«Schlag mich mit dem Rübenstück»

Guz ist wieder auf Tour – dieses mal ohne die «Averells». Auf seiner Soloplatte zeigt er sich einmal mehr wunderbar absurd.

Fünf Jahre sind seit der Veröffentlichung seines letztes Albums «Mein Name ist GUZ» (Trikont/Richie) ins Land gezogen. Fünf Jahre, während derer Olifr Maurmann einen Herzinfarkt überlebte, vier Platten und fünf Tourneen mit den Aeronauten, der Zukunft und den Zorros sowie einen Berg an Produzentenjobs für Stahlberger, King Pepe, Nadja Zela, The Peacocks, Baby Jail oder Tom Krailing im Star Track Studio stemmte – und es darüber hinaus auch noch schaffte, sich als Solo-Musiker neu zu erfinden.

Seit Herbst letzten Jahres ist GUZ wieder auf Tour, ohne seine Backing-Band The Averells, bespielt alleine mit Gitarren und Beat-Geräten die Kleinbühnen von St. Gallen bis Bern. Er tut es mit altem Witz und neuem Material, wovon es zwölf Stücke auf seinen mittlerweile achten, im Alleingang produzierten Tonträger «GUZ: Der beste Freund des Menschen» (Richie/Rookie) geschafft haben.

Die Platte wird ab dem 8. November käuflich zu erwerben sein, und beginnt dort, wo das Aeronauten-Doppelalbum «Too Big To Fail» aufgehört hat – mit einem Instrumentalstück. Kesselpauke, Shaker und Gitarre bereiten den Boden für eine triumphale Trompete: «General GUZ befreit Pyongyang». Und Ennio Morricone reitet mit.

Der beste Freund des Menschen will spielen – mit seiner Musiksammlung, mit Zitaten, mit dir: «Ich würde dauernd im Kreis rumrennen, wenn ich nicht gefesselt wär. Ich würde dauernd im Hof rumschreien, wenn ich nicht geknebelt wär. Schlag mich vor, schlag mich zurück, schlag mich mit dem Rübenstück – Es wird Zeit, dass du deinen Arsch jetzt in meine Richtung schiebst!», singt GUZ in «Lektrizität» über einen treibenden Beat.

Von Vampiren auf Codein

«Mein Name ist GUZ» war ein Album wie aus einem Guss: GUZ’scher Blues und Text. Das neue Album kommt abwechslungsreicher daher, weil GUZ experimentiert wie in seinen frühen Jahren: Neben dem eröffnenden Instrumentalstück könnte auch «Stilles Haus» als Filmmusik durchgehen. Für einen Film über einen Vampir auf Codein, der des Nachts die Wüste durchstreift. «Liebe beisst» erinnert an «1 bis 10» oder andere alte Songs aus der Feder des Meisters. Und «Beobachten und auswerten» – das obligate Stück über Ausserirdische, denn GUZ ist ein Experte auf dem Gebiet – ist nie gehörte Jungle-Rhythm-Space-Americana.

Auch mit Tieren kann er’s gut: Guz, der beste Freund des Menschen.

Der Mann mit der Gitarre hat sich zudem mit dem Klavier angefreundet. Es bringt den Pathos in die Stücke, die es vertragen können: «Sommer 1984» etwa, eine ergreifende Hommage an die Liebe in Zeiten des Punkrocks. Und auch sonst hat er für die Albumversion seiner neuen Lieder Synthie-Sounds und Samples eingespielt, dass es eine Freude ist. In «Anpumpen» beginnt GUZ mit der Gitarre, sampelt Vogelgezwitscher, lässt Streicher im Pizzicato folgen, bevor er zur Melodie von «Hey Jude» singt: «Wir werden immer jemand finden, den wir anpumpen können». Ein Chor setzt ein und vollendet die Schnorrer-Hymne. Nüchternes Fazit: Hit! Hit! Hit!

So finden sich auf seinem neuen Solo-Album keine zwei Songs, die ähnlich klingen. «Kleiderladen» – GUZ zieht im Text einen roten Faden vom Sündenfall im Paradies zu den Orten, wo zuverlässig die grösste Scheissmusik läuft, denn die Gewahrwerdung der eigenen Nacktheit führt zum Kleiderzwang und der Kleiderzwang direkt in den Kleiderladen – ist ein irres Dixie-Stück. «Neid» wiederum – GUZ singt im Refrain: «Neid, Neid», lässt einen letzten Akkord ausklingen, schreit: «Iiiiiiiiiiich bin zerfressen von Neid!», um dann wieder mit aller Kraft in die Saiten zu hauen – bedient sich musikalisch beim Grunge.

Und dann sind da noch «Hassloch», ein melancholischer Gitarren-Song über ein Kaff auf der deutschen Landkarte, das kryptische-nostalgische «Morgen gehörte uns» mit einer ohrwurmverdächtigen Gesangs-, Gitarren- und Klaviermelodie im Refrain und «Drogen nehmen und rumfahren», die Neueinspielung des Mitsing-Hits, den er anno 2010 für «Die Zukunft» schrieb und mit Bernadette La Hengst und Knarf Rellöm einsang.

Guz spinnt – immer weiter

Nicht auf das neue GUZ-Album haben es drei neue Songs geschafft, die jedoch ebenfalls veröffentlicht werden, wohl übers Netz. Die Rede ist von «Nachtsichtmodus», «La Notte Del Morti Viventi» und «Du spinnst immer noch».

Und um den Titel dieses letzten Stücks auf Maur­mann höchstselbst anzuwenden: Er spinnt immer noch. Was der Grund dafür sein dürfte, dass uns der Mann mit seinen Texten und seiner Musik auch nach über einem Vierteljahrhundert permanenten Musizierens und Musikproduzierens zu keinem Zeitpunkt langweilt.

«GUZ: Der beste Freund des Menschen» kommt am 8. November als LP, CD und Download raus. Weitere Informationen findest Du auf seiner Facebook-Seite.