Thomas Leuzinger und Marlon Rusch über die Entwicklung der Genossenschaften.
Im Schaffhauser Kulturleben gab im Frühling vor allem eines zu reden: die Fass-Beiz. Die genossenschaftliche Idee wurde nach über 30 Jahren endgültig aufgegeben, stattdessen ist nun eine GmbH in der Webergasse 13 eingezogen. Der Lappi ist nochmals vertieft der Frage nachgegangen, weshalb sich die Genossenschaft wirtschaftlich nicht halten konnte.
Egal, wie sich der Betrieb und die Stimmung in der Beiz in den nächsten Jahren verändern werden, und ob die neue Betreiberin den nötigen Umsatz erzielt oder nicht: der Entscheid hat Symbolkraft. In einer Zeit, in der die Linken gerade im Wohnbau das Genossenschaftsmodell vehement propagieren, lassen Leute aus ihrem Umfeld mit der Fass-Beiz dessen traditionsreichsten Leuchtturm zu Grunde gehen.
Genossenschaften stehen heute vor allem bei der Linken auf der politischen Agenda. Dies, obwohl der Ursprung durchaus bürgerlich geprägt ist. So erklärt auch der Duden den Begriff Genossenschafter mit «Leuten, die das Heu auf der gleichen Bühne haben» – LandwirtInnen sind heute noch vielerorts in Landmaschinen-, Milch- und Käsereigenossenschaften organisiert. Dick Geld verdienen lässt sich mit dem Konzept aber nicht. Und wo sich niemand bereichern kann und alle gleichermassen profitieren, will die neoliberal geprägte Rechte natürlich kategorisch nicht mitmachen.
Sie weicht dem Thema aus, und wie das Beispiel Fass zeigt, sind Genossenschaften in Schaffhausen auch links der Mitte nicht mehr sakrosankt. Dabei wären regional organisierte Unternehmen, die ihre MitarbeiterInnen ins Zentrum stellen, eine valable Antwort auf multinationale Konzerne, die keinerlei Verantwortung für die Region übernehmen und wegziehen, wenn die Steuergeschenke nicht gross genug sind.
Vielleicht ist es etwas überinterpretiert, die Angelegenheit auf eine politische Ebene zu hieven und die Fass-Beiz zum Exempel eines grundsätzlichen Umdenkens der Linken hochzustilisieren. Vielleicht spielte auch ganz einfach der Zufall mit, und dieser Tage fanden sich im Fass-«Kuchen» einfach nicht genug engagierte Köpfe, die die Beiz-Genossenschaft bedingungslos und mit Leib und Seele aus der Misere manövrieren wollten. Dass eine Genossenschaft funktionieren kann, beweist eindrucksvoll die Schäferei. Als Aussenposten der Fass-Beiz gegründet, hat sie sich wenig später als eigene Genossenschaft abgekoppelt und wirtschaftet seither profitabel. Erst kürzlich konnte sie ihr Fünf-Jahre-Jubliäum feiern. Das macht Mut.