Mattias Greuter und Thomas Leuzinger über die Presse, Blocher und Ringiers Hundeshop.
«Schaffhauser Nachrichten», «Weltwoche» und «Basler Zeitung» sollen zusammen in einer Verlagsholding untergebracht werden, meinte der «Tages-Anzeiger» vor kurzem zu wissen. Eine Schockmeldung für die SchaffhauserInnen – aber für den Lappi-Leser nicht glaubwürdig. In der letzten Ausgabe sagte «SN»-Verleger Norbert Neininger schliesslich stolz, es gebe «nur noch wenige unabhängige Regionalzeitungen», und versicherte, die Schaffhauser Nachrichten würden «frohen Mutes in zehn Jahren auch das 160. feiern können».
Nun, Blocher hat sich endlich (über seine Tochter Rahel) als (indirekter) BaZ-Besitzer zu erkennen gegeben. Wohl unfreiwillig, weshalb er sich jetzt wieder aus dem Staub macht. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass Christoph Blocher seine Fühler nach Zeitungen ausstreckt, die er in einen SVP-Verlag einbringen könnte. In Schaffhausen wird er mit Blocher TV ja bereits hofiert.
Oder ist es Blochers Frust über die verpatzte Bundesratswahl, der ihn dazu getrieben hat, ins Mediengeschäft einzusteigen, damit seine Positionen endlich auch in den Tageszeitungen klipp und klar dargestellt werden?
Klipp und klar ist in der Medienlandschaft aber ohnehin nichts. So will die Migros angeblich bald eigene Nachrichten produzieren, die dann in den Migros-Filialen abgespielt werden sollen – wahrscheinlich Good-News, da schlechte Nachrichten die Kauflaune senken könnten. Die Post hingegen hat verstanden, dass die Zeitungen einander oft abschreiben, weshalb sie «MyNewspaper» lanciert hat. Diese Zeitung verzichtet konsequenterweise vollständig auf eigene Inhalte und bietet stattdessen einen personalisierten Zusammenschnitt aus verschiedensten Zeitungen – für 60 Franken monatlich. Und wir dachten schon, das suche man sich heute gratis im Internet.
Die Verwirrung hat damit aber noch kein Ende: Wenn Politiker und Grossisten Journalismus betreiben können, dann können Verleger auch Hundefutter verkaufen, dachte man sich bei Ringier. Das international tätige Verlagshaus, welches unter anderem den «Blick» und die «Schweizer Illustrierte» herausgibt, betreibt seit einiger Zeit den Online-Shop «Qualipet» für Hundezubehör. Ob demnächst ein «Blick» speziell für Hunde erscheinen wird, ist nicht bekannt. Dass Journalisten Politiker werden wollen, das wiederum haben schon Filippo Leutenegger, Claudio Zanetti (CC-Talk auf Schweiz 5) oder «Weltwoche»-Journalist Peter Keller bewiesen. Ja, jeder kann heute alles werden.
Wir bringen für sie Ordnung ins Chaos: Journalist wird Politiker, Politiker und Grossist werden Verleger, Verlag verkauft Hundefutter. Die Frage ist: Wer wird eigentlich Hund?