Mythische Intransparenz

Die globale Wirtschaft ist so komplex geworden, dass kaum einer den Überblick bewahren kann. Daraus resultieren gefährliche Mythen.

Die Wirtschaft, also der Handel mit Gütern und Dienstleistungen, bestimmt immer grössere Teile unseres Lebens. Doch parallel dazu wird sie komplexer und für den Grossteil ihrer TeilnehmerInnen unverständlich. Riesige Mengen von Geldern werden in Sekundenschnelle um den Globus transferiert, gelenkt von Computerprogrammen die nur wenige MathematikerInnen verstehen und die auf modernsten Supercomputern laufen.

Güter entstehen weit ab von ihrem Verbrauchsort – man denke an Computer und Spielzeug (Ostasien) oder Jeans (Südostasien). Der Bezug zum Hersteller entfällt völlig. An die Stelle der direkten Bekanntschaft, die früher Kundenbeziehungen prägte, sind heute Markennamen und elektronische Kundenkarten getreten.

Undurchsichtige Abläufe und versteckte Zusammenhänge werfen bei der Bevölkerung Fragen auf und finanziell schwer bewaffnete Konzerne geben viel Geld aus, um diese in ihrem Sinne zu beantworten. So finanzieren Öl- und Energiekonzerne millionenschwere Kampagnen, um die wissenschaftlich erhärtete Theorie des menschgemachten Klimawandels zu diskreditieren; Die Versicherungsbranche versucht, ihren Profit auf Kosten der RentenbezügerInnen zu erhöhen und die Finanzbranche erfindet tausende verwirrende Namen, um ihre gefährlichen Produkte als harmlose Wertanlagen zu tarnen.

Die Rolle der Politik, der gewählten Interessenvertretung der Bevölkerung, wäre: die Entscheidungsgewalt über wirtschaftliche Belange wiederherzustellen. Aber ein Teil der PolitikerInnen vertritt heute stattdessen die Interessen des globalen Kapitals und versucht, weitere Pfründe für sich und seine Klientel zu sichern und sich allen Reformen zu widersetzen. Der Papierkrieg gegen die strafrechtliche Verfolgung von Steuerhinterziehung füllt Bände, und der ewige Spardruck durch den omnipräsenten Standortwettbewerb treibt PolitikerInnen zur Verzweiflung.

Wie aber steht es wirklich um unsere Wirtschaft? Woher kommt eigentlich unser Geld, und ist unser Vertrauen in das ‹Schmieröl der Wirtschaft› wirklich gerechtfertigt? Wann hilft Wirtschaftswachstum der Bevölkerung und gibt es auch Grenzen des Wachstums? Sind Steuersenkungen und ein schlanker Staat wirklich förderlich für die Allgemeinheit? Wie steht es um ethische Verantwortung bei den Unternehmungen?