Sicherheit …

Zwei Rundgänge durch die Schaffhauser Altstadt schaffen Abhilfe bei Angst vor Überfällen respektive dem Überwachungsstaat.

Sicherheit ist ein subjektiver Begriff. Die einen fühlen sich am sichersten, wenn sie möglichst wenig mit anderen Menschen interagieren müssen, die anderen suchen Sicherheit in der Menge wie ein Herdentier. Ähnliches gilt auch bei der Frage der Überwachungskameras, die Schaffhausen sicherer machen sollen.

Wer die Sehenswürdigkeiten Schaffhausens bei Nacht seinen Sicherheitsbedürfnissen entsprechend besichtigen möchte, wählt den ersten Rundgang, der speziell für ParanoikerInnen ausgearbeitet wurde und auf ZeitgenossInnen mit hohem Sicherheitsbedürfnis ausgerichtet ist. Unter dem wachsamen, elektronischen Auge von Freund und Helfer besteht keine Gefahr seitens der gefährlichen Gestalten der Nacht.

Der Zweite Rundgang richtet sich an StaatsskeptikerInnen der alten Schule und garantiert überwachungsfreies, datenschutzkonformes Sightseeing. Für beide Gruppen gibt es einen sicheren Weg durch die Stadt – sie müssen nur den entsprechenden Linien folgen und die Bereitschaft mitbringen, auf den jeweils anderen Teil der Stadt zu verzichten.

… durch Sichtbarkeit

Du willst auf Ihrem Weg durch die nächtliche Altstadt möglichst durchgehend überwacht werden? Kein Problem. Wir beginnen den speziell auf Sie zugeschnittenen Rundgang auf dem Fronwagplatz. Hier hat es leider noch keine Kameras.

Auch in den Hauptachsen Vorstadt und Vordergasse gibt es kein wachsames Auge, das Dich beschützen könnte. Um schnellstmöglich ins Blickfeld einer der schwarzen Halbkugeln zu kommen, biege möglichst zügig in die Stadthausgasse (1) ein.

Dort angekommen, siehst Du das kleine, aber beruhigende Schild, welches auf die Videoüberwachung hinweist. Die dazugehörige Kamera befindet sich an der Südfassade des Stadthauses. Insgesamt sechs davon behalten Dich sicher im Auge, während Sie durch die Gasse schlendern. Keine Angst also vor dem vielleicht etwas lauten Ausgangsvolk zwischen Orient und Cuba Club (2).

Doch beim Kirchhofplatz (3) angekommen, wird es kritisch: Die nächste Kamera befindet sich erst an der Ecke Pfrundhausgasse/Repfergasse. Klammere Dich sich also fest an Deine Handtasche und überquere sicheren Schrittes den Kirchhofplatz. War es hier zumindest noch hell, musst Du Dich nun durch die Pfrundhausgasse (4) wagen.

Links lockt das lauschige Agnesengärtchen, doch dort hat es weder Laternen noch Kameras – schnell weg. Biege in die Repfergasse (5) ein, und schon stehst Du wieder direkt unter dem Halbrund, das eine Aura von Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit versprüht.

Auf der Höhe des Rosengässchens (6) bist Du zwar mitten in der Meute, die sich zwischen Tabaco und Domino bewegt, dafür aber auch im Blickfeld der nächsten Kamera. Die Webergasse musst Du leider meiden, doch wenn Du Kameras befürwortest und ein ängstlicher Mensch bist, würdest Du Dich dort wohl ohnehin nicht besonders wohl fühlen. Auf dem Platz bist Du aber sicher, so lange Du Dich südlich und östlich des Brunnens (7) aufhältst.

Verlasse den Platz keinesfalls auf der Gegenseite in Richtung Krummgasse – dort wärst Du abseits der überwachten Zone und damit im Reich dunkler Raubüberfall-Tatverdächtiger. Gehe Stattdessen durch die Safrangasse (8) und, mangels Alternative, auf dem Weg wieder zum Froni, auf dem Du das urbane Zentrum betreten hast. Gratulation – Du hast die Schönheiten des nächtlichen Schaffhausens erkundet und musstest dabei den Schutz der videoüberwachten Zone kaum verlassen.

… durch Unsichtbarkeit

Du suchst Sicherheit vor den Kameras, nicht durch sie? Auch das gibt es in Schaffhausen. Vom Fronwagplatz aus gehst Du die ganze Vordergasse (a) hinunter, eine der schönsten Gassen der Stadt. Geniesse das Haus zum Ritter, den St. Johann und den Tellbrunnen (b) – auf all das müssen die übervorsichtigen Spassbremsen verzichten. Dafür ist das Nachtleben hier etwas dürftig.

Auf keinen Fall darfst Du in Richtung TapTab und Kammgarn abbiegen, dort wimmelt es nur so von Kameras. An der lärmigen Bachstrasse (c) ist es nicht gerade gemütlich, deshalb gehst Du durch die Brunnen- und die Ampelngasse (d). An deren Ende angekommen, kannst Du jedoch nicht nach links zum Kirchhofplatz (3) abzweigen, denn dieser wird von einer Ecke aus überwacht.

Vielleicht könntest Du hinter dem Schulhaus durchschleichen, doch von dort aus müsstest Du durch die Pfrundhausgasse (4), und kämst direkt zur Kamera an der Ecke zur Repfergasse. Du musst wohl oder übel wieder auf die Bachstrasse zurück (e). Und wage durchaus einmal einen spontanen Wechsel der Strassenseite.

Der unterste Abschnitt der Repfergasse (f) ist sicher, wenn Du danach sofort zur Agnesenschütte abzweigst und dabei darauf achtest, dass Dein Gesicht der Bachturnhalle zugewandt ist. In der Webergasse (g) bist Du vor dem Auge des Staats sicher, nur an einer Stelle wird es brenzlig: Beim Eingang zum Rosengässchen (h) musst Du möglichst rasch vorbeischlüpfen – wer weiss, wie weit die dort angebrachte Kamera sieht.

Tipp: Warte, bis ein kräftig gebauter Mensch vorbeikommt und verwende ihn als Tarnschild, indem Du die gefährliche Passage zu seiner Rechten gehend überbrückst. Den Rest der Webergasse kannst Du sorgenfrei geniessen, das Gleiche gilt für die malerische und kamerafreie Vorstadt (i).

Bevor Du wieder zum Fronwagplatz zurückkehrst, kannst Du – falls Du besonders waghalsig bist – auch einen kurzen Abstecher auf den Platz wagen. Achte dabei darauf, dass Du den Sichtschutz des Landsknechts auf dem Brunnen (k) auf keinen Fall verlässt. Wenn Du unserem vorgeschlagenen Pfad genauestens folgst, garantieren wir Dir den Schutz Deiner äusserst wertvollen Identität.