Die Zivilisation als Müllhalde

Wo der Mensch lebt, hinterlässt er Abfall. Nun gibt es viele Möglichkeiten, wie er damit umgehen kann. Der Mensch hat sie alle ausprobiert: Im Boden verbuddeln, den Fluss abwärtstreiben lassen, abfackeln. Ausgediente Satelliten lässt er auch gerne im Weltall vor sich hin schweben und Elektroschrott entsorgt er in afrikanischen Staaten auf riesigen Müllhalden. Dort klettern wiederum die Ärmsten herum, auf der Suche nach wiederverwertbaren Überresten, um sie gewinnbringend zu verkaufen und damit die Familie durchzubringen.

Schon seit jeher war das Geschäft mit dem Müll nämlich lukrativ. Kein Wunder, kümmert sich in Italien die Mafia um den Abfall. Den Schaden hat meist zuerst die Natur, und dann der Mensch selber. So merkten die SchaffhauserInnen im Mittelalter erst, dass es unklug ist, Tierkadaver in den Rhein zu werfen, als man selber unter dem Abfall der Steiner und Diessenhofer zu leiden begann (Als tote Kühe im Rhein trieben).

Heute stopft der Schaffhauser seinen Müll in einen schwarzen Sack, klebt eine Marke drauf und stellt ihn beim Gang zur Arbeit vor die Tür. Kehrt er zurück, ist der Abfall weg. Bereits am gleichen Abend füllt er den nächsten Sack, mit neuem Müll. Noch im vergangenen Jahrhundert landete ein grosser Teil des Schaffhauser Güsels auf offenen Deponien, verstreut im ganzen Kanton. Irgendwann kam jemand auf die glorreiche Idee, den ganzen Kram zuzuschütten. Aus den Augen, aber noch nicht ganz aus dem Sinn (Wo der Hund begraben liegt).

Seither hat der Mensch nachgedacht und ein komplexeres Abfallentsorgungssystem entwickelt. Heute gibt es für fast jede Art von Müll eine eigene Abgabestelle. Dosen schmeisst der Mensch in Container, PET-Flaschen bringt er zum Supermarkt zurück, Papier wird von Pfadfindern abgeholt. Doch ein Endlager für radioaktiven Abfall fehlt noch immer. Dabei wird vielerorts mit nuklearem Material gearbeitet, so auch im Kantonsspital Schaff­hausen. Natürlich ist die Menge und die Strahlung gering. Was damit geschieht, ist trotzdem erstaunlich (Zwilag im Wandschrank).

Ein anderer Aspekt unserer Wohlstandsgesellschaft ist der Luxus, Nahrung im Überfluss zu besitzen. Und das, worauf wir gerade keine Lust haben, schmeissen wir weg. Ein paar Leute wissen dies zu nutzen und durchstöbern nachts die Container von Tankstellen und Supermärkten nach frisch entsorgten Lebensmitteln (Ein gefundenes Fressen).

Dann gibt es noch Leute, die gezielt Abfall produzieren und diesen auch noch Zeitung nennen. Wir haben dem Schaffhauser Bock vorgerechnet, wie er die wöchentlich zehn Tonnen Papier sogar mit Gewinn entsorgen könnte (Gewinnbringend entsorgt).

Abfall ist die Schattenseite der Konsumgesellschaft. Niemand will ihn in seinem Garten – paradoxerweise erst recht nicht, wenn er mit der Zeit von selbst zerfällt.