Die Kids können es besser

Die Jugendarbeit lädt zum Kulturabend und keiner geht hin. Eine Analyse von Marlon Rusch.

«Belgrad meets Schaffhausen», das erfuhr ich spontan an einem Freitag Anfang Mai. Ein serbischer Kulturabend unter freiem Himmel. Zwei Konzerte, Spanferkel und serbischer Wein hatten wenig Mühe, mich zu überzeugen. Als ich um 19 Uhr im Mosergarten ankam, war aber erst einmal gar nichts los. Fünf bis zehn Gäste tummelten sich auf dem Platz. Sowohl die Männer vom Serbischen Kulturverein, die Spanferkel und Pljeskavica verkauften, als auch die Organisatoren der Jugendarbeit standen überzählig und leicht ratlos auf dem Platz.

Der serbische Burger und der weisse «Rizling» aber schmeckten gut, und die Bands, die auf dem Programm standen, liessen hoffen: Die junge Schaffhauser Formation «The Daisies» und «Šalterski Službenik» aus Belgrad sollten mit Indie die Bühne rocken. Doch auch hier passierte erstmal nichts. Als «The Daisies» um 20 Uhr die Bühne betraten, stellten die Organisatoren fest, dass der Sound noch nicht gecheckt wurde. Sie begannen zu hantieren, doch prompt bockte die behelfsmässig zusammengewürfelte Musikanlage.

Eine Stunde Stille. Von den wenigen Gästen, die nach und nach eintrudelten, verliessen die ersten den Mosergarten bereits wieder enttäuscht. Die Stimmung der «Daisies» war ebenfalls sichtlich getrübt. Schliesslich konnte dann doch noch gespielt werden, vor kleinem, aber begeistertem Publikum. Bis die Polizei das Fest kurz nach 22 Uhr auflöste.

Die Veranstaltung könnte man durchaus als Reinfall bezeichnen. Die Jugendarbeit kostete sie viel Geld, die serbische Band reiste extra für drei Konzerte nach Schaffhausen und spielte dann vor ein paar Handvoll Leuten. Am Donnerstag im Jugendclub B45 waren etwa fünf Nasen da. Am Samstag konnte sie immerhin noch bei einem Night Soccer Turnier auftreten. Der Serbische Kulturverein kochte Fleisch für eine ganze Garnison und wurde nur einen Bruchteil los – die Jugendarbeit musste ihm ein ganzes gebratenes Ferkel abkaufen –, und viele kulturinteressierte Leute, die einen solchen Anlass bestimmt goutiert hätten, wussten erst gar nichts davon.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung haperte es: bei der Werbung. Die Jugendarbeit liess den Mitgliedern des Serbischen Kulturvereins – immerhin 100 Familien – eine Einladung zuschicken. Dabei bedachte sie aber wohl nicht, dass die Serben an diesem Wochenende Ostern feiern. Der Freitag war ihr Karfreitag, besinnlicher Familientag, viele essen aus Prinzip kein Fleisch. Ganz wenige kamen. Das Plakat, das von der Jugendarbeit gestaltet wurde und das übrige Volk anziehen sollte, war weder präsent noch ansprechend.

Da könnte man sich eine dicke Scheibe von der ICF-Promo abschneiden. Oder von TapTab-, Kammgarn- und Orientplakaten. Einfach die Connections der Kids spielen lassen und jemanden holen, der etwas von Grafik und vor allem vom Zielpublikum versteht. Voilà. Dasselbe gilt für die Musikanlage. Ein semiprofessioneller Tontechniker, der die Anlage kurz justiert, fällt in der Endabrechnung kaum ins Gewicht, hätte den Anlass aber massiv aufgewertet. Und wieso wurde keine Verlängerung beantragt, damit der Anlass nicht bereits um 16 Uhr anfangen musste, sondern dann, wenn die Jugendlichen Feierabend haben und in den Ausgang gehen?

Die Jugendarbeit täte gut daran, solche Events künftig nicht engstirnig in Eigenregie durchzuboxen, sondern die Jugendlichen mit an Bord zu holen. Die kennen sich mit Tontechnik und Grafik bestimmt besser aus. Und wenn sie miteinbezogen werden, gehen sie auch hin.