Der Bauer. Er stiftet nationale Identität und ist ewiger Zankapfel, Je nach Sichtweise wird er zum Sinnbild der selbstständigen Schweiz hochstilisiert oder als staatlicher Landschaftsgärtner verunglimpft. Er jammert über den Milchpreis und bekommt Millionen von der Politik geschenkt, er hat die mächtigste Lobby in Bern und fühlt sich dennoch ständig missverstanden und untervertreten.
Die Landwirtschaft gibt zu reden, heute kaum weniger als zu Zeiten der Anbauschlacht. Vielleicht sprechen wir zu wenig mit LandwirtInnen und zu häufig über sie – der Lappi macht in diesem Dossier beides. Eine Landwirtin sagte kürzlich zum Lappi: «Heute verdienen wir unser Geld nicht mehr mit Milch, sondern mit Buntbrachen.» Und SVP-Hardliner Walter Hotz urteilte kürzlich in den «Schaffhauser Nachrichten» über Regierungsrat Ernst Landolt: «Er kommt eben aus dem Bauernstand, und deswegen sieht er nicht, dass Subventionen das süsse Gift des Staates sind.» An jedem Stammtisch des Landes kann man über Subventionen streiten. Sitzt ein Bauer dabei, wird man sofort belehrt, dass es korrekt «Direktzahlungen» heisst, wobei nicht ganz klar ist, warum das weniger negativ klingen soll.
Im Interview auf Seite 30 spricht Bauernverbandspräsident Christoph Graf über die Sorgen und Herausforderungen, mit denen Schaffhauser LandwirtInnen heute konfrontiert sind – trotz ihrer starken Lobby.
Wie stark diese Lobby im Schaffhauser Parlament ist, zeigt der Artikel nebenan auf Seite 19. Denn bereits bevor die SVP mit einer eigenen Agro-Liste zum Sturm auf den Kantonsrat blies, war die Landwirtschaft in der Schaffhauser Politik übervertreten.
À propos übervertreten: Warum viele LandwirtInnen SVP wählen, wissen wir auch nicht, aber wir rücken dem Phänomen mit einer Reihe von Statistiken auf Seite 26 zu Leibe und entdecken spannende Korrelationen.
Eine Landwirtin, die so gar nicht in unser – zugegeben von Vorurteilen geprägtes – Bild passen will, lernst Du auf Seite 21 kennen.
Zwischendurch darf und soll man den «Bauernstand» auch mal ein klein wenig auf die Schippe nehmen, weshalb wir auf Seite 25 neue und zeitgemässe Bauernregeln erfunden haben.
Aber eigentlich mögen wir unsere LandwirtInnen, und vor allem ihre Produkte. Deshalb liest Du auf Seite 28, wo es in Ihrer Nähe einen Hofladen mit ökologischen Köstlichkeiten gibt. En guete und viel Spass bei der Lektüre wünscht die höchstens bauernschlaue Lappi-Redaktion.