Viel Musik, wenig Moneten

Es braucht einiges, um von der Musik leben zu können. Marco Clerc ist umtriebig und macht neben Studiojobs und seinem Solo-Projekt in verschiedenen Bands mit.

Marcos Texte handeln meist von Widersprüchlichkeiten und den Vielseitigkeiten des Lebens. Er schreibe NICHT NACH SYSTEM, sondern ausschliesslich über persönliche Erlebnisse und Ein­drücke. Bild: Natalie Grund

Marco Clerc spielt mit Lea Lu, hat ein Solo-Projekt am Laufen, spielt bei der Ska-Punk Band «The Slobbers», hat Studiojobs und spielt auf Anfrage alles, von Jazz bis hin zu Chormusik.

Trotz der zahlreichen Engagements ist es für den 31-Jährigen finanziell eng, weshalb er sich seine Leidenschaft mit einem Teilzeitjob im Kinepolis absichert. «Die Einnahmen schwanken, je nachdem, wie viele Engagements ich habe», sagt Marco. «Ich weiss nicht, ob ich in Zukunft jemals ganz von der Musik leben kann.» Das hält ihn aber nicht davon ab, zahlreiche Musikprojekte zu verfolgen.

Begonnen hatte seine Musikkarriere erst in der Sekundarschule, als sein damaliger Lehrer die Schüler­Innen aufforderte, sich am Schlagzeug zu probieren, woran er sofort Gefallen fand. Bald darauf bekam er dann sein eigenes. Zu Kantizeiten in der Punk-Band Seed wechselte er zu Gesang und E-Bass.

«Was mir die grösste Freude macht, ist die Vielseitigkeit», sagt er. «Zuerst mit einem Jazz-Trio in Zürich zu spielen und am nächsten Tag als Ersatzschlagzeuger der Punk-Band Alarmstufe Blau in einem kleinen Club in Davos auf die Drums einzudreschen.» Marco entschied sich zwar nach der Matura an der Kanti Schaffhausen für die LehrerInnenausbildung. Dieses brach er jedoch nach einem Semester wieder ab. «Es war eine Notlösung und entsprach nicht wirklich meinen Interessen.»

Kurz darauf versuchte er sich spontan an der Aufnahmeprüfung der Jazzschule, bestand diese aber nicht. «Ich war schlecht vorbereitet, hatte fast keine Ahnung von Jazz, wollte es aber einfach versuchen», sagt Marco. Er machte für zwei Semester einen Abstecher an die Uni und studierte Musikwissenschaft, besuchte währenddessen den Vorkurs für die Jazzschule und bestand mit seinem E-Bass die Aufnahmeprüfung im zweiten Anlauf.

Er zog nach Zürich, besuchte die Schule in Luzern. Und auch seine Musikprojekte verfolgte er weiterhin, in Schaffhausen mit Scaramanga, Mo‘Jazz, Sensory und weiteren Bands. Während seines Studiums spielte er in bis zu acht Bands gleichzeitig. Musik stand nun absolut im Fokus seines Lebens.

Durch sein Studium an der Jazzschule in Luzern knüpfte er auch viele neue Kontakte im nationalen Musikbusiness und über die Landesgrenzen hinaus, was ihm eine Tour mit der ETH Big-Band durch chinesische Universitäten bescherte.

Doch ihn störte die «Akademisierung» der Musik. Ihn beschäftigte, dass in der Schule der Kontakt zum MusikkonsumentInnen verlorengehen könnte. «Der künstlerische Prozess sollte durch Publikumskontakt reifen», sagt er. «Diese Erfahrungen sind realer und persönlicher.»

Deshalb brach er das Studium einen Monat vor seinem Masterabschluss ab, um sich ausschliesslich den Bühnen zu widmen. Bis heute spielt er in der Band seiner damaligen Schulkollegin aus Luzern, Lea Lu, mit der er mittlerweile Konzerte in der ganzen Schweiz gibt und ein persönliches Highlight auf dem Gurtenfestival erlebte.

MARCOS TOP-3-ALBEN:
1. Continuum (John Mayer),
2. Let Go (Nada Surf),
3. Sea Change (Beck)

Doch auch mit seinem Solo-Projekt geht es voran, nach einer beachtlichen Anzahl von Konzerten erscheint nun Anfang Jahr die erste Single. Alles selbstverwaltet, ohne Label im Hintergrund. Und mit der Band «The Slobbers» wird Marco ab Oktober 2015 wieder zu hören sein. Die Platte wird komplett in Eigenregie und im eigens dafür gebauten Studio aufgenommen. Do It Yourself in Reinkultur.

Manchmal erledigt er auch Studiojobs, bei denen er die KünstlerInnen, für die er Musik einspielt, teilweise nicht einmal zu Gesicht bekommt. «Ein interessanter, aber auch anonymer Aspekt des Musikerberufs», sagt Marco. Eigene Aufnahmen bereiten ihm aber mehr Freude – wie etwa bei der Single seines Solo-Projektes.