Spione überall

doppelt geköppelt

Jo Sternäsiech … da gehst du einmal in die Ferien und suchst einen passenden Ersatz-Kolumnist und dann kommt das. Die plumpe Absage einer Vorzimmerdame. Ehrlich, nichts gegen Vorzimmerdamen, aber von einer Anfrage von Roger an Roger hätte ich mehr erwartet.

Zugegeben, wir hätten uns früher melden können … Aber komm schon, das war sozusagen eine Bitte unter Brüdern. Brüder, die sich vielleicht nicht mögen, aber immerhin noch Brüder. Zählt denn heute gar nichts mehr? Gut, ich hab verstanden, es wird kühler zwischen uns. Aber dennoch, ich würde kurzfristig einspringen, wenn er mal schnell weg muss. Das Editorial der «Weltwoche» zu schreiben, kann ja so schwer nicht sein.

Wie zum Beispiel in der Ausgabe 45. Über Spione schreiben, die eingesetzt werden müssen, um die Rechtsordnung eines Staates zu erhalten. Aber selber Inhalte wiedergeben, die die Rechtsordnung mit den Füssen treten. Interessante Strategie. Klar, James Bond mag jeder, aber das auch noch zu schreiben? Fantastische Schlüsse, Roger.

Ich fasse zusammen: Der Geheimdienst soll halblegal agieren, um die Rechtsordnung zu schützen. Sich Informationen mittels eines Informanten zu beschaffen, ist jedoch illegal. Das ist aber nebensächlich, da es ohnehin missbräuchlich ist, mit Informationen gegen einen unliebsamen Bürger vorzugehen; es handelt sich dabei um einen unheiligen Zweck.

Spione brauchen wir aber unbedingt. Und Steuern zu hinterziehen ist voll okay, denn unliebsame Bürger sind zu schützen, genau wie die bestehende Rechtsordnung. Stimmt, mein Fehler … Steuerhinterzieher bedrohen ja auf keinen Fall die Rechtsordnung. Der Wahnsinn.

Erwünscht ist dagegen, sich – beispielsweise durch das Abhören von Telefonaten anderer Präsidenten – Verhandlungsvorteile zu verschaffen, denn die befreundeten Staaten bedrohen auf jeden Fall die eigene Rechtsordnung. Nicht wie die Steuerhinterzieher.

Die Benutzung von illegal erworbenen Verhandlungsvorteilen ist keinesfalls missbräuchlich, weil es ja kein unheiliger Zweck ist, die Verhandlungsposition von Freunden zu schwächen. Schweizer Bankdaten zu beschaffen ist wiederum aber scheisse.

Das soll noch einer verstehen, lieber Roger. Ich schnall das nicht. Aber wahrscheinlich liegt es an mir. Sollte die Weltwoche vielleicht einmal ohne vorhergehenden Weinkonsum lesen. Ist ja auch egal. Hauptsache Spione sind cool, James Bond kommt regelmässig im Kino und Beat macht die passende Party dazu.