Qualitätsmanagement, zu viel des Guten

Monti optimiert

MARCEL MONTANARI ist Kantonsrat der Jungfreisinnigen.

Die steigenden Gesundheitskosten werden gerne mit der höheren Lebenserwartung der Menschen sowie mit dem erweiterten Angebot medizinischer Verfahren begründet. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Ein wohl ebenso grosser Kostentreiber sind Fehlregulierungen ahnungsloser Politiker und/oder Lobbymarionetten. Unter dem Deckmantel der Qualitätssicherung gibt es zunehmend Vorschriften, die unserem Gesundheitssystem schaden.

An Beispielen mangelt es jedenfalls nicht: So muss gemäss neuen Richtlinien in Apotheken alles eindeutig beschriftet werden. Auf jedem Abfalleimer muss die Anschrift «Abfall» angebracht werden. Wer eine eigene Hausspezialität anbieten will, muss unzählige Nachweise und Deklarationen erbringen. Mittlerweile trauen wir den Pharmazeuten nicht mal mehr zu, selber eine Salbe abzufüllen oder eine eigene Teemischung zuzubereiten. Die Folge davon ist, dass Apotheken ihre Hausrezepturen nicht mehr anbieten. Ist diese Art von Qualitätsmanagement eine Verbesserung für unser Gesundheitssystem? Ist es besser, weniger Medikamente zu haben? Nein.

Ebenfalls unnötig waren gewisse Reformen in der Pflegeausbildung, welche wohl mehr der Reform als dem Beruf zuliebe gemacht wurden. Zum Beispiel besagt eine unnütze Regel, dass während der Ausbildung zur FaGe nur noch Handlungen durchgeführt werden dürfen, die zuvor in der Schule theoretisch behandelt wurden. Doch was spricht dagegen, dass ein erfahrener Pfleger einem Lehrling in einer ruhigen Minute erklärt, wie man den Blutdruck misst? Kann denn dieses Wissen nur noch von Lehrern und nicht mehr von Praktikern vermittelt werden? Dies führt nicht nur zu temporärer Inkompetenz, sondern auch zur Frustration sämtlicher Beteiligter. Solches Pseudo-Qualitätsmanagement schadet nur und führt unsere Gesellschaft zurück in die von Kant beschriebene selbstverschuldete Unmündigkeit.

Oder kennen Sie die Reinigungsprotokolle auf öffentlichen WCs? Was nützen die? Ich muss die nicht lesen, um festzustellen, ob eine Toilette schmutzig ist. Und wenn eine Toilette schmutzig ist, dann hilft es auch nichts, wenn hinter der Tür ein Zettel hängt, mit dem Vermerk, dass sie mal sauber war. Früher wurden Toiletten noch gereinigt, damit sie sauber sind. Heute scheint man zunehmends dem Reinigungsprotokoll zuliebe zu putzen. Sinnvoller wäre also: Weniger Qualitätsmanagement, mehr gesunder Menschenverstand!