Die Methoden der Nelly D.

Ein Rückblick auf die zweifelhafte Vorgehensweise einer neuen alten Kantons­rätin und eine Partei, der das Feingefühl fehlt.

Kurz vor den Wahlen machte es der Lappi bekannt. Nelly Dalpiaz hatte die Kantonsratsliste für die SVP-Senioren mit fragwürdigen Methoden zusammengestellt. Mindestens zehn der KandidatInnen wussten selbst nicht, dass sie um einen Sitz kämpften.

Dalpiaz hatte unter dem Vorwand, es gehe um Unterstützung für die Jugend, die Alten oder um eine Initiative, verschiedene Leute dazu gebracht, die Wahlliste für den Kantonsrat zu unterschreiben. Dass sie damit zu KandidatInnen für die Kantonsratswahlen wurden, war vielen nicht bewusst, doch da sie ihre Unterschrift geleistet hatten, wurde die SVP-Senioren-Wahlliste von der Staatskanzlei akzeptiert und für gültig erklärt.

Nelly Dalpiaz ist EINE DER GEWINNERINNEN DER KANTONSRATSWAHLEN. Sie ist massgeblich an den Aktivitäten der SVP-Senioren beteiligt. Dazu gehörte auch das Zusammenstellen der Kantonsratswahllisten.

Diese Vorgehensweise ist zwar – gelinde gesagt – unter aller Sau, doch sie war von Erfolg gekrönt. Dalpiaz wurde in den Kantonsrat gewählt. Statt Gerhard Blocher. Das mag vielleicht versöhnlich stimmen, doch das Ganze hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Es kann sicher vorkommen, dass einzelne KandidatInnen vergessen oder nicht richtig verstanden haben, dass sie für das kantonale Parlament kandidieren. Allerdings waren es auf der SVP-Liste mindestens zehn. Dazu kam, dass Dalpiaz mehrere KandidatInnen in einem Wahlkreis aufgestellt hatte, in dem diese nicht wohnen. Die Betroffenen bekamen den Wahlzettel, auf dem ihr Name stand, nie zu Gesicht und kriegten gar nichts von ihrer Kandidatur mit. Bis der Lappi anrief. Auf der Liste waren auch einige bekannte Persönlichkeiten unfreiwillig gelistet, die durchaus für einige Stimmen gesorgt haben.

Den Sitz hätten die SVP Senioren zwar auch ohne die Stimmen für die unfreiwilligen KandidatInnen, die der Lappi-Redaktion bekannt sind, gemacht. Doch darum geht es nicht. Störend ist die offensichtliche Geringschätzung, nicht nur gegenüber der demokratischen Kultur, sondern auch gegenüber den SeniorInnen auf der Liste. In der Verteidigung ihrer Methoden war sich Dalpiaz nicht zu schade, ihre KandidatInnen auch noch zu beleidigen: «Wenn Leute nicht mehr so weit denken können, tun sie mir leid», meinte sie auf die Frage von Radio Top, ob sie die Leute überrumpelt habe. Im Gespräch mit dem Lappi meinte sie, die betreffenden Damen und Herren seien halt «nicht mehr ganz zwäg». Dalpiaz, die bei jeder Gelegenheit betont, die älteren Menschen bräuchten eine Vertretung im Parlament, zweifelt am Geisteszustand ihrer Basis.

Die SVP steht dennoch kritiklos hinter ihrer neuen alten Kantonsrätin. Dass Dalpiaz ihre eigene Parteibasis beschimpft und Leute übertölpelt, interessiert die Parteispitze nicht. Werner Bolli wundert sich über die Aufregung und meint, die Listen seien «hundertprozentig in Ordnung» gewesen. Und Dalpiaz selbst? Sie weist alle Vorwürfe vehement von sich. Sie sei zwar überrascht, dass der Kantonsratssitz ihr zugefallen sei, freue sich aber auf ihr Amt. Ihre Glaubwürdigkeit, die sie für das Amt brauchen würde, hat allerdings schon stark gelitten.