legen und die Zusammenarbeit mit anderen Kantonen suchen.