Race to the Bottom

Die Schaffhauser Verlage halbieren den Umfang der Kulturagenden. Empörung sucht man allerdings vergebens.

Die Schaffhauser Verlage sparen bei der Berichterstattung über das Ausgangsleben in der Region. Die «Schaffhauser Nachrichten» haben ihre Ausgangsbeilage «Express» in die Zeitung integriert und die «schaffhauser az» hat den Umfang der Beilage «ausgang.sh» halbiert.

Statt 16 Seiten «Express» und 8 Seiten «ausgang.sh» sind es nur noch drei «SN»-Seiten und vier Seiten «ausgang.sh».

Mit dem Umbau der Ausgangsberichterstattung hat die «SN» die Personalkosten um rund 30 Prozent gesenkt, die «az» hat die (wo)manpower in die Redaktion verlagert. Dass der «Express» in die «Schaffhauser Nachrichten» eingegliedert wurde, wird wohl auch mit der Schliessung der Zeitungsdruck Schaffhausen AG (ZDS) im Herblingertal zu tun haben. Die Druckerei gehörte mehrheitlich den «SN», womit sie wohl an einer hohen Auslastung interessiert waren. Jetzt, wo diese Überlegung wegfällt, spricht ein Grund weniger für den «Express».

Trotz der – bezüglich Umfang deutlichen – Kürzung bei den Kulturagenden blieben die empörten E-­Mails in den Inboxen der Redaktionen aus. Frustriert äusserte sich niemand, es wurde schlichtweg zur Kenntnis genommen. Dies wohl auch, weil sich der Verlust in Grenzen hält.

Die kurzen PR-­Texte boten zwar eine attraktive Übersicht, aber sie sind entbehrlich und wurden nicht ganz gestrichen. Und das Herzstück der beiden Beilagen, die längeren Titelgeschichten, in denen meist regionale Musiker, Theater-­ oder Kunstprojekte vorgestellt werden, bleibt erhalten. Wer wissen will, was am Wochenende los ist, der hat zudem eine Alternative: Die nordagenda.ch reicht längst aus, um sich über die Veranstaltungen des Wochenendes zu informieren.

Vielmehr zeigen die ausbleibenden Reaktionen, dass die beiden Ausgangsbeilagen das Publikum nicht begeistern konnten. Die Ausgangsberichterstattung hatte trotz der Beilagen mit beachtlichen 24 Seiten pro Woche zu wenig Charakter, als dass jemand dafür gekämpft hätte.

Das darf man sicherlich nicht den Mitarbeiterinnen vorwerfen, sondern vielmehr den Verlegern. Sie waren es, die die Jugendbeilagen konzeptlos vor sich hinvegetieren liessen und die gerade mal die Mittel für eine grössere Geschichte pro Woche zugestanden. Und sie sind es auch, die die Beilagen
nun konsequenterweise zusammengestrichen haben, damit diese eine Geschichte in all den anderen Seitenfüllern nicht untergeht.

Eine Umkehr wird es nicht geben, das wäre in der Printmedienbranche schon fast eine Sensation. Vielmehr muss man erwarten, dass die Beilagen schliesslich vollständig in die Redaktionen integriert werden. Abwärts mit der Kulturberichterstattung geht es allemal.

Dass zwischenzeitlich auch die Webseite «ausgang.sh» abgeschaltet wurde, hat wohl niemand bemerkt. Der Name «ausgang.sh» ist hingegen geblieben: Eine Webadresse als Name für eine Beilage, die nur noch gedruckt erscheint.

Statt sich über die Streichungen aufzuregen, sollte man wohl besser einfach den Ausgang geniessen.