Historique
Heimatschutz! Das Alte darf nicht weichen, es muss hinübergerettet werden in die kommenden Dekaden. Sonst gehen wir wesentlicher Elemente der Heimat verlustig.
An einer Schlüsselstelle der obrigkeitlich orchestrierten Heimatbesinnung des Jahres 1939 (Landesausstellung) wurden die Besucherinnen unter einem Meer von Gemeindewappen hindurchgeleitet, das gesäumt war von den Kantonswappen. Es heisst, alle Gemeinden der Schweiz hätten damals ihre Fahne über diese Passage gehängt. Als Symbol für die Gemeinde Trasadingen muss damals ein Stück Stoff mit einer Tanne am Himmel geflattert haben.
Heimatkundlich geschulte Leserinnen werden an dieser Stelle stutzen und sich auf das in der Schule gelernte Gemeindewappen besinnen: Ein stilisierter Rebstock mit 6 blauen Trauben auf weissem Hintergrund. Wie kommt es, dass 1939 eine Tanne für Trasadingen stand?
Anlässlich des Zusammensuchens der verschiedenen Gemeindefahnen wurde vielerorts festgestellt, dass die verwendeten Wappen und Siegel nirgends amtlich festgelegt worden sind. Auch im Kanton Schaffhausen fehlte die Übersicht.
Mehr noch, man musste davon ausgehen, dass die «gebräuchlichen Gemeindewappen Schöpfungen des 19. Jahrhunderts [sind]. Sie haben verschiedene, zum Teil willkürliche Wandlungen durchgemacht, oft ohne Rücksicht auf ihren Ursprung […]». Aus diesem Grunde wurde Dr. Bertha Bruckner-Herbstreit mit der eminent wichtigen Arbeit beauftragt, die damals verwendeten Wappen auf ihre historische Authentizität zu überprüfen. Diese Arbeit förderte zutage, was niemand für möglich gehalten hätte: Die Gemeindewappen, Symbole unserer Heimat, waren dem natürlichen Lauf der Entwicklung unterworfen!
Was aktuell als gesetzt und gar als althergebracht erschien, hatte im Laufe der Zeit Wandlungen durchgemacht. Die Evolution der Gemeindewappen hatte aus dem Rebstock eine Tanne gemacht. Ganz im Sinne des Heimatschutzes musste diese Veränderung auf Basis der wissenschaftlichen Arbeit von Bertha Bruckner zurückgeführt werden auf ihren Ursprung.
Vielleicht aber ist es auch eine Art von Heimatschutz, wenn die Gemeinde Trasadingen noch heute die Stimmzettel ihrer Stimmbürgerinnen in einer kupfernen Urne sammelt, die auf ihrer ganzen Länge eine eingravierte Tanne ziert.