Kinder und Waffen – ein Reizthema. Der Lappi hat Spielzeugwaffen und Erinnerungen gesammelt.
Kinder und Waffen sind ein heikles Thema. Beim Thema Kindersoldaten sind die Meinungen schnell gemacht, komplizierter wird es in den eigenen vier Wänden. Was ist, wenn das eigene Kind mit Spielzeugwaffen spielt? Soll man das als Eltern tolerieren? Lassen sich die Kinder ihr Kriegsspielzeug überhaupt verbieten?
Vom Jahrmarkt sind Spielzeugwaffen nicht wegzudenken. Chäbseli-, Chügeli- oder Suugnapf-Pistolen in allen Formen und Farben werden dort feilgeboten. Das Sortiment ist riesig und die AnbieterInnen können sich der Aufmerksamkeit sicher sein – zumindest seitens der Jungs. Hier können die Eltern noch Regeln setzen. Aber auch mit gestrecktem Daumen und Zeigefinger lässt sich eine Pistole darstellen.
Die Lappi-RedaktorInnen haben einige Episoden aus ihrer Kindheit gesammelt, die zeigen, dass wohl die meisten schon früh spielerisch mit Schusswaffen in Kontakt kommen.
Yann
Meine Geschwister und ich sollten ohne Spielzeugwaffen grossgezogen werden, Waffen sind ja schliesslich kein Spielzeug. Doch bekanntlich reizt das Verbotene doppelt, die Anziehung des scheinbar Unerreichbaren wirkt geradezu magisch.
Anstelle von Spielzeugwaffen hatten wir Bauklötze, Lego, einen Werkraum und einen Töpferkeller. Die Kreativität sollte gefördert werden. An Holz und Ideen mangelte es nicht, ebensowenig an Werkzeugen, doch wir nutzten sie nicht so, wie es sich die Mutter vorgestellt hatte: Mit der Dekupiersäge begannen wir schon bald, Pistolen und Gewehre aus Holz zu bauen.
Isabelle
«Worte sind die besten Waffen», haben sie mir stets gesagt, und ich habe stets daran geglaubt. Und reichte mein freches Maul mal nicht aus, so konnte ich immer noch davonlaufen. Doch eines Tages war mein Erzrivale mir gegenüber plötzlich massiv im Vorteil. Weder flinke Beine noch scharfes verbales Geschütz hatten da eine Chance. Berechnend und verwöhnt wie er war, brauchte er wenig, um seine Eltern zu überzeugen, ihm das Objekt seiner Begierde zu beschaffen. Ein Objekt, das mich noch heute an bittere Niederlagen erinnert: Die Chügelipistole.
Rote Flecken zierten fortan meine Beine und Oberarme und ich musste stets die wie aus dem Nichts kommenden, ziehenden Schmerzen dieser kleinen, gelben Kügelchen ertragen, die ich später, meine Wunden leckend, sammelte, um damit zu basteln. Da ich jedoch nicht die Einzige war, die plötzlich unter akut geröteten Körperteilen litt, wurde die Pistole glücklicherweise bald vom Schulareal verbannt. Die Worte als Waffen blieben.
Basil
Als ich noch sehr klein war, hatte mein Vater noch einige WKs zu absolvieren. Damals fand ich das Sturmgewehr, das ich zwar nie zu Gesicht bekam, aber irgendwo im Dachstock gut versteckt war, sehr faszinierend und geheimnisvoll. Mein Vater hat immer genau darauf geachtet, dass mein Bruder und ich ihn nicht in Uniform oder gar mit einem Gewehr sahen.
Der Gedanke, dass wir ihn in dieser Aufmachung bewundern würden oder in irgendeiner Form mit Militär oder gar Krieg in Verbindung setzen könnten, war ihm wohl unangenehm. Ein paar Jahre später kam ich in die «Kriegerlis-Phase». Die kleinen Plastiksoldaten und -panzer, die mir ein Freund zum Spielen ausgeliehen hatte, versteckte ich sorgfältig. Als ich meinem Vater eines Tages ein selbstgezeichnetes Bild eines Kampfjets schenkte, warf er es kommentarlos weg. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Mattias
Die effektivste Waffe meiner Kindheit ist sehr einfach nachzubauen. Von einem Luftballon schneidet man die untere, runde Hälfte ab. Diese stülpt man über das Ende einer leeren WC-Papierrolle und klebt den Rand fest. Jetzt wird ein kleiner Kieselstein in den Ballon gelegt, und von aussen festgehalten. Der Ballon wird nach hinten gespannt und der Kieselstein losgelassen. Die Durchschlagskraft ist enorm, einmal ging sogar eine Doppelglasscheibe zu Bruch. Danach wurde das gefährliche Gerät von den Eltern konfisziert. Im Allgemeinen sprachen sie aber keine Verbote aus – vermutlich im Wissen, dass dies eher kontraproduktiv gewesen wäre.