Der Pfad zur dunklen Seite

Fürchtst Du dich im Dunkeln? Dann nimm die Taschenlampe unter die Decke und stürze dich in die Lappi-Lektüre. Während die Tage immer länger werden, hat sich der Lappi fürs aktuelle Dossier ins Reich der Dunkelheit begeben.

Dunkel ist es auch gerade jetzt, wo die letzten Seiten dieses Lappi die letzten Korrekturen erfahren, dunkel werden Tags darauf die Schatten unter den Augen der Lappi-RedaktorInnen sein, wenn sie als lichtscheue Gestalten in ihre Lohnarbeitsstätten kriechen und die Stunden zählen werden, bis sie sich ins wohlige (Halb)dunkel der Feierabendbierkneipe zurückziehen können. Nun aber zu diesem Heft.

Während die Selbstversuch-Reportage im Darkroom mangels beherzter RedaktorInnen scheiterte, gelang die Recherche zum Konsumverhältnis von hellen, beziehungsweise dunklen Nahrungsmitteln trotz Verdunkelungsgefahr: Aus Angst, ihre Umsatzzahlen könnten ans Licht kommen, verweigerten gewisse Detailhändler hartnäckig die Aussage. Kooperativere Kräfte gaben dann zum Glück doch noch bereitwillig Auskunft. Wir kaufen fortan nur noch bei Migros ein. Aber zurück ins Dunkel.

Ein Ausflug führt die Lappi-Redaktion ins kantonale Herz der Finsternis, wo Fremde mit argwöhnischen Augen beobachtet werden, wo die High-Noon-Stimmung ganz ohne sengende Sonne die Szenerie beherrscht und wo ein und derselbe obskure Klan seit Anbeginn der Zeit herrscht. Etwas weniger beklemmend, aber keineswegs konfliktfrei, ging es im Zürcher Restaurant «blindekuh» zu und her.

Die Redewendung «dunkel wie in einer Kuh» hat im Übrigen ursprünglich nichts mit der Kuh zu tun, sondern mit dem «Kau», was von «Koje» stammt, was wiederum von fahrenden Händlern für «enges Loch und Gefängnis» verwendet, von den Sesshaften jedoch als Kuh missverstanden wurde. Davon zeugt auch der Begriff «Kuanaacht», der noch heute im Schwäbischen für dunkle Nächte gebräuchlich ist – oder für eine Party-Reihe im Schunkelsegment, in der Kuh-Bar bei Hannover. Ein Mondkalb ist indes lapidar ein missgebildetes Kalb, dessen Fehlbildungen im 16. Jahrhundert auf den negativen Einfluss des Mondes zurückgeführt wurden.

Der Reiz des Dunkeln ist gross – für jene, die im Licht des Tages leben. Bei Alberik Ziegler ist es immer dunkel. Wie er als Blinder sein Leben meistert, erfährst Du im ersten Text dieses Dossiers. Und wem es nach der Lektüre zu düster zumute ist, dem sei zwecks Lichtwerdung die mantrahaft wiederholte Lektüre des Berichts über eine Esoterik-Messe auf Seite 10 zu empfehlen. Und nochmals: Fürchte dich nicht. Denn wie schon Jedi-Meister Yoda sagte: «Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite.»