Spatzengesang und Tarzanschrei

Zum Glück braucht es keine Zähne im Mund, um ein Bier durch den Schlund zu schleusen. Und nichts anderes wird von einem erwartet, am Samstagnachmittag im Bernerstübli.

Kurz nach Mittag ist die Stimmung im Traditionslokal am Löwengässchen bereits aufgeräumt bis heiter. Unbekannte Gäste werden warm und herzlich empfangen, mit Umarmung. Schnell werden Stühle freigeräumt im proppenvollen Beizli, wir werden von Stammgästen platziert und in die alkoholschwangere Atmosphäre des Bernerstübli integriert.

An unserem Tisch strahlen zwei Mittvierziger wie Maikäfer. Sie kommen aus Stammheim und gehen jeweils am Samstagnachmittag «e chli go süffle», ab und zu. Hinter uns am Runden führt uns der inoffizielle Beizenkönig seinen Urwaldschrei vor. Er ist beeindruckend.

Die Jukebox neben dem Eingang spielt Nancy Sinatra, Edith Piaf und Peter Alexander. Alles was es braucht, damit eine Jukebox ihren Namen verdient. Die Frauen trinken Weisswein oder Likör, die Männer Bier oder Kafi Fertig. Oder Rotwein, und der kommt im legendären Römer-Glas mit dem grünen, gewellten Sockel daher.

Das Bernerstübli hat uns längst fest umhüllt, von Aufbruch keine Rede mehr. Auch die beiden Maikäfer konnten wir mit einem Römer zum Bleiben bewegen. Die wollten eigentlich noch an eine Metzgete, liessen sich aber ohne jegliche Gegenwehr umstimmen. Der Beizen-Tarzan wiederholt seinen Brunftschrei für die Kamera und niemand will glauben, dass dieser Abend ein Ende haben kann.

Dann aber der Schock: Die Beiz schliesst um acht – an einem Samstag. Es würde sonst jeweils ausarten, erklärt die Wirtin entschuldigend. Unvorstellbar erscheint es einem, jetzt auf die kalte Strasse zu treten. Zu wohl, zu geborgen hat man sich gefühlt in der Wärme der Beiz, in der Musik und dem Rauch und dem gelben Licht. Immerhin: S’ist nicht weit. Die Kerze hat offen.

Weitere Stationen im Beizenrundgang mit dem Lappi: