Das Geschäft mit dem Wasser

Er ist genial, er ist reich und er verkauft Wasser. Johann Grander ist ein genialer Geschäftsmann. Sein Wasser soll angeblich den Körper beleben oder Verkalkung verhindern. Die KSS setzt auf das teure Wasser.

Johann Grander ist ein genialer Geschäftsmann. Der 80-jährige Österreicher hat aus dem nichts ein KMU mit elf Millionen Euro Jahresumsatz aufgebaut. Für seine Leistungen hat er das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erhalten.

Johann Grander verkauft Wasser. Vier Flaschen à 1 Liter für 90 Franken. Wer bereit ist, tiefer in den Geldbeutel zu greifen, kann Granders Wasser auch dauerhaft eingeschlossen in Stiften, Platten, Anhängern oder Metallkästen haben.

Den ersten Hinweis, dass das Wasser, welches aus einer alten Kupfermine auf Granders Grundstück kommt, etwas Besonderes sei, erhielt er von seiner Katze. Diese habe immer wieder von dem Wasser, das er für Experimente mit Massagegeräten verwendet, getrunken. Bestätigung von höherer Stelle liess nicht lange auf sich warten. «I ho dia Eingebungen gkriegt.» erzählt Johann Grander, «mia is Jesus erschienen, bei vollem Bewusstsein.» Neben einer Katze und dem Sohn Gottes schwören auch viele Kunden auf die Wirkung des Granderwassers. Nur die Wissenschaftler sind nicht überzeugt, denn Wasser weist vor und nach der Behandlung durch die Grander-Technologie keine messbaren Unterschiede auf.

Johann Grander ist ein Meister des Marketings. Für die Gläubigen hat er Jesus auf seiner Seite. Für die Esoteriker knüpft er an die alte Tradition des Wassergedächtnis an, auf dem auch die Homöopathie basiert: «Des Wossa hot a Gedechtnis. Und s’Wossa hot so a Intelligenz, vui mea wie di Luft.» Für alle, die dem wissenschaftlichen Establishment kritisch gegenüber stehen, verströmt er den urchigen Charme eines Aussenseiters, der sich durch wissenschaftliche Kritik nicht klein kriegen lässt. Grander hält fest, dass er kein Esoteriker sei. Er glaube an die Physik. Allerdings nicht an die im Lehrbuch sondern an seine eigene, die in ihrer Form einmalig sei.

Aber wer gibt so viel Geld für Wasser aus? Immerhin haben schon über 30’000 Privathaushalte in der Schweiz für 2’000-4’000 Fr. einen Metallkasten voller Granderwasser an ihren Wasserleitungen anbringen lassen. Auch Industrieanlagen, Krankenhäuser, Gärtnereien und Schwimmbäder sind bestückt. So auch die KSS in Schaffhausen. Im letzten Sommer hat Thomas Spengler für 54’000 Fr. im Hallenbad in Schaffhausen die Grander-Technologie einbauen lassen. Dies sorgte bei der Schaffhauser Bevölkerung für ganz unterschiedliche Reaktionen.

Spengler wollte dem «Lappi» keine Auskunft geben. «Ich bin verärgert, wie diese Neuerung in Schaffhausen aufgenommen wurde», sagt er. «In anderen Orten freuen sich die Leute, wenn man so etwas anschafft, in Schaffhausen regt man sich darüber auf.» Selber ist Spengler nach wie vor vom Grander-Wasser überzeugt, obwohl er eingesteht, dass er nicht nachweisen kann, dass das Wasser wirklich besser ist als anderes. Hans Baumgartner vom Hörnlibad in Kreuzlingen dagegen, sagte gegenüber dem Ktipp: «Nichts hat sich verändert. Die Versprechen von geringerem Chemieeinsatz und niedrigerem Reinigungsaufwand haben sich nicht bewahrheitet.»

So funktionierts

Weil es in unserer hektischen, zivilisationsverseuchten Welt nicht artgerecht gehalten wird, ist unser Flachländer-Wasser ganz verwirrt. Es hat seine Stabilität und Ordnung verloren. Da hilft nur die Grander-Technologie! Man stelle eine Flasche unverdorbenes Bergwasser neben gewöhnliches Leitungswasser. Ehe man sich versieht, hat das Bergwasser dem Leitungswasser telepathisch, also ohne in Berührung zu kommen, von seinen Erinnerungen an die Bergidylle erzählt. Vom Bergwasser inspiriert, springt das Leitungswasser spontan in seine ursprüngliche Struktur zurück. Sie halten das für aus dem Esoterik-Milieu stammenden, parawissenschaftlichen Unfug? Kein Problem. Ein österreichisches Gericht hat entschieden, dass Sie das sagen dürfen.