Auf alten Schreibmaschinen lernt man sparen

Historique

Wir leben in einer Zeit, in der man im besten Falle belächelt wird, wenn man dem Brockenhaus eine funktionierende elektrische High-End-Schreibmaschine mit Display und Textspeicher anbietet. Längst hat der Kompiuter die unserer Ansicht nach vorsintflutlichen Bureauhelfer verdrängt. Doch tatsächlich hat sich in der Zeit seit der Sintflut einiges getan – auch wenn sich namhafte Akteure wie der Schaffhauser Regierungsrat aus Spargründen zwischenzeitlich gegen Entwicklungen stemmten.

So dauerte auch der Einzug der Moderne in den Alltag der Schaffhauser Kantonspolizei etwas länger. Zwar waren seit der Jahrhundertwende brauchbare Schreibmaschinen auf dem Markt, welche «die Schreibfeder […] [als] unentbehrliches Werkzeug zur Bewältigung der vielseitigen Schreibarbeiten in staatlichen und bürgerlichen Betrieben» in den Hintergrund stellten. Doch die erste Schreibmaschine – bereits damals «eine ältere Tante» – wurde dem Landjäger-Corps erst im Jahre 1919 zur Verfügung gestellt und «das ganze Landjägerkorps hat auf derselben die Kunst der Schreibmaschinenbedienung gelernt.»

Nur den Land-Landjägern wurde keine Schreibmaschine zugestanden, sondern sie hatten sich gemäss Regierungsratsbeschluss Nr. 1269 vom 11. November 1926 mit einer Entschädigung für die Benutzung privater Schreibmaschinen zu begnügen, welche sich nach dem Wert der verwendeten Maschine richtete.

Von diesem Beschluss wollte die Regierung auch zwei Jahre später nicht abrücken, als der auf die Land-Landjägerstation Beringen versetzte Stadt-Landjäger Kübler*, von der komfortablen Situation auf der Station Schaffhausen verwöhnt (1934: 7 Schreibmaschinen bei einem Mannschaftsbestand von 21), sich erfrechte mit einem maschinengeschriebenen (!) Gesuch an den Regierungsrat zu gelangen, um die Anschaffung oder Zur-Verfügung-Stellung einer Schreibmaschine zu verlangen. Allenfalls, so die Anregung von FDP-Finanzreferent Altorfer, könne man «künftighin die auf dem Lande stationierten Landjäger für die Benützung ihrer eigenen Schreibmaschinen nach der ausgewiesenen Seitenzahl» entschädigen. Der Verzicht auf die Neuanschaffung sparte immerhin die Summe von rund 675 Fr., was in etwa dem Wert von 3553 Eiern, 414 kg Kernseife oder 2700 Cervelats entsprach.

*Name der Redaktion bekannt.