Dichter und düster

«Musik und Freunde» klingt im ersten Moment ziemlich trivial als Albumtitel einer Band, die sich Verrückte Dichter nennt. Doch in Anbetracht der Tugend, die wesentlichen Dinge möglichst einfach zu benennen, ziehe ich vor den Dichtern meinen Hut.

«Bei den Sternen» taucht einen gleich zu Beginn in eine angenehme Melancholie. Dezentes Piano, akustische Gitarre, und die Violine weint sehnsüchtig. Mireille Pochons Stimme schildert sensibel, aber mit beeindruckender Klarheit das Verlangen nach der unnahbaren Erkenntnis. Und sofort merkt man, was es hierzulande ausmacht, einen Text in Deutsch zu singen, anstatt mit angesagten Fremdsprachen unnötige Distanz zu schaffen.

Die CD-Taufe von «MUSIK UND FREUNDE» fand am 7. Februar im Domino statt. Das Album gibts für 15 Franken im Saitensprung, in Odins Bar, in der Schäferei, in der Sky Lounge oder auf Google Play.

Diese bereits gehaltvollen Elemente werden bei den weiteren Stücken ergänzt durch die Vocals von Johnnie Daniels, der mit seiner Leidenschaft und Rohheit an Rio Reiser erinnert. Bei «Danke» und vor allem «Neid mich» setzt er, unterstützt von der ganzen Band, energetische ­Akzente mit der nötigen Portion Wut im Bauch. Der für gängige Rockmusik eher ambitionierte Umgang mit verschiedenen Tempi und Taktarten, zu hören bei «Dichter dran», zeugt von der unbändigen Vielseitigkeit und Kreativität der Gruppe.

Nach der Reise durch Grunge, Metal, Punk, Celtic Rock und Folk, freilich stets düster gefärbt, schliesst sich der Kreis mit dem hypnotisch klagenden, rein akustischen «What», einer der wenigen Songs in englischer Sprache. Danach widerhallt ein Gefühl der wohligen Ruhe und Nachdenklichkeit. Der strenge Kritiker könnte kleine rhythmische Ungenauigkeiten, welche den Fluss der Musik bremsen, monieren. Auch ist die Ballung von zu vielen Musikstilen der Eindeutigkeit des Gesamtwerkes, wie es der Titel zu Anfang suggerierte, nicht zuträglich. Vielleicht würde sich tatsächlich noch mehr Kraft entfalten, wenn sich das Sextett weniger auf musikalische Spielereien, dafür mehr auf den Gehalt ihrer Texte fokussierte. Aber ich klage auf hohem Niveau, die Verrückten Dichter haben mit diesen elf Stücken auf jeden Fall einen wertvollen Teil zur Schaffhauser Musik beigetragen.