Günstig, schnell und umweltfreundlich

Für viele Unternehmen wäre der «Velokurier Schaffhausen» der perfekte Lieferdienst für kleine, eilige Sendungen. Dennoch ­muss die kleine Firma um jeden Auftrag kämpfen.

Bild: Yann Aders

Eine Mitarbeiterin einer international tätigen Firma muss geschäftlich nach Russland. Der Termin wurde kurzfristig vereinbart und steht schon in zwei Tagen an. Das Problem: Wie bekommt man so schnell ein Visum? Müsste ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin persönlich nach Bern auf die Botschaft, wäre das zu teuer und würde unter Umständen auch zu lange dauern. Das Szenario ist für viele Konzerne keine Seltenheit. Die praktische und günstige Lösung bietet der Schaffhauser Velokurier: Er holt das Couvert mit dem Pass bei der Firma ab, deponiert es im Serviceabteil der SBB und in Bern wird es von einem Velokurier wieder ausgeladen und zur Botschaft gefahren. Die Dauer beträgt etwa drei Stunden, kosten tut der Dienst 99 Franken und der ganze Transport ist erst noch mehr oder weniger klimaneutral. Wenn dann der abgestempelte Pass am selben oder am darauffolgenden Tag auf gleichem Weg wieder zurückspediert wird, ist die Dienstleistung perfekt.

Der Pionier, der in Schaffhausen hinter dieser ausgeklügelten Logistiklösung steckt, heisst Michael Döring. Im Jahr 1997 gründete er das Schaffhauser Velokurier-Unternehmen mit dem Namen «Öko Trans». Heute heisst die Firma «Velokurier Schaffhausen». Damals, vor 15 Jahren, war Döring alleine. Heute beschäftigt er rund  sechs junge Leute, die sich total etwa 300 Stellenprozente teilen. Seine grössten Kunden stammen aus dem Gesundheitswesen. «Eine Branche, in der es oft um Minuten geht», sagt er. Döring und sein Team liefern Tag für Tag Röntgenbilder des Kantonsspitals an die Arztpraxen und holen dort Laborproben, die dann wiederum ins Spital zurückgehen oder per Bahn an Laboratorien ausserhalb des Kantons versendet werden. Als grosses Plus nennt Döring bei seinem Angebot den günstigen Preis, die zuverlässige und schnelle Lieferung und nicht zuletzt auch, dass er eine zu hundert Prozent klimaneutrale Lieferung garantieren kann.

Am Anfang sei es sehr harzig gewesen. Er hätte etwa 10’000 Flyer gedruckt und sie in mühsamer Handarbeit an die Briefkästen potentieller Kunden verteilt. Schon damals stand übrigens auf dem Prospekt, dass er Kurierdienste per Velo-Bahn-Velo-Prinzip in zwölf Städte der Schweiz anbiete. Die nötigen Investitionen in ein gutes Velo und einen damals enorm teuren Computer hätten ihn schier in den Konkurs getrieben, während die Kunden auf sich warten liessen.

Die letzten 15 Jahre seien aus unternehmerischer Sicht insgesamt anspruchsvoll gewesen. Noch heute könne er seinen Mitarbeitern und sich selbst nur einen Stundenlohn von 22 Franken bezahlen. «Es braucht eine grosse Begeisterung fürs Velofahren und einen unumstösslichen Glauben an ein gutes Produkt», sagt er. «Sonst macht man das nicht.» Döring hat den Glauben an sein Projekt nie verloren. Noch heute ist er überzeugt, dass Expresssendungen per Velo im urbanen Raum eine Zukunft haben. Kopfschmerzen bereitet ihm, dass Röntgenbilder, deren Zustellung einen grossen Teil seines Umsatzes ausmachen, in Zukunft digital verschickt werden. Dörig hofft, dass die Ärzte dafür ihre Laborproben vermehrt per Velokurier versenden werden. Dann wäre der Fortbestand des «Velokuriers Schaffhausen» vorerst gesichert.