«Die Kirche hat wenig Einfluss»

Eine der aktivsten Schweizer Organisationen für die Rechte der Homosexuellen ist der Verein «Queerdom» aus Schaffhausen.

Schaffhausen ist eine gute Stadt für Homosexuelle. Das sagt Michael Läubli, der Präsident von Queerdom. «Das liegt wohl daran, dass der Einfluss der Kirche hier eher gering ist. In Schaffhausen hatten wir noch nie Probleme an unseren Aktionen, hingegen wurde ich in Luzern wie auch in St. Gallen – beides streng katholische Gebiete – arg beschimpft.»

Queerdom wurde 2008 unter anderem von Präsident Läubli und Pressesprecher Ronny Bien gegründet, nachdem die beiden fünf Jahre lang Szenepartys unter dem Namen « Schwöstere-Alaaarm» organisiert hatten. Der Verein sei einer der aktiveren in der Schweiz, wenn nicht sogar der aktivste, sagt Läubli.

Queerdom habe in seiner noch jungen Geschichte schon einiges Aufsehen erregen können in der Szene, meint er. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit und politischen Aktionen wie Unterschriftensammlungen – zuletzt für die Petition «Gleiche Chancen für alle Familien». «Auch in Schaffhausen braucht es Vereine wie uns, als Anlaufstelle für Probleme etwa, oder als Bindeglied zwischen den Mitgliedern und den verschiedenen Dachorganisationen», so Läubli.

«Die Veränderungen in den letzten 10 Jahren sind – dank des Internets – enorm», sagt Bien. «Während die Generation vor uns keine virtuellen Möglichkeiten hatte, um in Kontakt mit Gleichgesinnten zu treten, ist das für die Jungen eine Selbstverständlichkeit.» Durch diese Individualisierung würden sich viele auch gar nicht mehr für gemeinsame Ziele einsetzen, rein nach dem Motto «Was interessiert mich eine Adoption, wenn ich keine Kinder will?»

Bien ist es ein Anliegen, dass auch die junge Genera­tion sich für die Rechte der Homosexuellen einsetzt: «Vielen Jungen fehlt heute das Bewusstsein für den Kampf, den wir schon hinter uns haben. Dieses Bewusstsein ist aber wichtig – vor allem, wenn man bedenkt, dass vielleicht in Zukunft neue Kämpfe notwendig sind. Auch wenn sie mittlerweile eher dünn gesät sind, gibt es sie zum Glück noch, die richtigen Aktivisten», bilanziert Bien, wohl auch mit Blick auf seinen eigenen Verein.

Aktuell zählt der Verein rund dreissig Mitglieder aus der Region Schaffhausen-Winterthur, etwa ein Fünftel davon sind Frauen. Die Aktivitäten sind vielfältig: «unser fast schon legendäres Bowlingturnier etwa, Karaokenächte und das Weihnachtsessen». Ausserdem bietet Queerdom die Möglichkeit zur anonymen Kontaktaufnahme für nicht geoutete Jugendliche, spricht bei Bedarf mit Eltern und Freunden und vermittelt im Extremfall Kontakt zu Fachpersonen oder einem Rechtsanwalt.

«Natürlich haben wir noch einen Haufen Arbeit vor uns und würden uns sehr über neue Mitglieder freuen», sagt Läubli. «Gerade aktivere Frauen würden wir uns wünschen, die sind noch ein wenig untervertreten.» Die Mitglieder treffen sich jeweils am ersten Mittwoch im Monat in der «Crossbox» hinter dem Bahnhof.

Queerdom arbeitet eng zusammen mit den Partnervereinen Wilsch (Winterthurer Lesben und Schwule), HOT (Homosexuelle Organisation Thurgau), der Aids-Hilfe Thurgau-Schaffhausen, den Dachorganisationen LOS (Lesbenorganisation Schweiz), Pink Cross und dem Verein Regenbogenfamilien. Bei den Mitgliedern und «Mitfrauen» besonders beliebt sind die Ausflüge, beispielsweise an die «Europride» oder an die «Zurich Pride».

Michael Läuble tritt als Präsident von Queerdom im Februar 2012 zurück. Der Vorstand hat als möglichen Nachfolger Ronny Bien nominiert.