Wie bastle ich mir einen Tonträger

Du willst Deine eigene CD oder Platte aufnehmen? Der Lappi hat für Dich eine kurze Anleitung zusammengestellt.

Üben, üben, üben

Wenn Du eine CD aufnehmen willst, brauchst Du nicht nur gute Lieder, sondern es ist auch hilfreich, wenn Du diese vorher bis zum Umkippen geübt hast. Denn je besser Du deine Songs im Griff hast, desto schneller gehen die Aufnahmen. Und das spiegelt sich auch im Preis wider.

Terminplan

Aufnahme/Mischen/Mastering: Stelle einen guten Terminplan auf, denn es dauert seine Zeit, bis eine CD aufgenommen und gepresst ist. Die Aufnahmen dauern drei Wochen (wenn Du sehr schnell vorwärts machst) bis zu einem Jahr (wenn Dir immer wieder Fehler unterlaufen), ehe die Songs pressfertig sind.

Brennen/Pressen: Fürs Pressen musst Du nochmals einige Wochen einrechnen. Eine CD zu brennen, ist vielleicht innerhalb einer Woche möglich, beim Pressen musst Du dich dagegen schon 2 bis 4 Wochen gedulden. Wenn Du auf Vinyl setzt, kann die Wartezeit beim Presswerk dagegen schon mal drei Monate dauern, wenn dieses ausgebucht ist. Da lohnt es sich, vorher Kontakt mit dem Presswerk aufzunehmen und den Auftrag im Voraus anzukündigen, um die Wartezeit reduzieren zu können.

Taufe: Es ist ausserdem ratsam, noch einige Wochen als Reserve einzuplanen bis zur Platten- oder CD-Taufe, denn es kann immer noch etwas dazwischen kommen – und man will ja nicht ohne Tonträger die Taufe feiern.

Budget

Kosten Aufnahme/Mischen: Wer einen Tonträger produzieren möchte, sollte nicht zu knapp kalkulieren. Die Kosten für kleine Produktionen (Aufnahme und Mischen) wie die Projekte der meisten Schaffhauser Bands belaufen sich meist auf 3000 bis 20 000 Franken. Wobei das untere Limit nur erreicht wird, wenn die Aufnahmen komplett reibungslos ablaufen. Grosse, internationale Produktionen können schon mal ein Budget haben, das in die Hunderttausender geht.

Kosten Mastering: Beim Mastering muss man zusätzlich mit 100 bis 120 Franken pro Track rechnen. In diesem Schritt werden beispielsweise die Pausen zwischen den Liedern definiert, die MP3-Tauglichkeit überprüft oder Fehler in der Tonspur gesucht. Für CD und Vinyl muss das Mastering separat bearbeitet werden, da es auf der LP weniger Platz als auf einer CD gibt.

Kosten Brennen/Pressen: Das Pressen des Tonträgers kostet dann nochmals einige hundert Franken, was unter anderem von der Grösse des Booklets, der Wahl zwischen Vinyl und CD sowie von der Verpackung abhängig ist. Während die normalen CD-Hüllen, die Jewelboxen, am günstigsten sind, wird es bei Karton oder Blech schon teurer. Für eine kleine Auflage (200 bis 1000 Exemplare) kann der Preis so zwischen 800 und 3000 Franken schwanken. Die Auflage selbst ist dabei weniger entscheidend als der Booklet-Umfang und die Hülle.

Finanzierung: Natürlich sollte man sich auch frühzeitig darum kümmern, die Kohle für die Tonträger-Produktion aufzutreiben. Anlaufstellen sind die Kulturförderinstitutionen (in Schaffhausen diejenigen von Stadt und Kanton), Stiftungen und andere Förderstellen (wie z.B. Pro Helvetia, Migros Kulturprozent), Sponsoren (wie z.B. die Schaffhauser Banken oder das Unternehmen deiner Mutter/deines Nachbarn/deinem Schwippschwager) und natürlich auch Crowdfunding-Plattformen (wie wemakeit.ch, die auch vom Kanton Schaffhausen unterstützt wird), wobei dies meist einfacher wird, je bekannter deine Band ist. Eine andere Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, einen Teil der Konzerteinnahmen dafür aufzusparen.

Aufnahme/Mastering

Studio-Wahl: Schau Dir verschiedene Studios an und wähle aus, welches am besten zu Dir passt. Du solltest darauf achten, dass das Studio deinem Musikstil bzw. demjenigen deiner Band entspricht, denn die Produktion von Popmusik erfordert andere Fähigkeiten als Kammermusik oder Rock. Um einen rockigen Gitarrensound hinzukriegen und dafür zu sorgen, dass das Schlagzeug richtig reinhaut, gibt es Tricks und Techniken, mit denen man sich nur auskennt, wenn man sie regelmässig anwenden muss. Professionelle Studio-Aufnahmen in Schaffhausen sind im Startrack-Studio (www.startrack.ch) oder im Soundvalley-Studio (www.soundvalley.ch) möglich. Das Mastering kann – muss aber nicht – über das ausgewählte Studio erfolgen.

