Bächtold von Melkhand, ein ehemaliger Turnierreiter, bestritt 65 Turniere. Er trug dabei 62 Siege und nur 3 Niederlagen davon.
Im Vorfeld dieses sportlichen Grossanlasses auf dem Herrenacker wurden auch kritische Stimmen laut. Von Korruption war die Rede, von Vertreibungen und davon, dass beim Aufbau der Arena unter Zeitdruck, mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen und im ganzen menschenverachtenden Bedingungen mehrere Arbeiter den Tod gefunden hätten. Wie äussern Sie sich dazu?
Gabriel Vetter hat den Schaffhauser Güsel-Dialekt in die Schweizer Stuben getragen. Ein Grund zur Freude?
Güsel heisst auf Schweizerdeutsch Abfall, und als Abfall empfindet die Restschweiz unsere Mundart. Geht es um die Beliebtheit der Deutschschweizer ÂDialekte, wird sie zuverlässig auf die letzten Plätze gevotet. Wobei es noch schlimmer kommt: Das Schaffhauserische beliebt in solchen Umfragen mit dem Thurgauischen und Sanktgallerischen in ein und denselben Güselsack geworfen zu werden.
«Der Sex, sage ich mir, stellt in unserer Gesellschaft eindeutig ein zweites Differenzierungssystem dar, das vom Geld völlig unabhängig ist; und es funktioniert auf mindestens ebenso erbarmungslose Weise.»
Michel Houellebecq – Ausweitung der Kampfzone
Ein Roman, so denkt man doch, ist eine scheinbar ungelenke Methode, um ein Nichts zu erschreiben. Man denkt doch – welch Geste! – wie wenn man bereits ein Nichts erdenkt, es keins mehr ist. Obschon der Protagonist in Houellebecqs Schrift mit der Problematik der Form hadert, wendet er sich den LeserInnen zu und erschreibt in autobiographischer Attitüde sich in seinem Lebensraum, den Nachwehen der kapitalistischen Postmoderne.
Das ist schon so eine Sache mit dem Schweizer Film. Seien wir doch mal ehrlich: das Gros lädt eher zum gemütlichen Kinoschlaf ein, wäre da bloss nicht immer diese lästige Zwangspause mittendrin (die natürlich vom Regisseur so nie gewollt ist und einzig und allein dem Verkauf von Klebrigkeiten und Ekligkeiten dient, egal ob so Erzählfluss und Dramaturgie auf der Strecke bleiben).
«Reason To Panic» ist schnell. Sauschnell. An zehn Abenden entstanden im Kellerstudio zehn Tracks aus dem Nichts. Der Lappi war bei der elften Geburt dabei.
Kein neuer Song ohne Flaschenbier und Salzbrezeln. Zusammen geprobt haben sie noch nie, Raph und Diego – alias «Reason To Panic» –, geschweige denn sind sie schon einmal zusammen aufgetreten. Werden es vermutlich auch nie tun, wollen es gar nicht. Die einen würden sagen «Diego und Raph? Schnittmenge null!»
Patrik Dörflinger vom VJPS ist der Ansicht, dass Drogen zu unserer Gesellschaft gehören.
Patrik Dörflinger, hat unsere Gesellschaft ein Suchtproblem?
Suchtmittel sind in jeder moderner Gesellschaft Thema, sie verursachen immer wieder Probleme.
Also ja?
Ja. Je moderner die Gesellschaft, desto grösser die Suchtprobleme. Früher starb man an anderen Dingen.
«Im Mittelalter wurde exzessiver getrunken»
Muss man das nicht etwas relativieren? Die Prohibition in den USA kam auf, weil die Leute gesoffen haben wie die Löcher.
Klar, im Mittelalter wurde auch viel exzessiver getrunken als heutzutage. Aber für die Allgemeinheit war Alkohol nicht so verfügbar wie heute. Für eine Gesellschaft wird Sucht erst zu einem Problem, wenn die Suchtmittel für einen Grossteil der Bevölkerung zugänglich sind. In Saudi Arabien ist Alkohol für die breite Masse einfach nicht erhältlich. Deshalb gibt es dort – gesellschaftlich gesehen – kein Alkoholproblem.
Sie sprechen jetzt von Suchtmitteln, als Suchtberater beschäftigen Sie sich aber auch mit Verhaltenssüchten. Die gab es ja früher bestimmt auch schon.
