Transatlantische ­Turbulenzen

Marlon Rusch, Mattias Greuter und Thomas Leuzinger über die Auswirkungen von Naturgewalten auf den Lappi, die Work-Life-Balance und Kunstleder-Mobilität. Bild: ya.

«Fuck you, Sandy!», hallt es aus dem verqualmten Rückzugsort der Lappi-Redaktion auf der Breite in den Nachthimmel. Nicht, dass wir uns aussergewöhnlicher Empathie für die BewohnerInnen New Yorks rühmen wollen, auch die Auswirkungen des Sturms auf die Wahlen, die Auswirkungen der Wahlen auf den Sturm und die Wahlen ganz allgemein interessieren uns herzlich wenig. Davon hatten wir gerade mehr als genug.

Doch: Während der Lappi scheinbar der einzige Faktor überhaupt ist, der den US-Wahlkampf nicht beeinflusst, wirbeln die Geschehnisse in den USA, konkret die Zerstörungswut des Sturms mit dem niedlichen Namen «Sandy», unsere Arbeit ordentlich durcheinander.

So mussten wir uns um eine der Errungenschaften sorgen, die wir Dir im neuen Lappi präsentieren wollen: Die Kunstseiten – in Farbe. Denn just als der Lappi in die Abschlussphase eintrat, kappte Sandy die Verbindung zu Künstler Olaf Breuning; sein Atelier in Manhattan war von der digitalen Welt abgeschnitten. Erst nach Tagen drangen wir zu ihm durch und brachten in Erfahrung, dass Breuning wohlauf, aber ohne Strom und Internet ist. Kunst überwindet Grenzen: Irgendwie finden die Bilder doch noch den Weg in die Schweiz.

Es klappt, wie es irgendwie immer klappt im gesegneten Refugium, in das sich der Kern der Redaktion jeweils für lange Tage und Nächte zurückzieht und erst wieder Sonne hereinlässt, wenn die neuste Ausgabe durch die Druckerpresse rattert. Darüber dürft Ihr, liebe LeserInnen, denken, was Ihr wollt. Ihr könnt uns vorwerfen, unsere Work-Life-Balance sei aus den Fugen geraten, Ihr könnt uns als Nerds abtun, uns verachten. Doch müsst Ihr eingestehen: Das Endprodukt, der Lappi in neuem Gewand, ist – zumindest optisch – sauaffengeil!

Ach ja, mangelnde Weitsicht könnt Ihr uns auch vorwerfen: Unzählige Male haben wir Euch an dieser Stelle gebeten, den Lappi finanziell zu unterstützen. Wir versprachen uns davon schöne Gadgets wie einen Server, der unsere Produktionsabläufe beschleunigen würde. Wir erhofften uns hochwertigeren Schnaps, Trinkgeld für den Pizzakurier und, in unseren kühnsten Träumen, einen kleinen Lohn für unsere Arbeit.

Jedoch besteht kein Zweifel: Hätte uns König Mammon erst einmal in seinen Fängen, würden wir übermütig und nicht davor Halt machen, unseren Estrich gegen ein «echtes» Büro einztuauschen. Vielleicht in der Altstadt mit Munotblick, Heizung, fliessendem Wasser und all dem anderen luxuriösen Kram. Wir würden auf kunstledrigen Bürostuhlungeheuern zwischen Kaffeemaschine und Smoker’s Lounge hin- und herrollen und dabei unser eigentliches Ziel aus den Augen verlieren. Bei der Arbeit am Dossier dieser Ausgabe haben wir deshalb vorsorglich geübt, das Ziel fest im Visier zu behalten. Mit Erfolg, wie wir finden. Doch urteilt selbst, liebe LeserInnen – viel Spass bei der Lektüre.