00-12 MT

00-12 MT klingt nach einem Panzer. Je nach Vorstellungskraft denkst du vielleicht noch an einen dieser schnüsigen Roboter aus Star Wars. Hier geht’s jedoch um eine Gitarre. Und um Liebe.

00-12 MT: Die 00 steht für die mittlere von drei Korpusgrössen der Smallbody-Modellreihe. Die 12 steht für den Halsansatz ab dem 12. Bund. Und MT steht für Mahogany-Top.

u Es war Frühling 2011, als ich im Startrack Studio in Schaffhausen meine neue Platte aufnahm. Eines Nachmittags stand ich am Fenster mit meiner Klampfe umgehängt und beobachtete, wie im Hinterhof ein Typ in Hippie-Klamotten seine ganze Familie mit Frau, etwa drei Kindern und diversem Karsumpel in einen knallgelben Deux-Chevaux reinpackte.

Das war Tuggi, ein Mensch voll im Saft, die Szenerie etwa so bunt und wild wie die blütenschweren Büsche in der Maisonne rund um uns herum – dieser Mensch machte sofort Lust auf näheren Kontakt.

Im Tuggiland wird mit Liebe gefräst

Nach ein paar allzu neugierigen Fragen, landete ich in Tuggis Werkstatt im selben Gebäude: ein Raum wie aus einer anderen Welt, einer Holztraumwelt – man möchte fast sagen, einer heilen Welt. Da waren Gitarren im Bau, Drehleiern in Reparatur, viele Klang-Kuriositäten standen herum und zu allem gab es eine kleine Geschichte vom Maestro. Damals erfuhr ich nichts von Tuggi Instruments und vielleicht wusste er auch selber noch nicht, wohin es gehen würde mit ihm, aber eines war klar: Da ist einer in seinem Element und man will Teil sein von dem, man möchte alles antatschen und bespielen und Schleifstaub schnuppern, möchte in eine Schublade einziehen, wo der Lack wohnt und schlafen neben der Holzfräse – denn in Tuggiland wird mit Liebe gefräst!

Vier Jahre später stehen Tuggis Gitarren beim Händler meines Vertrauens in Züri im Laden und nehmen es mit den internationalen Grössen wie Taylor und Martin auf! Ich habe mich an ein kleineres Wunder der «Smallbody»-Serie heran gewagt, die 00-12 MT, ein Mahagony-Instrument mit relativ langer Mensur und schlankem Hals – das kommt meinem Spiel entgegen. Der Look erinnert an Robert Johnson, ist schlicht und uneitel. Mit sowas zeigt die Folkerin sich gerne auch auf einer Bühne.

Ich brauchte keine zwei Minuten, um mit ihr warm zu werden. Sie spielt sich wunderbar weich und verhält sich zart zu meinen Frauenhändchen, die nicht so gern malträtiert werden mit fetten Hälsen und breiten Griffbrettern. Klein und leicht schmiegt sie sich an meinen Bauch und was mich betrifft, so bin ich ja eh ein Fan von Instrumenten, die nicht so raumfüllend herumprotzen und alles zudröhnen mit vielbeschworenem Klang, der einer Frauenstimme bloss sämtliche Frequenzen stiehlt. Im Fingerpicking klingt die 12-MT rund und seidig und hat dennoch eine erstaunlich durchsetzungskräftige Stimme. Ich mag das sehr, wenn eine Gitarre nicht nur nobel klingt, sondern auch rufen kann, und diese hier singt in keckem, aber dennoch warmem Ton. Als mässig virtuose Instrumentalistin muss ich auch Akkorde klampfen können auf einer Akkustischen und auch hier macht Tuggis Eigenbau einfach Spass.

In der 12-MT stecken Lieder drin, sowas spüre ich als Songwriterin, insofern stehe ich mit ihr bereits vor dem Traualtar – Mademoiselle hat allerdings ihren Preis. Wenn ich dann aber an den Deux-Chevaux denke und die Werkstatt, Tuggis Talent und die vielen Kinder und erst all die Songs, die mir aus dieser Gitarre in den Schoss purzeln werden, denke ich: Meine Kohle war nie besser investiert!

Ein Beitrag der Zürcher Folkmusikerin Nadja Zela, Ex-Rosebud und Ex-50-Food-Mama, aktuell mit der BAND ZELA UNTERWEGS.