Mattias Greuter, Marlon Rusch und Thomas Leuzinger über die Schaaren-Autobahn, über die vernachlässigten RadfahrerInnen und einen Lappi, der Fahrt aufnimmt.
Der Fünfliber klappert im Automaten. Wenig später hört man ein Rauschen, zuerst leise, dann immer lauter. Bäche formen sich zwischen den Felsen des sonst trockengelegten Rheinfalls, sie schwellen an, bis der Wasserfall wieder aussieht wie zu alten Zeiten, bevor der Schifffahrtskanal unter dem Schloss Laufen gebaut wurde. Die Flut kracht tosend ins Rheinfallbecken. Nach dreissig Sekunden ist der Spuk vorbei, wo kurze Zeit lang weisser Schaum in die Tiefe stürzte, sieht man wieder blanken Fels. Ein Tanker muss die Schleuse unter dem Schloss Laufen passieren, das Wasser wird wieder umgeleitet.
Noch plätschert es leise von einigen Felsen, aber von Schaffhausen her hört man bereits wieder die Autobahn. Das Autobahnkreuz Fäsenstaub, wo die Autobahn E54 Paris–München mit der A4 kreuzt, die wiederum zur E41 führt, die den Kohlfirst untertunnelt und nach der Auffahrt «Schaaren» mit einer futuristischen Brücke den Rhein überspannt. Man ist mit dem Auto aber nicht nur schnell in einer anderen Stadt, sondern kann auch bequem auf dem Fronwagplatz direkt vor dem Manor parken.
So oder ähnlich könnte Schaffhausen heute aussehen, wenn man die Verkehrspolitik nur auf Autos und Gütertransport ausgerichtet hätte. Das haben wir nicht getan, doch aktuelle Entwicklungen stimmen pessimistisch: Seit kurzem laufen die Bohrer im Galgenbuck und es wird viel über den Ausbau der Stadtautobahn diskutiert. Allesamt Millionenprojekte.
Wer hingegen langsam unterwegs ist, hilft sich selbst und kostet wenig. Velofahrer sind beinahe so pflegeleicht wie Fussgänger. Sie finden immer einen Weg, sie brauchen keine Umleitungen, keine Parkleitsysteme, keine Lichtsignale. Und weil sie so pflegeleicht sind, werden sie oft vergessen. Um Gegensteuer zu geben, gibt der Lappi im Dossier «Langsam Unterwegs» denjenigen eine Stimme, die im politischen Diskurs zu kurz kommen. Der Ausbau der Fussgängerzone in der Schaffhauser Altstadt schlummert seit 13 Jahren in der Schublade, die Idee des «Duraducts» ist noch älter. Der Lappi war mit Verfechtern dieser Projekte unterwegs. Das Ergebnis der Gespräche mit Felix Schweizer vom VCS und Karl Huss von Pro Velo liest Du auf den Seiten 22 und 17. Auch das Skateboard und der Weidling finden ihren Platz im Dossier. Überhaupt waren wir für diese Ausgabe viel unterwegs. Zum Beispiel mit Qaasim Illi, dem Pressesprecher des Islamischen Zentralrats der Schweiz, oder in Wettswil-Bonstetten beim Knüller FC Kosova ZH gegen Wettswil-Bonstetten.
Wie ein Velo zwischen den Autos bewegt sich der Lappi neben und zwischen den grösseren, schwereren und schnelleren Vehikeln durch die Medienlandschaft. Doch er nimmt immer mehr Fahrt auf. Die Abozahlen steigen, und die zehnte Ausgabe, die Du in der Hand hältst, ist mit 40 Seiten die bisher umfangreichste und hat auch eine grössere Auflage als alle vorhergegangenen – einen Dank an dieser Stelle an den VCS Schaffhausen, dessen Mitglieder den Lappi als Beilage zum VCS-Magazin «Kontakt» erhalten.
Der zehnte und zugleich der bisher grösste Lappi wäre eigentlich ein Grund zum Feiern. Wir aber bevorzugen Schnapszahlen. Am 11.11. steigt im TapTab die grosse Lappi-Gala, an der die elfte Ausgabe des Lappi und das dreijährige Bestehen des Magazins gefeiert werden. Einen Vorgeschmack auf das Fest und eine provisorische Auswahl der Nominierten für den ersten «Lappi-Award» findest Du auf Seite 39. In unmittelbarer Nähe des Festsaals gibt es übrigens nicht nur Autoparkplätze, sondern auch die Gelegenheit, Velos, Trottinette und Skateboards abzustellen – wir freuen uns auf dein Kommen.