Gewinnbringend entsorgt

Auch typische Schaffhauser Produkte werden irgendwann zu Abfall. Die einen sehr schnell, die anderen erst nach vielen Jahren. Drei Beispiele.

Ins Ausland statt in den Mülleimer

Bilder: ya.

140 Jahre lang, von 1860 bis 2000, produzierte die SIG in Neuhausen Waffen. Dabei belieferte die SIG auch die Schweizer Armee, erst mit dem Sturmgewehr 57 und nach 1980 mit dem leichteren Sturmgewehr 90.

Was wohl mit all den Waffen geschehen ist? Die GSoA geht davon aus, dass in den Schweizer Haushalten 2.3 Millionen Schusswaffen herumliegen, die meisten lagern wohl unter einer dicken Staubschicht in irgendwelchen Kellern von ehemaligen Soldaten. Wahrscheinlich nicht mehr allzeit einsatzbereit. Ist ja auch nicht nötig, der Russe verhält sich zurzeit sehr ruhig. Ein paar Scharmützel mit Greenpeace-Aktivisten, das war’s.

Wer eine Waffe findet, sollte sie auf jeden Fall nach Rücksprache mit der Fachstelle Waffen der Polizei übergeben. Bei der Schaffhauser Polizei wurden in diesem Jahr (Stand 5. 12. 2013) 81 Feuerwaffen und Imitate abgegeben, die danach bei der Arnold Schmid Recycling AG zerstört wurden.

Am einfachsten ist es aber, wenn man sich gar nicht erst um die Entsorgung kümmern muss. Dafür schickt man den ganzen Kram ins Ausland. Länder wie die Elfenbeinküste, Nigeria oder den Libanon hat die SIG in ihrer Vergangenheit bereits mit Sturmgewehren versorgt. Vom Libanon nach Syrien ist es dann auch nicht mehr so weit.

Besonders geschätzt werden Sturmgewehre aber auch in den USA. Wie der «Blick» vor einem Jahr berichtete, sind sie vor allem als Weihnachtsgeschenke sehr beliebt. Wie viele Waffen das Christkind wohl in diesem Jahr unter amerikanischen Weihnachtsbäumen platziert hat?

Das heutige Kerngeschäft der SIG ist übrigens die Produktion von harmlosen Kartonverpackungen. Bereits 1906 stieg die SIG in diesen Markt ein, unter anderem «um die konjunkturellen Tiefen (…) des Bereichs Handfeuerwaffen aufzufangen», wie es in der SIG-Historie so schön heisst. Konjunkturelle Tiefen? Hat man denn damals nicht an die Amis gedacht?

In den Ruhestand gegondelt

Stolz sehen sie aus, die neuen Weidlinge der Firma «Kohler Zimmerei & Holzbau». Jedes Jahr werden dort in Thayngen noch sieben Weidlinge produziert, die danach an den Pfosten am Rheinufer liegen – makellos, zumindest bis ein wenig geübter Stachler mit dem Flachboot die ersten «Bahnhöfe» baut, sprich mit Bäumen oder sonstigen Hindernissen zusammenkracht.

Nach vielen Jahren intensiver Nutzung werden jährlich zwei bis drei Stück bei der Kohler Zimmerei zur Entsorgung zurückgegeben. Die Firma übergibt diese der Arnold Schmid Recycling AG, wo das einst stolze Flachboot zerhackt wird. Die Überreste werden danach nach Italien transportiert.

Aber längst nicht alle Weidlinge gehen diesen doch eher traurigen und lieblosen Weg in den Boots­himmel. Weidlingbauer Kohler hat einmal ein ausgedientes Exemplar restauriert, das danach in einem Kindergarten als Spielschiff verwendet wurde. Anstatt auf dem Trockenen zu landen, dürfen ein paar Boote eine letzte Reise antreten, entweder die Rhone hinunter ins Mittelmeer oder den Rhein abwärts nach Rotterdam.

So auch jener von Fritz Gut, den Matthias Weber und Oriana Zehnder in diesem Sommer nach Amsterdam gesteuert haben. Der mit einem Motor ausgerüstete Weidling namens «Guetsli» fand dort sogar einen neuen Besitzer. Wie Zehnder erklärt, hätte das Flachboot zwar noch eine Saison durchgehalten, aber der Motor war für die Strecke oberhalb des Rheinfalls nicht mehr zugelassen. So unternahmen sie gemeinsam eine letzte, sechswöchige Fahrt.

Weil sie wussten, dass der Verkauf des Bootes schwierig werden würde, schnürten sie ein Verkaufspaket, Motor und Boot. Für immerhin 800 Euro fanden sie einen Käufer, der gleich in den Weidling hüpfte, den Motor startete und damit losfuhr.

Das geht auch günstiger!

Der «Schaffhauser Bock» ist etwas über 200 Gramm schwer. Deutlich mehr als die Hälfte davon machen die Werbebeilagen aus, deren Gewicht natürlich variiert – im Gegensatz zur Gewichtigkeit der Artikel im «Bock», diese ist konstant tief.

Auf der Homepage verkünden die «Bock»-Verantwortlichen: «Der ‹Schaffhauser Bock› ist für die Region Schaffhausen als 2. Stimme neben der Tageszeitung publizistisch unentbehrlich.» Wir sind anderer Meinung und rechnen: Bei einer beglaubigten Auflage von 48’308 Exemplaren à 200 Gramm entsteht ein Altpapiervolumen von knapp zehn Tonnen, und das Woche für Woche.

Der «Bock» zahlt der Firma Schazo AG für das Verteilen dieses Altpapiers pro Ausgabe mit Sicherheit mehr als 5000 Franken. Wozu? Ein Mitarbeiter der Arnold Schmid Recycling AG schätzt, dass die Firma die ganze Auflage für etwa 400 Franken direkt bei der Druckerei in Aarau abholen würde. Und es kommt noch besser: Pro Tonne Altpapier erhält der Kunde derzeit eine Vergütung von 60 Franken.

Man rechne: Bei einer Auflage von zehn Tonnen würde der Bock 600 Franken für das Altpapier erhalten, aber nur 400 Franken für dessen Abholung zahlen. Warum gibt der Bock für das Verteilenlassen Tausende von Franken aus, wenn er stattdessen einen kleinen Gewinn von 200 Franken einfahren könnte?