Die Stadt als Resonanzkörper

An einem luftig-kühlen Julitag zügelte Dominic «Cighi» Damonte seine neue «Holzwäg»-Drum vom Proberaum kurzerhand ins Freie. Der Lappi hat den Schlagzeuger bei seinem Outdoor-Klang-Experiment begleitet. Eine Aufzeichnung.

CIGHI, Ex-Vizioso und Ex-Palkomuski, spielt aktuell bei Cosmo Alley, wenn er keine verrückten Klangexperimente an den Start bringt. Bilder: ce.

Hallauerberg, in der Nähe des Damonteanwesens
«Ich habe mir von Andi ein Schlagzeug kreieren lassen, bei dem die Basspauke dreimal so hoch wie lang ist. So klingt sie viel länger mit fettem Klang nach. Das Snare sollte dafür klein sein und nervig klingen. Das Floor-Tom ist wiederum sehr gross, könnte auch eine Basspauke sein. Das Becken habe ich von meinem Vater geerbt, es ist uralt, sehr gross, worauf sehr viele Sounds möglich sind – ein wunderschönes Becken!»

Lahnbuck, oberhalb der Stadt
«Ich will neue Klänge finden: Was passiert mit mir, wenn ich hier oben spiele? Wie kann ich den Wind nachahmen? Oder das Flugzeug, das über mir durchfliegt? Werde ich auch ignorant, indem ich in etwas zurückfalle, was ich eh immer spiele? Was ja oft passiert: dass man einen Stereotypen spielt und gar nicht mehr darauf hört, was von aussen kommt.»

Flurlingen, unter der N4-Brücke
«Der Ort weckte in mir Erinnerungen an meine Zeit in Bands, das Hip-Hop-Gefühl, nicht nur wegen den Graffitis. Die Brücke bildet einen riesigen Resonanzkörper, da sind automatisch Beats gekommen. Der Rhein hat gar keine Rolle gespielt. Im Grossstadtbeat, sage ich jetzt mal, gehen solche Einflüsse unter.»

Schaffhausen, Fussgängerunterführung Mühlentor
«Die Leute, die vorbei gelaufen sind, wie sie ihre Blicke abgewendet haben. Sie sind vielleicht schon wunderfitzig, haben aber Angst, zu schauen, zu kommen. Ich habe dadurch härter und lauter gespielt, dieses Gefühl weggeknüppelt, den schönen Klang verloren.»

Neustadt, vor dem Haberhaus, neben der eigenen Wohnung
«Der Sound der Neustadt? Die Skateboarder, deren Rollbretter auf dem Asphalt eine Art Besenwischgeräusch und Schläge beim Aufprall machen. Einen ähnlichen Sound erzeugen die Rollkoffer. Jeden Morgen um sechs hat’s einen, der bei der Fussgängerinsel über die Bsetzisteine rattert. Auch die Autos, wenn sie über die Schwelle fahren, die einen langsamer, die anderen schneller. Und Autotüren.»