Die Schaffhauser Online-Angebote taugen nichts. Sie sind entweder nur für Abonnenten, wenig umfassend oder schlicht inexistent.
Der erste Blick auf die «SN»-Onlineausgabe ist eher abschreckend. Sie ist langweilig und lieblos gestaltet. Ein interessierter Besucher des Webauftritts kann sich kein Bild über den Inhalt der «SN» machen, weil nur ein einziger Artikel frei zu lesen ist, aber alle anderen Beiträge für «Unbefugte» gesperrt sind. Nur die AbonnentInnen können sich einloggen – und erwarten dann eigentlich mehr, als sie in der Printausgabe schon gelesen haben. Aber Fehlanzeige.
Nicht einmal die rudimentärsten Regeln eines Onlineauftritts werden eingehalten, es gibt keine Links zu weiterführenden Informationen, keine Bildstrecke oder Dossiers, weder Videos noch Infografiken, nicht einmal eine Kommentarfunktion für die LeserInnen.
Keine Gratisangebote mehr
Es kann zu Recht gefragt werden, warum im Web alles gratis ist. Das hat sich aber mit den ersten Online-Ausgaben von Medien so eingebürgert. Wer lange Zeit gratis konsumieren konnte, wird nur bezahlen, wenn ein Mehrwert geboten wird. Der Chefredaktor der «SN», Norbert Neininger, sagt dazu in einem Interview des Medienmagazins «Klartext»: «Es gibt keinen Grund, Inhalte, für die man im Print zu Recht Geld verlangt, im Netz gratis zu geben» und erklärt weiter: «Wir erwarteten keine wesentlichen Zusatzeinnahmen, unsere Print-Abonnenten haben aber jetzt einen Mehrwert». Der Mehrwert ist allerdings auch nach intensivem Suchen nicht zu finden. Neininger plante die Lancierung einer iPad- und iPhone-Version und eine Sonntagszeitung auf dem iPad im Juli 2011 und erhoffte sich dadurch Mehrumsätze. Diese Projekte sind bis heute nicht umgesetzt und werden mit den vorhandenen Ressourcen im Online-Bereich der «SN» illusorisch bleiben.
Winkelried oder Don Quijote?
Im Blog Medienspiegel.ch wird über die Bezahl-Strategie von Neininger spekuliert: «Fragt sich nur, ob sich der ganze Aufwand dafür rechnet und ob das doch eher defensive Geschäftsmodell nicht dazu führen wird, dass der ‹Brand› der Schaffhauser aus Google, Facebook & Co. und damit auch vom Radar von jugendlichen Noch(?)-Nicht-Zeitungslesern allmählich völlig verschwindet. Norbert Neininger, ein Schaffhauser Winkelried oder doch eher ein Don Quijote?» Wenn die SN ihren Webauftritt nicht massgeblich verbessern, wird der Kampf von Neininger gegen die Gratiskultur im Internet ebenso lächerlich bleiben, wie der Kampf Don Quijotes gegen Windmühlen.
Keine Konkurrenz zu finden
Auch sonst bleibt die Suche nach einem guten Online-Auftritt einer Schaffhauser Zeitung erfolglos. Die Online-Ausgabe der «schaffhauser az» ist übersichtlich gestaltet, inhaltlich aber mager. Wenigstens können drei Artikel dieser Wochenzeitung gratis gelesen werden. Es fragt sich, ob hier nicht eine Potential vorhanden wäre und letztlich die «schaffhauser az» nicht eine Chance zum Überleben hätte, wenn sie sich eine gut gemachte Online-Ausgabe leistet und den teuren Printauftritt damit ersetzt.
Der «Schaffhauser Bock» hat eigentlich keinen wirklichen Online-Auftritt, sondern stellt lediglich seine aktuelle Ausgabe als E-Paper zur Verfügung. Das ist nicht sehr lesefreundlich. Konsequent ist die «Klettgauer Zeitung», sie hat keine Online-Ausgabe und verfährt nach dem durchaus vernünftigen Motto: Lieber keinen Webauftritt, als einen schlechten.
Gute Beispiele sind rar
Es gibt leider wenige gute Online-Ausgaben von Regionalzeitungen. Gut gemacht ist die www.jungfrauzeitung.ch. Sie nutzt alle Möglichkeiten eines Online-Mediums und ist auch inhaltlich interessant, nur die Gestaltung ist mangelhaft. Wie ein schöner Online-Auftritt aussehen kann, zeigt www.neuland-mag.net. Das Magazin spielt mit allen Möglichkeiten der multimedialen Präsentation und ist schön gestaltet. Vorbilder für Schaffhauser Medien wären also vorhanden.
Ein Beitrag von Claudine Traber