Düster, kolossal, dreckig: Das Debüt von MOSA Nature wühlt auf.
Der düstere Groove der Band MOSA Nature nahm mich sofort gefangen. Damals, im Herbst 2012, in ihrem winzigen Übungskeller an der Bachstrasse. Dieser ungemein energiegeladene, manchmal gespenstische, aber immer fein orchestrierte Postrock – das hatte ich noch nie gehört. Schon gar nicht im beschaulichen Schaffhausen.
MOSA Nature, das sind: Rune Dahl Hansen (Gesang, Gitarre), Joël Bührer (Drums), Yannick Franzoi (Bass) und Gian-Luca Eberle (Gitarre). Verbunden durch ihre beinah existenzielle Leidenschaft für die Musik, haben sie von Anfang an viel in die Band reingesteckt.
Freunde und Betrunkene
Und bis heute hat das Quartett nichts von seinem Feuer verloren. Nur ihr geliebter Bandraum an der Bachstrasse mit dem riesigen, roten Teppich, Aufenthaltsort für Freunde, MusikerkollegInnen und gestrandete Betrunkene, gehört mittlerweile der Vergangenheit an, weil ununterbrochenes Proben zu Reklamationen und diese schliesslich zum Rausschmiss führten. Das war ärgerlich, aber nun haben sich die vier Musiker im Neuhauser Exil neu eingerichtet. Ganz gut sogar, so scheint es, denn im Dezember werden sie ihre Debüt-EP veröffentlichen.
Fünf Songs haben MOSA Nature eingespielt: «Temptation», «Circles», «One for the Slow», «Mind Games Forever» und «Into the Sphere». Dafür haben Lorenz Weidmann und Samuel Hartmann ihr Studio oberhalb des Cardinals in den Bandraum gezügelt; Weidmann übernahm die Verantwortung für das Recording. Gemastered wurde die Scheibe schliesslich von Dan Suter (Echochamber, Zürich).
Das professionelle Aufnahmeprozedere hat sich gelohnt, keine Frage: Die Soundqualität ist hervorragend; sie wirkt ungemein nuanciert, klar, aber doch mit ausreichend Dreck beworfen, um nicht steril zu klingen. Und im Zentrum der Musik: Rune Dahl Hansens tiefer, einnehmender Gesang. Entstanden sind dadurch fünf dunkle Songperlen, die zwischen schleppender Melancholie und explosiven Instrumentalparts oszillieren.
Sie rütteln so richtig wach. Oder lassen einen mit dem dichten Herbstnebel mitwabern und einen Kurzen darauf trinken. Zum Beispiel beim ruckelnden «Into the Sphere», einem zwielichtigen Slow-Motion-Song, der von Hansens klagender Stimme begleitet wird. Demgegenüber wirkt «Mind Games Forever» schon heiterer, nur um die HörerInnen sogleich in ein unruhiges Wellenmeer zu werfen, ohne Rettungsring, alleine von einem morschen Stück Holz über Wasser gehalten. Klingt verdammt deprimierend, ist es aber nicht. Denn wie filigrane Lichtstrahle bricht Gian-Luca Eberles Saitengezupfe in diese Szenerie hinein und verleiht ihr eine seltsame Schönheit.
Track Nummer drei, «One for the Slow», entpuppt sich ironischerweise als fetziges Rock’n’Roll-Stück: Die Gitarren kurven wie wild um eng gesteckte Slalomstangen, während Joël Bührer mächtig auf sein Instrument eindrischt.
Und dann sind da noch die beiden Prachtstücke der Scheibe: «Temptation» und «Circles». Bei all ihrer akribischen Durchkomponiertheit sind es zwei spontane Songs, ratternd, unruhig lodernd, und von diesem eigenen, MOSA-Nature-typischen Drive getrieben – eine grandiose Höllentour.