Studio-Infrastruktur: Wichtig ist auch, ob die Infrastruktur für Dich passt. Willst Du mit deinen BandkollegInnen zusammen aufnehmen oder getrennt? Geht das überhaupt in den Räumlichkeiten oder willst Du an einem Ort ausserhalb des Studios aufnehmen? Techno braucht beispielsweise sicher ein anderes Setup als eine Live-Band. Die Studios können unter Umständen auch Instrumente zur Verfügung stellen, die für die Aufnahme besser klingen, denn sie besitzen meist selbst ein grosses Repertoire.

TechnikerIn/ProduzentIn: Man sollte sicherstellen, dass man mit den verantwortlichen TontechnikerInnen und ProduzentInnen (bei kleineren Produktionen ist das meist dieselbe Person) gut auskommt. Denn diese geben einem Tipps bei den Arrangements, haben vielleicht auch eine Anmerkung zum Text und sehen viel schneller, wo es hapert. Bei grösseren Produktionen kann es sich lohnen, extra einen Produzenten zu engagieren, der sich intensiver mit Arrangements und Texten, etc. befassen kann. Das kostet natürlich und kommt daher eher für grosse Produktionen infrage.

Bandraum-Aufnahme: Natürlich kannst Du deine CD auch im eigenen Bandraum aufnehmen, allerdings musst Du Dir bewusst sein, dass die Qualität und das Know-How meist nicht mit demjenigen eines Studios vergleichbar sind. Etwa bezüglich Aufnahmegeräte, Räumlichkeiten,etc. Ausserdem fehlt die Sicht eines Aussenstehenden, der offensichtliche Probleme schneller erkennen kann, womit sich die Bandmitglieder nicht gegenseitig auf die Nerven gehen müssen, wenn etwas nicht wie gewünscht funktioniert.

Gestaltung

Sei kreativ bei der Gestaltung des Covers und des Booklets. Wenn Du das nicht kannst, dann zieh einen Grafiker zu Rate, denn meist braucht man ja auch noch Fotos, und die sollte besser jemand machen, der weiss, was er tut. Wenn Ihr schon eine CD macht, dann lohnt es sich, auch ein anständiges Booklet mitzuliefern.

Pressen

Presswerk: Um Deine eigene CD oder LP bei einem Presswerk fertigen zu lassen, musst Du Deine Produktion einer Verwertungsgesellschaft (Suisa, SIG) melden. Die Verwertungsgesellschaft verlangt Geld für jedes Lied, das auf einem Tonträger veröffentlicht wird. Wenn es sich dabei um deine eigenen Lieder und keine Covers handelt, musst Du nicht bezahlen. Die Verwertungsgesellschaft gibt dem Presswerk nach der Prüfung das OK zum pressen.Wenn Du den Tonträger in Eigenproduktion herstellst, also selber brennst, ist eine Anmeldung bei der Verwertungsgesellschaft nicht nötig, solange Du wirklich alles selbst produziert hast.

Verwertung: Du erhältst Geld, wenn Deine Musik zum Beispiel im RaSA gespielt wird oder wenn eine andere Band das Lied in einer Coverversion veröffentlicht. Dafür musst Du Dich allerdings bei einer Verwertungsgesellschaft anmelden und bezahlst einen einmaligen Mitglieder-Beitrag.

Vertrieb

Über den Vertrieb lässt sich streiten. Die einen behaupten, die Zeit der CD sei vorbei und heute zähle nur noch Online, andere wiederum halten gerade die Tonträger CD und insbesondere auch Vinyl für absolut unübertroffen. Diese Entscheidung muss jeder selber treffen, aber ein Online-Vertrieb schadet wohl genausowenig wie CDs, die man an Konzerten verkaufen kann.

Ladenvertrieb: Sofern Du Deinen Tonträger physisch vertreiben lassen willst, solltest Du Dir einen EAN-Strichcode besorgen. Die European Article Number (EAN) ist eine international unverwechselbare Produktkennzeichnung für Handelsartikel und kann per Strichcode z.B. an der Kasse eingelesen werden.

Digitalvertrieb: Dafür brauchst Du einen ISRC Code. Der International Standard Recording Code (ISRC) ist eine digitale Kennung für eine Ton- oder Videoaufnahme, die beim Mastern einer Audio-CD in die Tracks eingebaut wird. Dieser erleichtert beispielsweise den Radiostationen zu erkennen, welches Lied sie gerade spielen (wofür Du Geld bekommst). Für den Verkauf Deiner Lieder, etwa über iTunes, ist dieser Code ebenso erforderlich wie der EAN-Code.

Vertrieb in Deutschland: Sofern Du Deine Musik auch in Deutschland vermarkten willst, ist ein Labelcode, den du beim International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) erhältst, empfehlenswert. Überlege Dir einen Labelnamen, der noch nicht existiert und der nicht verwechselbar ist mit bestehenden Labelnamen. Der Labelcode kann auch direkt und kostenlos bei der GVL in Deutschland bezogen werden. Dies ist etwas aufwändiger, bietet aber den Vorteil, dass Du künftig an der Verteilung von Sendevergütungen der GVL für Sendungen in Deutschland partizipieren kannst, was bei einem Bezug des Labelcodes über IFPI Schweiz noch nicht der Fall ist.

Was man auch noch tun kann