Poetischer HC-Punk

Seit bald neun Jahren ist die HC-Punk-Band Deadverse unterwegs und dies im wahrsten Sinn des Wortes, touren sie doch immer mal wieder durch halb Europa und hinterlassen vor Schweiss tropfende Locations und Fans mit Nackenmuskelkater.

Ihr neuster Wurf «Musth» knüpft soundtechnisch dort an, wo der Vorgänger «Carpet Burns» (2013) aufhörte: «To hell with all bad timing…» sind die ersten, halldurchtränkten Worte, die den treibenden Song «Thrones» einleiten.

Clive am Mikrofon beobachtet, analysiert, klagt an, und dies auf einem textlichen Niveau, das hierzulande seinesgleichen sucht. Der Bass von Boris hat einen satten, raumfüllenden Ton und geht steiler als Garrincha in den Sechzigern. Die Gitarren von Roman sind einmal mehr platziert, mit einem guten Gefühl dafür, wann Gas geben angesagt ist oder die halbe Dosis reicht. Lorenz an den Drums spielt das, was für den Song nötig ist: «Heirlooming» etwa gewinnt genau deshalb an Fahrt, weil er ihn stoisch vorantreibt, statt endlose Übergänge auf den Toms zu spielen.

Gemastert wurden die zehn Stücke auf «Musth» von Dan Suter. Das Cover stammt vom israelischen Street-Art-Kollektiv Brokenfingaz, welches auch bereits für Weltstars wie Pearl Jam ihre beeindruckende Kunst zu Verfügung gestellt hat. Die LP mit Downloadcode wird wieder über die Labels Adagio 830 und Take it Back vertrieben.

Leider wird «Musth» die letzte Platte von Deadverse sein. Die Band löst sich im Herbst 2016 auf. Bis dahin haben wir aber noch die Chance, das eine oder andere Konzert zu besuchen und dieses Stück Schaffhauser Kulturgeschichte würdig zu verabschieden.

Ein Beitrag von Michi Seelhofer