Riviera des Nordens

Wo? Wie? Wann? Sicher ist nur: Schaffhausen geht baden. Der Lappi-Badi-Check rechtzeitig zur Saison.

Bilder: ya.

Die Abende werden länger, das Wasser wärmer. Höchste Zeit für die Badeanstalten, die letzten Vorbereitungen zu treffen, denn die Saison beginnt schon bald.

Dann wird es wieder Zeit, am Abend in die Badehose und in den Rhein zu springen. Doch worauf kann man sich in diesem Jahr freuen, was haben wir in Stadtnähe überhaupt im Angebot? Der Lappi geht der Badilandschaft, in der es in letzter Zeit einige Veränderungen gab, auf Badetuchfühlung.

Da gibt es zum einen den Masterplan Rheinufer. Damit soll der Zugang zum Rhein verbessert werden. Dazu gehört auch die Sanierung der Rhybadi, die hitzige Debatten auslöste. Nun bleibt aber alles mehr oder weniger so, wie es war. An einem anderen Ort, weiter rheinaufwärts, tut sich hingegen etwas. Das Lindli soll im Rahmen des Masterplans aufgewertet werden. Mehr «Zugänglichkeit» und bessere «Abgrenzung gegen die Strasse», heisst es. Schon in die- sem Jahr soll es auf Höhe der WC-Anlagen bauliche Veränderungen geben.

Im Sommer 1970 titelten die «Schaffhauser Nachrichten»: «Kann man auf der Schaffhauser Seite des Rheins noch baden?», nachdem der Kanton Zürich wegen des «munteren Treibens von Darmbakterien» ein Badeverbot ab der Höhe von Dachsen erlassen hatte.

Bei der Badi Rheinwiesen ändert sich in absehbarer Zeit noch nichts. Sie gehörte bis zum letzten Jahr noch der Stadt Schaffhausen. Diese wollte die Badi zusammen mit der Gemeinde Feuerthalen und dem TCS, der das Land gepachtet hatte, sanieren. Nach einem Wechsel in der TCS-Führung zerschlugen sich diese Pläne, die Stadt verkaufte die Badi im letzten Jahr schliesslich an Feuerthalen, da das Geld für die Sanierung nicht gerade auf den städtischen Bsetzisteinen liegt. Die Gemeinde hat aber gerade eben für sieben Millionen Franken den Bau des Zentrums Kohlfirst beschlossen, was ein derart grosses Loch in die Kasse reisst, dass man bereits über Steuererhöhungen diskutiert. Nun müsste die Gemeinde noch zwei bis drei Millionen Franken für die Sanierung der Badi ausgeben. Vorerst ist noch nicht mit einer Veränderung zu rechnen, jetzt werden erst einmal Projekte ausgearbeitet. Die CamperInnen und Badegäste müssen zwar laut Gemeinde nicht um die Zukunft bibbern, aber in Anbetracht der klammen Kassen kann auch nicht damit gerechnet werden, dass die Gemeinde grosse Sprünge machen wird.

Nicht viel zu verändern, das ist rheinabwärts in Flurlingen eine beinahe eiserne Regel. Trotz minimaler Unterhaltskosten, etwa fürs Rasenmähen, kann sich die Badi vor Gästen kaum retten.

Wie viele Badegäste die vier Badis am Rhein zählen, wissen die Gemeinden übrigens nicht so genau. Immerhin, bei der Abstimmung zur Rhybadi wurden einige Zahlen bekannt gegeben. Jährlich besuchen rund 40’000 Gäste das Kastenbad.

Rheinwiesen: Ausufernde Wiesen und Kosten

Die Badi in Rheinwiesen kennen die meisten. Wenn man nicht schon selbst da war, dann hat man doch wenigstens schon mal vom kargen Lindlirasen aus einen Blick über den Rhein auf die saftige Wiese geworfen. Nie überlaufen, vielleicht etwas schattig, aber doch für viele nicht wegzudenken. Vor allem wegen des Camping-Platzes, der auch von SchaffhauserInnen geschätzt wird, die nach der Arbeit nicht gleich in ihre Wohnung zurückkehren, sondern in Altstadtnähe noch ein wenig den Rhein geniessen möchten.

Öffnungszeiten: Camping ab 17. April, Liege- und Spielwiese ab 18. Mai, 9.00 bis 20.00 Uhr

Vorhandene Anlagen: WC, Camping, Kinderbecken, Kiosk, WLAN

Probleme: Bei der Badi Rheinwiesen ist eine dringende Sanierung notwendig. Ein Projekt wurde in Auftrag gegeben. Jürg Grau, Gemeindepräsident von Feuerthalen, will noch nichts dazu sagen. «Wir sind noch nicht soweit», sagte er. Was mit dem neuen Projekt aus der Badi wird, ist noch nicht klar. «Es ist ergebnisoffen», so Grau. «Sicher ist aber, es bleibt eine Freizeitanlage mit Camping.»

Bis dahin soll die Badi offen bleiben. «Wir sind im Moment daran, den Betrieb in diesem Jahr sicherzustellen. Wir sind auf gutem Weg, dass es weitergeht», so Grau. «Vorerst machen wir nur kleinere Investitionen, da wir ja noch nicht wissen, was wir machen werden.»

Die Stadt Schaffhausen bekam das Land übrigens von einem Bauern geschenkt. Dieser gab es freiwillig ab, nachdem Schaffhauser Badegäste die Wiese regelmässig niedertrampelten und für ihn unbrauchbar gemacht hatten.

Neuerungen: Noch nicht bekannt.

