Der Lappi der 70er

35 Jahre vor dem Lappi entstand «Info», das «kritische Monatsmagazin für die Region Schaffhausen». Frech, scharf links und bis heute erstaunlich aktuell. Wir ziehen den Hut.

Das «Info» war nicht das erste Magazin, das aus der 68er-Bewegung entstand. Vorher gab es bereits das «GILB», das «CONTITL» und das «BUMERANG» (vergleiche auch Seite 15 und Seite 25).

Als junge Erwachsene gaben einige 68er ein freches Magazin heraus: Das «Info» erschien von 1974 bis 1977 monatlich und verstand sich als Ergänzung der Schaffhauser Presselandschaft. Viele AutorInnen waren Mitglied der SP, die sie aber als verstockt wahrnahmen, oft kritisierten und von innen heraus zu reformieren versuchten. Zunächst war das «Info» vor allem als Plattform für linke Organisationen gedacht, rasch wurden aber aufwändig recherchierte Artikel der RedaktorInnen immer wichtiger.

Zu den Gründern Bernhard Ott, Georg Freivogel und Angelo Gnädinger gesellten sich immer mehr politisch interessierte AutorInnen und Zeichner.

Barbara Ackermann (siehe auch Seite 22) begründete etwa das feministische Gefäss «Die Frau und ihr Arbeitsplatz», und «Rollin’» Erwin Künzi präsentierte in seinen «Rockfacts» Neues und Reportagen aus der lokalen, aber auch der internationalen Rock’n’Roll-Szene. Mangels Fotos entstanden zahlreiche Zeichnungen, Karikaturen und Comics, wobei vor allem die von Thomas Haltmeier unter dem Künstlernamen «Stop M Eggs» geschaffenen Beiträge bis heute ihre Schlagkraft behalten haben.

Publizistisch bestand die grösste Leistung des «Info» aber aus den umfangreichen Reportagen, die meist aus mehreren Texten bestanden und ein aktuelles Thema aus verschiedenen Blickwinkeln, aber immer dezidiert linksprogressiv, beleuchteten.

Einige dieser Themenschwerpunkte waren der Abriss des besetzten Pantli, der Kampf um den Erhalt des Jugendhauses, die Schaarenautobahn und immer wieder die Schaffhauser Medienlandschaft.

Besonders gegen die Hegemonialstellung der «SN» schrieben die NachwuchsjournalistInnen an und versetzten auch den einen oder anderen Nachtritt in erfreulicher Nähe zur Gürtellinie. Immer wieder wurden die Artikel des «Info» zum Stadtgespräch und mussten von den anderen Platzmedien aufgegriffen werden.

«Die Dagoberts von Schaffhausen»

Der wohl grösste Coup gelang mit der Ausgabe «Die Dagoberts in Schaffhausen»: Im Januar 1976, kurz nachdem eine Reichensteuer-Initiative gescheitert war, druckte das «Info» Einkommen und Vermögen von acht der reichsten Bürger ab – dies konnte damals bei der Steuerverwaltung für fünf Franken eingesehen werden.

Die folgenden Ausschnitte aus dem «Info» geben einen Eindruck in das Schaffen der NachwuchsjournalistInnen.

Diese SCHNISPEL AUS DEM «INFO» sollen den Geist des Magazins erahnen lassen. Die ausführlichen Reportagen würden den Rahmen der Printausgabe des «Lappi» sprengen.