Die Solartechnik verzeichnet ein enormes Wachstum. Die Schweiz verliert den Anschluss: Der Absatzmarkt für Solarmodule ist zu schwach.
Im Gespräch mit Experten wird schnell klar, dass die Schweiz im zukunftsträchtigen Feld der Solarenergie den Anschluss zu verlieren droht. Pro Kopf ist die produzierte Menge Solarstrom in Deutschland seit 2000 über zwanzigmal mehr gewachsen als in der Schweiz.
In den 90er Jahren lag unser Land sowohl in der Forschung als auch in der Nutzung von Solarmodulen auf den vordersten Rängen, heute zeigt sich ein anderes Bild. Nur in der Forschung bewegen wir uns noch an der Spitze, doch wichtige Produktionsfirmen gibt es in der Schweiz nur wenige. Diese produzieren zu etwa 90 Prozent für den Export.
Das Hauptproblem ist der schwache Schweizer Absatzmarkt. Hierzulande sind die Anreize, auf Solarenergie zu setzen, kleiner als in anderen europäischen Ländern.
Gemäss Aussagen von David Stickelberger vom Branchenverband Swisssolar sind in Deutschland, auf Leistung pro Kopf ausgerechnet, 15-mal so viele Photovoltaikmodule installiert wie in der Schweiz. Es bestehe die Gefahr, dass die Solarindustrie der Schweiz den Rücken kehrt, wenn sie Ihre Produkte hier nicht absetzen kann. Eine solche Entwicklung kann auch den Forschungsstandort Schweiz beeinträchtigen.
Um zu erreichen, dass sich die Region Schaffhausen als starker Standort für alle Belange der Solartechnologie etablieren kann, gilt es, entschlossen auf einen Solarcluster in Schaffhausen hinzuarbeiten. Die «Bildung eines Energieclusters» ist schliesslich ein Ziel, das sich der Kanton für diese Legislatur gesetzt hat.
Unter «Cluster» versteht man ein Kompetenznetzwerk einer bestimmten Branche. Dazu gehören Unternehmen, Bildungsangebote und Forschungszentren. Wo ein solches entstehen soll, braucht es vor allem gezielte Unterstützung durch die Politik und den Willen zur Mitarbeit von Seiten der Wirtschaft. Nur so entstehen die nötigen Rahmenbedingungen, damit sich in einer Region Kompetenzen und Knowhow bündeln können.
Bereits heute sind einige Firmen der Solarbranche in der Region tätig. Zu erwähnen ist zunächst die Suntech Power, einer der grössten Player im weltweiten Solargeschäft. Sie betreibt an der Mühlentalstrasse ihr Europa-Headquarter mit 37 Angestellten.
Eine weitere grosse und stark wachsende Firma ist die Conergy GmbH, die in Flurlingen auf dem Arova-Areal angesiedelt ist. Sie entwickelt und produziert eine grosse Palette von Produkten für die Gewinnung von Strom und Wärme aus Sonnenenergie und konnte die Anzahl der Beschäftigten innert sieben Jahre von sieben auf fünfzig erhöhen. Daniel Meier, verantwortlich für Marketing, spricht deshalb von einem Einbruch, wenn das Jahreswachstum einmal nur 20 Prozent beträgt. Seine Firma profitiert von kantonalen Subventionen, wie es sie auch in Schaffhausen gibt. Das Klima in Schaffhausen und Region sei schon heute erfreulich ansprechend für Firmen aus seiner Branche, aber er würde sich freuen über mehr Engagement von Seiten der Behörden und der Wirtschaftsförderung.
«Ein Haus kann nicht ausschliesslich durch Solarenergie beheizt und mit Strom versorgt werden», so Meier. «Aber ein Minergie-Haus, das Photovoltaik und Solarthermie mit einer Wärmepumpe oder einer Holzpelletheizung verbindet, kann vollständig auf Gas und Öl verzichten.»
Neben den genannten grossen Firmen haben auch mehrere lokale Sanitär-Betriebe das Potenzial der Solarenergie erkannt. Darunter die Lutz Bodenmüller AG in Beringen, welche 14 Mitarbeiter beschäftigt und seit zwanzig Jahren auch Produkte für Stromgewinnung, Heizung und Warmwasserbereitung mit Sonnenenergie anbietet.
Einige Produktions- und Montagefirmen ergeben allerdings noch keinen Cluster. In Schaffhausen gibt es zögerliche Bestrebungen in die richtige Richtung: Das Industrie- und Technozentrum Schaffhausen (ITS) hat vom Kanton den Auftrag erhalten «im Bereich Energie die Technologievernetzung und den Technologietransfer voran zu treiben».
Das Beispiel des deutschen Bundesstaates Thüringen zeigt, was eine Region mit der nötigen Entschlossenheit erreichen kann: Er hat innert weniger Jahre ein Kompetenznetzwerk von über sechzig Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Dienstleistern und Verbänden errichtet.
Bei uns ist mit der ETH Zürich eine starke Forschungseinrichtung in der Nähe. Damit in der Region ein Lehrgang für Solarspezialisten oder zumindest branchenrelevante Weiterbildungskurse angeboten werden könnten, braucht es nach Angaben der Wirtschaftsförderung. Auch die Bereitschaft entsprechender Partner aus der Industrie, solche Angebote mitzutragen.
Ein kleiner Schritt
Der Kanton hat am 27. Januar zwar sein neues «Impulsprogramm Solarenergie» vorgestellt. An Entschlossenheit mangelt es allerdings: Zwar sind Solaranlagen unter 35m2 neu von der Baubewilligungspflicht befreit und deren Bau wird stärker unterstützt. Andere Punkte, wie das Versprechen, für die Kantonale Verwaltung nur noch Ökostrom zu beziehen und in Zukunft «verschiedene Veranstaltungen zum Thema Solarenergie» durchzuführen, sind aber als PR-Aktionen zu werten und nicht als klares Bekenntnis, die Energieversorgung Schaffhausens nachhaltig zu gestalten. Von einer Zusammenarbeit mit der lokalen Solarbranche war nichts zu hören.
Um den Absatzmarkt endlich zu stärken, muss die Politik auf nationaler Ebene Solaranlagen auf Wohnhäusern, Bürogebäuden und Schulhäusern attraktivieren. Zumindest hier hat Schaffhausen einen ersten Schritt gemacht, damit die Installation von Solaranlagen in Zukunft eine Frage des Portemonnaies und nicht des Idealismus ist.