Rhybadi: seit 144 Jahren eine Institution

Die Rhybadi löste vor zwei Jahren eine politische Diskussion aus. Nun ist im Kastenbad, das seit 1870 im Rhein steht, wieder Ruhe eingekehrt. Die Badi ist saniert und die Bevölkerung hat an der Urne entschieden, wie sie in Zukunft aussehen soll. Von Jung bis Alt ist alles anzutreffen. Kein Wunder bei dieser Lage. Der vielleicht schönste Ort ist der «Spitz», wo man aber damit rechnen muss, von Alteingesessenen als Fremdkörper wahrgenommen zu werden. Gemütlich ist es auf den Brettern allemal, auch wenn man beim Jassen aufpassen muss, dass die Karten nicht in einem Spalt verschwinden.

Öffnungszeiten: ab Mai, Mo–Fr 8.00 bis 18.00 Uhr, Sa–So 9.00 bis 18.00 Uhr, ab Juni längere Öffnungszeiten, bei schlechtem Wetter bis mindestens 13.00 Uhr

Vorhandene Anlagen: WC, Kinder- becken, Badehäuschen, Kiosk, Restaurant, Einmeter- und Dreimeter-Sprungbrett, schwimmender Baumstamm
Probleme: Die Rhybadi bedurfte einer dringenden Sanierung. Unseins war man sich über deren Umfang. Über Saunas, Wellnessbereich und Veranstaltungen im Kastenbad wurde gestritten. Am Ende sprach sich die Stimmbevölkerung im Juni 2012 aber für eine sanfte Renovierung und gegen radikale Neuerungen aus. Die Renovierungsmassnahmen wurden 2013 abgeschlossen.
Neuerungen: Vorerst sind keine nennenswerten Sanierungsarbeiten vorgesehen. Zwei alte Brünneli werden auf Wunsch der Badigäste wieder montiert. Ansonsten stehen «normale», kleinere Unterhaltsarbeiten an.

Lindli: Grüne lunge der Altstadt

Das Lindli ist mehr Nostalgie als Erholungsraum. Der schmale Streifen direkt an der Strasse lädt eigentlich nicht zum Verweilen ein. Aber er liegt stadtnah und viele Junge suchen sich dort ihren Freiraum. Vor zehn Jahren musste man sich zwischen Hacky-Sackern, Gitarreros und Kiffern einen Platz erkämpfen. Danach wurde es wieder etwas ruhiger, was vielleicht auch mit der Polizeipräsenz zu tun hatte. Heute sagt die Kriminalpolizei, sie gehe bewusst nicht «am Lindli Kiffer jagen», sondern konzentriere sich auf Dealer. Wenn irgendwo leise ein Ghetto-Blaster zu hören, ein Wölklein zu riechen ist, dann überkommt einen ein nostalgisches Gefühl.

Öffnungszeiten: immer

Vorhandene Anlagen: WC

Probleme: Lärm ist ein Thema, aktiv werden will die Stadt aber nicht. «Hier sind wir auf die Nutzer und deren Verhalten angewiesen», so Simone Fedrizzi vom Baudepartement. Das Littering soll durch neue Unterflurabfall- eimer sowie die tägliche Reinigung auch samstags und sonntags im Sommer im Griff behalten werden.

Neuerungen: Die Stadtgärtnerei hat eine vom Stadtrat beschlossene Gesamtplanung erarbeitet. Diese soll in Etappen umgesetzt werden. Erste Massnahmen: Verbesserung Vegetation, Rheinuferplatz. Es sollen folgende Arbeiten ausgeführt werden: Wegsanierung, bessere Treppenabgänge ins Wasser, Sitzgelegenheit beim Treidelpfad im Rahmen der Infrastruktur. Dies in der Höhe der WC-Anlagen. Erste Neuerungen sollen noch vor Saisonbeginn zu sehen sein. Zudem wurde im Parlament ein Vorstoss überwiesen, der den Betrieb eines Bistros ermöglichen soll – vielleicht schon in diesem Sommer.

Flurlingen: Lärm und Laufsteg

Die Badi in Flurlingen ist immer mehr zum der Treffpunkt der Jungen geworden. Die frei zugängliche Wiese, die aufgrund der geringen Zahl der Parkplätze und der fehlenden ÖV-Anbindung nicht gerade gut zugänglich ist, ist dennoch meist proppenvoll. Sehen und gesehen werden – eine Besucherin spricht von einer «Fleischschau». Ein Muss für diejenigen, die am Abend nicht ihre Ruhe haben wollen.

Öffnungszeiten: immer

Vorhandene Anlagen: Badehäuschen, WC

Probleme: «Probleme haben wir ganz unterschiedliche, einmal ist es der Abfall, dann ist es Lärm und dann wieder illegales Feuern», so der Flurlinger Tiefbaureferent Gilbert Bernath. «Es ist jedes Jahr wieder anders, man kann nie voraussagen, wie es kommt.» Die Gemeinde will, dass die BesucherInnen ohne Autos kommen, deshalb wurden neue Veloparkplätze geschaffen. «Da an sonnigen Tagen unser Dorf teilweise vollständig mit Autos zugestellt war, haben wir vermehrt Parkkontrollen durchführen lassen, jetzt haben wir das Problem einigermassen im Griff», sagt Bernath. «Da wir die Strukturen der ‚Fluba‘ möglichst schlank halten möchten, appellieren wir an die Vernunft unserer Gäste, sich so zu verhalten, dass sich alle wohl bei uns fühlen können, insbesondere die Anwohner.»

Neuerungen: Veränderungen sind keine geplant, nur ein minimaler Unterhalt am Badehäuschen.