Mattias Greuter und Thomas Leuzinger über Perspektiven junger Journalisten
In den Schweizer Medien wird nach einem Kommentar des jungen «Bieler Tagblatt»-Journalisten Joel Weibel intensiv über die Perspektiven im Journalismus diskutiert. Langwierige Recherchen habe er zwischen das stressige Pflichtprogramm geklemmt, Interviews am Sonntagabend zu Hause vorbereitet und Reportagen mit kritischem Unterton seien von höchster Stelle kritisiert worden.
Er ist nicht der Einzige, der das erlebt hat, und nicht der Einzige, der sich überlegt, in die Werbung und Vermarktung zu wechseln und einen Drittel mehr Lohn zu kassieren.
Was Weibel beschreibt, ist auch bei uns nicht gross anders. Recherchen müssen wir auch dazwischenklemmen, Interviews und überhaupt den ganzen Lappi zu Hause und nach Feierabend vorbereiten. Das kann man so nicht nur begrüssen, aber es ist in der Medienbranche eine Realität. Ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, ist es auf jeden Fall nicht. Denn eines macht den Stress und die Arbeit wett: der Spass an der Sache.
Wenn eine Zeitung keine Recherchen anstellt, dann macht sie das nie aus dem Grund, dass es keine Themen geben würde. Das zeigen in dieser Ausgabe die Beispiele der Hotelfachschule in Beringen und der «Warteräume» der Schaffhauser Polizei, die in Cool Down Pink gestrichen sind. Vielmehr ist es die Stimmung in den Redaktionen. Wenn Recherchen nicht anerkannt, begründete Kritik nicht begrüsst wird, dann macht auch die Arbeit keinen Spass.
Man denke an die letzte grosse Recherche einer Schaffhauser Zeitung zurück. Nur den Wenigsten wird spontan eine einfallen, die auch gelungen war. Nachrichten sind für unseren Medienplatz nicht so interessant; diese verbreiten sich im Schaffhauser Klüngel auch ohne Zeitung rasend schnell. Richtige Arbeit leisten diejenigen, die herausfinden, wie der Schaffhauser Klüngel verdrahtet ist.