Filmverführung
40 kulinarische Filmperlen.
Um die guten Vorsätze der geneigten LeserInnen zur im Februar begonnenen Fastenzeit kräftig zu sabotieren: 40 Tage Fastenzeit – 40 kulinarische Filmperlen, die Appetit auf mehr machen. In diesem Sinne – en Guete!
A la carte
Das Restaurant als Universum – da dreht sich alles um die bevorstehende Eröffnung in «Big Night»*, grandios besetzt mit Stanley Tucci und Tony Shalhoub. Martina Gedeck als «Bella Martha» dagegen hat Probleme mit ihrem italienischen Sous-Chef. Das US-Remake «Ein Rezept zum Verlieben» ist noch klebriger. Tragisch die melancholische Komödie «Jennas Kuchen», überschattet von der Ermordung der Regisseurin. Dann doch lieber Ulrich Thomsen und seine Gang von dänischen Dummkriminellen, die in «Blinkende Lichter» ein Restaurant hochziehen. Oder Moritz Bleibtreu kieztreu in Fatih Akins «Soul Kitchen». Skurril geht es zu in «Rare Birds» – William Hurt betreibt das Gasthaus am Ende der Welt in Neufundland. Kokain, Holzenten, Gourmets und U-Boote. Herrlich.
Fast Food
Die Freuden des schnellen Genusses. Rivalität um ein Sossenrezept in «Pizza Pizza», trotz Julia Roberts goutierbar. Sophia Loren lehrt Cary Grants Sohn in «Hausboot» wie man Pizza isst. Delikat! Vatersorgen, Kung Fu-Filme und Döner in «Kebab Connection» aus der Feder von Fatih Akin. Eher wenig gegen den Hunger bewirkt die Kräutermischung des Pizzadienstes «Lammbock», aber Wotan Wilke Möhring mit Tourette ist ganz gross.
Kochen für Freunde
Viel gemenschelt wird im Klassiker «Grüne Tomaten», mir allerdings etwas zu fad. Lieber «Babettes Fest», da wird nach Entbehrungen mal so richtig aufgetischt. Den meisterhaften Küchenchef «Vatel» nehme ich dem dicken Herrn Depardieu sofort ab, bravo. Dagegen bleibt die sonst so feurige Penelope Cruz als Kochshow-Host in «Woman on Top» etwas wenig bissig.
Primi Piatti
Unvergesslich das Spaghetti-Rezept, das Pacino in «Der Pate» verraten wird. Marlon Brando parodiert sich selbst wunderbar und serviert Waransteaks in der köstlichen Posse «Freshman». Danny Aiello, ebenfalls gern als Mafioso besetzt, ist Restaurantboss mit zwielichtigen Gästen in «Dinner Rush».
Tempel der Erleuchtung
Der spezielle Umgang mit Speisen in Asien: Die Kung Food-Akrobatik in «God of Cookery»* ist unglaublich. Nicht weniger turbulent und mit Kochduell versehen «Das Bankett des Kaisers». Gleich zwei Remakes erfahren hat «Eat, Drink, Man, Woman» von Ang Lee. Die ergreifende Familiengeschichte berührt auch als «Tortilla Soup» und «Soul Food». In Seoul, Südkorea, findet sich das «Beijing Chinese Restaurant»* mit all seinen geheimnisvollen Rezepten und gleich um die Ecke gibt’s Crèmeschnittchen in der «Patisserie Antique»*, einer zuckersüssen Komödie um Torten und Tunten. Das beste Nudelsuppenrezept sucht die japanische Witwe «Tampopo» und findet die magische Verbindung von Sex und Essen. Das gelingt dem «Ramen» Girl Brittany Murphy nicht, das Ergebnis ist im Vergleich eher auf Tütensuppen-Niveau.
Spicy!
Die Sinnlichkeit der Gewürze behandelt der griechische Leckerbissen «Zimt und Koriander», genau wie die bezaubernde «Hüterin der Gewürze» mit der betörenden Aishwara Raj.
Kinderteller
Das grosse Kindermenü ist sicher «Ratatouille» aus dem Hause Pixar, grandios animiert und voll feinster Zutaten. Wie Fischstäbchen mit Pommes. Aber auch «Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen» mit der Story um Essen, das aus dem Himmel fällt (Manna?), weiss zu gefallen.
Nach Art des Hauses
Für den groben Geschmack. Die Einen übertreiben es in «Das Grosse Fressen», andere kommen in die Wurst wie in «Delikatessen», dem ähnlich titulierten «Dänische Delikatessen» oder in Schlingensief’s ungeniessbarem «Das Deutsche Kettensägenmassaker». Manche landen gar ganz auf dem Esstisch wie in «Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber» und dem Kannibalen-Western «Ravenous», einem Genuss der besonderen Art.
Le Dessert
Dass Liebe durch den Magen geht, bestätigt «Bittersüsse Schokolade» – aber wer könnte Audrey Tautous Crème-Brûlée-Szene in «Amélie» je wieder vergessen? Der Höhepunkt der Dessertkarte bleibt für den Verfasser jedoch noch immer die Verführungskunst von Juliette Binoche in Lasse Hallströms «Chocolat», der, wie der Zufall es so will, genau zur Fastenzeit spielt.