Mit Schwertern und Kunstblut

Zwei junge Filmemacher spüren in ihren kurzen Mittelalter- und Fantasy-Streifen Schaffhausens dunkler Seite nach.

Schaffhausen, anno 1462: Ein Jüngling im dunklen Umhang tritt in eine Mauernische, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dort verharrt er, während neben ihm Nebel vom Boden aufsteigt – Choralgesang untermalt die Szenerie. Sodann erscheint ein zweiter junger Mann. Er nimmt eine eiserne Maske entgegen, seine um Tiefe bemühte Stimme hallt in den Gewölben: «Danke mein Sohn. Nun stell dich deinem Schicksal. Ich werde dort sein.»

Im brandneuen Kurzfilm «MEMENTO MORI» werden Kräfte entfesselt, denen die Menschheit machtlos gegenüber steht. Ein «guter» Vampir trachtet nach dem einen, allgewaltigen Fingerring, der über Leben und Herrschaft seines bisherigen Besitzers bestimmt. Ein konfuser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der auf eine alles entscheidende SCHLACHT ZWISCHEN GUT UND BÖSE hinausläuft.

Nach einer weiteren, nicht minder rätselhaften Übergabe vor der Schillerglocke jagt der orchestrale Soundtrack dahin; innert Minuten überschlagen sich die Ereignisse: Eifrige Hände mischen ein Elixier und plötzlich fliegt ein Dolch durch den Kreuzgang. Verschiedene Kapuzenträger verfolgen einander, jäh wird eine holde Jungfer von einem Bogenschützen niedergestreckt. Und am Ende wird aus Blei auch noch Gold.

Ersonnen und filmisch umgesetzt wurde dieses mysteriöse Abenteuer von Claudio Mühle (18) und Tobias Hongler (17), den «Produzenten» und Gründern des Clato Pictures Filmstudios. Mit dem gut 6-minütigen Spektakel haben die beiden vor einem Jahr ihren Kurzfilm «Der Alchemist von Schaffhausen» fortgesetzt. Jene Produktion, 2013 veröffentlicht, war ihr erstes gemeinsames Filmprojekt. Die beiden jungen Schaffhauser hatten damals zur Kamera gegriffen, um am Jugendkurzfilmwettbewerb in der Kammgarn teilzunehmen, mehr aus Neugier denn aus professionellem Interesse – Claudio Mühle lernt Automatiker, Tobias Hongler Zimmermann.

Dunkle Macht der Vampire

«Der Alchemist von Schaffhausen» blieb beim Wettbewerb erfolglos; die beiden Amateurfilmer haben sich ja auch nicht gerade eine einfache Materie vorgenommen. Und wenn man es mit Fantasy/Mittelalter ernst meint, steht man nun mal vor gewissen Hindernissen. Auch historische Stätten, Schwerter und Kunstblut täuschen schliesslich nicht darüber hinweg, dass der Alchemist höchstpersönlich moderne Turnschuhe trägt. Die beiden Fantasy-Fans lassen sich durch solche Lappalien allerdings nicht aufhalten. Mittlerweile haben sie sich nicht nur filmtechnisch, sondern auch unternehmerisch weiterentwickelt. Neben eigenen Projekten realisieren sie Aufträge wie Hochzeits- oder Konfirmationsvideos. Auf ihrer gut ausgebauten Website gibt’s bereits Fanartikel zu haben – und tatsächlich hat sich auch schon ein erster Praktikumssuchender gemeldet.

Nachdem die beiden ihre zunehmende Erfahrung bereits mit einem zweiten Kurzfilm bewiesen haben, setzen sie mit dem brandneuen Streifen «Memento mori» nochmals gehörig einen drauf. Nun ja, vielleicht haben sie ein bisschen viel gewollt mit dem selbstgeschriebenen Werk – ein in rund zehn Minuten abgehandeltes Epos um die fünftausendjährige Herrschaft (und den Fingerring) des Vampirfürsten Oron.

Die Dreharbeiten zu diesem dritten Film seien auch eher ein Dämpfer gewesen, räumen Claudio Mühle und Tobias Hongler ein. Problematisch war etwa die Koordination der Mitwirkenden, die alle freiwillig und demnach nicht immer gleich motiviert mitgemacht haben. Davon zeugt der grosse Showdown: Vier Jugendliche in Winterjacken stehen mit hängenden Schultern da. Schliesslich entscheiden sie sich doch noch, die Waffen zu ihren Füssen aus dem Schnee zu klauben, um die Schlacht gegen den eleganten Oron (verkörpert von Claudio Mühle selbst) zu bestreiten.

Den beiden jungen Filmemachern jedenfalls mangelt es nicht an Mut, geschweige denn an gewagten Ideen. Sie sind bestrebt, mehr praktische Erfahrungen zu sammeln, und auch Kontakte zu anderen Filmschaffenden zu knüpfen. Ihr Ziel sei schon, sich in Zukunft weiterhin auf eigene Geschichten und nicht auf Aufträge zu konzentrieren, erklären die Beiden: «Wir wollen lieber unsere eigenen Chefs sein.»