Statussymbol statt Anlegeplatz

AL-Kantonsrat Florian Keller zum Mangel an Weidlingspfosten.

260 Weidlingspfosten stehen in Schaffhausen entlang dem städtischen Rheinufer. Es sind die mit Abstand begehrtesten Holzpfosten in der Region. Wer einen hat, bezahlt 738 Franken im Jahr. Wer einen will, wartet 40 Jahre.

Auf den Schaffhauser Rhein gehören seit jeher Weidlinge. Und Weidlinge werden mit dem Stachel und dem Ruder bewegt oder mit dem Seil getreidelt. Jedes Kind weiss das. Trotzdem liegt an mehr als jedem zweiten der 260 Pfosten ein motorbetriebenes Boot, das dort eigentlich nichts zu suchen hat. Bis die motorlosen Weidlinge 50 Prozent der Pfosten zurückerobert haben, werden sie privilegiert. Mit dieser Regel versucht man seit nunmehr 24 Jahren erfolglos, ein Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn es nach dem FDP-Kantonsrat Thomas Hauser ginge, soll auch diese Regel fallen. Er will – aus welchem Grund auch immer – mehr Motorboote auf dem Rhein. Ich sage: gerade eben nicht!

Die derzeitige Weidlingspolitik, die mit höheren Mietpreisen die finanziell Schwächeren von ihrem Pfosten zu vertreiben versucht, ist falsch. Wenn die Miete eines Stücks Holz im Rhein gegen 1000 Franken tendiert, ist der Pfosten nicht länger Bootsanlegeplatz, sondern Statussymbol. Darum gilt: Der Schaffhauser Rhein den traditionellen Weidlingen! Wer zweimal pro Saison mit seiner Motorjacht den Rhein rauf blochen will, braucht keinen Pfosten am Rhein, sondern einen Schuppen, einen Autoanhänger und einen Flick ab.