Uisge beatha – Water of Life

Filmverführung

Luftige Kilts und trinkfeste Raufbolde. Auf ihre Klischees scheinen die Iren und Schotten so stolz zu sein, dass sie auch in Filmen nicht damit geizen.

Iren und Schotten wird im Allgemeinen eine gewisse Halsstarrigkeit nachgesagt. Wollen die sich doch einfach auch nach Jahrhunderten nicht damit abfi nden, von einem gewissen andern Inselvolk beherrscht zu werden. Separatistenpack, allesamt! Merkwürdig reden tun die auch. (Und nun kommt mir nur nicht mit den Walisern. Genauso schlimm, nur hab ich da keinen passenden Film.) Auf der anderen Seite aber sollen Iren und Schotten (rauf)lustige Gesellen sein, gerne feiern und sich kräftig einen auf die Lampe giessen können. Bevorzugt mit dem Lebenswasser: «uisge beatha» auf gälisch, heutzutage Whisky. Hier drei Filme, die diese Vorurteile untermauern.

Da hätten wir als sanften Einstieg erstmal den wunderschön melancholischen «Local Hero» (Bill Forysth, 1983). Ein Ölmagnat (Burt Lancaster) will ein Dorf zugunsten seines geplanten Tankerhafens dem Erdboden gleichmachen. Zu ebendiesem Behufe schickt er seinen Angestellten Mac (Peter Riegert) in die schottische Provinz, um ebenjene feindliche Übernahme in die Wege zu leiten. Doch wundersame Dinge geschehen: Der Knecht des Kapitals verliert sich fast in Natur und Gemeinschaft. Hat das von schrägen Vögeln bewohnte Nest etwa mehr zu bieten als nur einen Pub, eine Telefonzelle, eine kleine Punkerin? Kauzige Charaktere (der irre Psychater, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht, hat Burt Lancaster zur Rage zu treiben), wunderbare Landschaften und Mark Knopflers hervorragende Musik – ein Klassiker.

FRANK KAY WINDELBAND ist Barkeeper in der «Schäferei». Seine Leidenschaft ist die Cinematografie. Frank besitzt über 6’000 Filme, ausgewählte Perlen zeigt er monatlich anlässlich der «Camera Obscura» im TapTab.

Vergleichsweise beschwingter geht es zu in John Irvins «The Boys (And Girl) From County Clare» (2003). Zu einer Zeit, als in England Pilze auf Köpfen wuchern, mag man im irischen County Clare (das ist da wo die gewaltigen Cliffs Of Moher sind und das Pub-Mekka Doolnin) doch lieber Althergebrachtes. Geht halt nix über ein ordentliches Pint im Pub bei traditionellen Tunes. Die seit Jahrzehnten verkrachten Brüder Jimmy und John Joe (Colm Meaney und Bernard Hill) treffen mit ihren Bands beim alljährlichen Ceili-Wettstreit aufeinander und es kann ja wohl nicht angehen, dass ausgerechnet der nach Liverpool emigrierte Jimmy mit seiner Truppe triumphieren sollte … Als dann auch noch zarte Bande zwischen dem Flötisten der einen und der Geigerin (Sängerin Andrea Corr von, äh, ja, The Corrs) der anderen Band geknüpft werden, tja, da ist dann das Fass endgültig am Überlaufen. Auch hier wird viel gemenschelt, aber genauso allgegenwärtig sind Jigs, Reels, Whisky und Guinness. Manchmal sogar etwas zu viel, so dass ein rechtes Vomitorium angebracht wäre. Aber das gehört ja zu einem zünftigen Craic.

Zum Abschluss zurück auf die andere Insel, back to Scotland. Den Weg haben ja auch irische Mönche, mittenmang dabei der heilige Patrick, dunnemals im 5. Jahrhundert auf sich genommen, um den Kelten in Schottland Erleuchtung und Whisky zu bringen. Das Zeugs dürfte ziemlich ungeniessbar gewesen sein, aber das ist ja schon eine Weile her und, der Neid muss es lassen, die Schotten haben das doch irgendwie ziemlich drauf inzwischen. So gibt es doch tatsächlich Menschen, die für ein Dram, eine Flasche oder gar ein Fass des kostbaren Destillates richtig Geld auf den Tisch legen. Das haben auch die Helden von «The Angels‘ Share» (Ken Loach, 2012) mitbekommen. Die möchten mit einem letzten grossen Coup das jugendliche Missetäterleben hinter sich lassen, sich resozialisieren. Und so ziehen sie Kilt-bekittelt in die Highlands, denn dort soll ein Fässchen des allerkostbarsten Single Malts versteigert werden. Nur, wie dessen habhaft werden ohne das nötige Kleingeld? Von Ken Loach leichtfüssiger inszeniert als die meisten seiner Working Class-Dramen, ist dies eine hochprozentige Gaunerposse, augenzwinkernd, mit viel Witz und Herz.

Die ersten drei schlauen Köpfe, die mir beantworten, was «Angel’s Share» bedeutet und welche Single Malts zur Zeit in der Schäferei ausgeschenkt werden, gewinnen! Abzustauben gibt es eine Corrs-CD und je eine DVD von «The Boys (And Girl) From County Clare» und «The Angels‘ Share». Mail an frank@schaeferei-bar.ch.

Dieser Text wurde unter dem Einfuss von Spirituosen ersonnen. Wer Fehler findet, darf sie behalten.

In diesem Sinne: Sláinte!