«Das ist nicht natürlich»

Nicht alle wollen homosexuellen Menschen gleiche Rechte zugestehen wie heterosexuellen. Einer, der sich vehement gegen die Gleichstellung wehrt, ist EDU-Kantonsrat Erwin Sutter.

Die Rechtskomission des Ständerates hat sich vor kurzem für das Adoptionsrecht für alle erwachsenen Personen ausgesprochen. Sind Sie dafür, dass dies möglich sein soll?

Erwin Sutter: Nein. Ich habe mich schon 2005 bei der Abstimmung über das Partnerschaftsgesetz entsprechend geäussert und war auch gegen das Gesetz. Damals hatte man versprochen, dass die homosexuellen Paare keine Kinder adoptieren oder durch medizinische Massnahmen – künstliche Befruchtung zum Beispiel – Kinder zeugen können. Das war eine der Voraussetzungen, weshalb die Bevölkerung dem Gesetz zugestimmt hat.

Was spricht denn gegen die Adoption durch Homosexuelle?

Ich sehe es vor allem aus Sicht der Kinder. Ein Kind braucht Vorbilder, um sich zu entwickeln. Ein Mädchen kann nur zur Frau werden, wenn es eine Frau als Vorbild hat. Auch als Mann hat man bei der Identitätsfindung ein Problem, wenn man bei zwei Frauen aufwächst. Eine intakte Familie mit Vater und Mutter ist nach wie vor das beste Umfeld für ein Kind. Ausserdem besteht die Gefahr, dass das Kind deswegen auch homosexuell wird. Ich will, dass niemandem vorenthalten wird, ein normales, heterosexuelles Leben führen zu können. Wenn man vor der Wahl steht, ein Kind einem heterosexuellen oder homosexuellen Paar zu geben, würde ich klar sagen, dass es dem Kindeswohl wesentlich besser dient, wenn es zu einem heterosexuellen Paar kommt.

Bei einer alleinerziehenden Mutter würde dem Kind auch der väterliche Einfluss fehlen. Ist es nicht diskriminierend, dass Homosexuelle nicht adoptieren dürfen?

Diskriminierung hat keine Priorität, sondern das Kindeswohl. Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Situation bei homosexuellen Eltern optimal ist. Es gibt ohnehin zu wenig Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, weshalb sollten wir sie dann den Homo­sexuellen geben?

Sie hatten sich schon beim Partnerschaftsgesetz gegen die Gleichstellung Homosexueller mit Hetero­sexuellen gewehrt und diese zu verhindern, ist sogar ein EDU-Parteiziel. Weshalb sind Sie gegen die Gleichstellung?

Die heterosexuelle Beziehung ist das, was von der Schöpfungsordnung vorgesehen ist. Eine homosexuelle Beziehung kann deshalb nicht als gleichwertig angesehen werden. Ich habe aber nichts dagegen, wenn man auch für homosexuelle Partnerschaften gewisse Regelungen trifft, etwa zu Erbschaft oder Beistandspflicht.

Die Schweizerische Evangelische Allianz spricht von «Verfehlung der Schöpfungsabsicht Gottes». Teilen Sie diese Ansicht?

Das würde ich unterschreiben.

Schliessen sich Homosexualität und christlicher Glaube gegenseitig aus?

Ich kenne echte Christen, die homosexuell sind. Aber ich denke, wenn jemand Homosexualität praktiziert und kein Bedürfnis nach Veränderung besteht, dann kann es sich schon ausschliessen. Es ist eine Verfehlung und eine Sünde, aber es ist eine Sünde auf der gleichen Ebene wie Diebstahl, Unzucht oder Ehebruch. Das Angebot der Gnade Gottes ist aber immer vorhanden.

Halten Sie Homosexualität für unnatürlich?

Ja. Nur schon aus körperlicher Sicht passt es offensichtlich zwischen zwei Männern oder zwischen Frau und Frau nicht. Aus diesem Grund ist das nicht natürlich.

An einer Veranstaltung während des Nationalrats-Wahlkampfs, die Sie organisiert hatten, wurde die Homosexualität als Krankheit bezeichnet.

Krankheit ist der falsche Begriff, biblisch gesehen handelt es sich um Sünde. Ich glaube, dass Homosexualität in der Regel während der Entwicklung eines Kindes entsteht und beeinflusst werden kann. Nur in ganz wenigen Fällen sind die Eigenschaften schon vorgegeben, ansonsten bildet sich Homosexualität im Lauf der persönlichen Entwicklung durch entsprechende fehlende oder falsche Erziehung aus. Auch gesellschaftliche Einflüsse spielen eine Rolle.

Kann man Ihrer Meinung nach Homosexualität verhindern?

Ja. Homosexualität ist nicht einfach gegeben. Es gibt Institute, wo man sie – wie eine Sucht auch – behandeln kann. Es gibt Beispiele von Leuten, die in einer Therapie waren, ihre Homosexualität überwinden konnten und heute Familie und Kinder haben.

Soll man Homosexualität verhindern?

Für diejenigen, für die Homosexualität ein Problem ist, gibt es, wie gesagt, therapeutische Angebote. Es ist möglich, davon wegzukommen. Die Erfolgschancen bei einer Therapie stehen relativ gut, besser als beispielsweise bei Heroinsüchtigen.

Wie würden Sie reagieren, wenn eines Ihrer Kinder sich outen würden?

Als Vater wäre das sicher keine einfache Sache. Ich würde das Kind dennoch lieben wie zuvor, aber ich würde dem Kind helfen, wenn es zum Problem wird. Wenn es als homosexuelles Kind weiterleben will, würde ich das aber akzeptieren.