Sicher nicht in dem Masse wie heute. Die Moderne bietet dahingehend gerade mit dem Internet viel mehr Möglichkeiten, dass sich eine richtige Sucht entwickelt. Beispiel: Online-Glücksspiel. Natürlich gab es auch früher Glücksspieler, Dostojewski hat mehrmals im Casino sein gesamtes Vermögen verloren. Aber das sind eher Einzelschicksale. Der Zugang zu Casinos war früher eher der kleinen Oberschicht offen.
Und die Leute waren mehr damit beschäftigt, sich um ihr Überleben zu kümmern. Hat man heute schlicht mehr Zeit, sich der Sucht herzugeben?
Definitiv. Früher ging es um die Basics. Heute hat man mehr Freiraum, kann sich anderweitig beschäftigen. Die vielen Optionen, die man hat, sind nicht immer von Vorteil.
Ist denn Sucht a priori etwas Schlechtes?
(überlegt lange) Sucht ist schlecht, ja. Suchtmittel, die Substanzen an sich, müssen aber nicht schlecht sein. Sie können stimulieren, dämpfen, besondere Wirkungen erzielen, einen in besondere Gefühls- und Rauschzustände versetzen. Rauschmittel waren schon immer begehrt und das hat seine Gründe. Wenn sich allerdings eine Sucht daraus entwickelt, dann geht es auf eine Grenze zu, wo es nicht mehr lustig ist.
Was ist das Schlimme an der Sucht? Die Sucht an sich, also das Verlangen nach mehr, oder die Nebenwirkungen in Körper und Geist?
Beides. Man kann das nicht so genau trennen.
Diese positiven Aspekte von Suchtmitteln, die sie vorher angesprochen haben, sind bei der Prävention nie Thema. Wieso?
Ich denke, die positiven Faktoren sind ja bekannt (lacht). Es gibt verschiedene Gründe, Drogen zu nehmen. Alkohol, Cannabis oder Kokain können ein Elixier sein. Ein schüchterner Typ kommt vielleicht mit der Gesellschaft und den Leuten nicht so gut klar und hat Probleme, mit Frauen in Kontakt zu kommen. Konsumiert er dann ÂAlkohol, kann sich für ihn eine Welt auftun. Für solche Leute können Drogen ein Hilfsmittel sein, aber sie sind auch anfälliger, ein Suchtproblem zu bekommen als andere. Es gibt auch Leute, die nach einem Rausch am nächsten Tag viel besser aufstehen als andere. Verträgt man Alkohol gut, wird man auch leichtsinniger und risikoreicher, was das Trinken anbelangt. Und damit letztlich auch anfälliger, süchtig zu werden. Wir haben bei uns im VJPS Leute, die hatten nie einen Kater, egal wieviel sie getrunken haben. Die haben gar nicht gemerkt, dass sie sich vergiften, bis es zu spät war. Die Prävention ist schon bemüht, allgemein und detailliert zu informieren. Aber wie gesagt: der Wissensstand der Leute, was die unmittelbare Wirkung von Drogen anbelangt, ist erstaunlich gut. Da muss sich die Prävention nicht bemühen. Unser Anliegen ist es primär, auf die Gefahren und Risiken aufmerksam zu machen.
Werden die Gefahren dabei bewusst hochstilisiert?
Nein, das würde ich nicht sagen. Aber oft ist nicht ganz klar, woher beispielsweise eine Psychose kommt. Ob die Person entsprechend veranlagt war oder der Cannabis Schuld ist. Das ist die alte Frage vom Huhn und vom Ei. Cannabis zählt zu den weichen Drogen und stellt für die Mehrheit der Konsumenten kein Problem dar. Und doch gibt es ein paar Leute, die an negativen Folgen leiden.
«Ich bin für eine Legalisierung»
Sie als Suchtberater stehen also nicht für Totalabstinenz ein?
Nein, ich denke, Drogen gehören zu unserer Gesellschaft und man sollte sie nicht verbieten. Ich bin für eine Liberalisierung, damit es eine Regulation gibt. Das heisst, dass Drogen nicht wie ein Stück Seife gekauft werden können. Aber ein liberalisierter Markt wäre besser als dass man die Drogen weiterhin in der Illegalität behält.
Wie stehen Sie dazu, dass Alkohol legal ist, während andere Substanzen illegal sind?
Diese juristische Unterscheidung lässt sich medizinisch und psychologisch nicht rechtfertigen. Der Mediziner unterscheidet nicht zwischen legalen und illegalen Substanzen, beim Psychologen kommen gar noch Verhaltenssüchte dazu.
Die juristische Unterscheidung ist historisch gewachsen. Ist es deshalb schwierig, das zu ändern?
Ein Problem ist es ja, wenn einzelne Staaten mit einer Liberalisierung beginnen, wie beispielsweise aktuell in Colorado, dann fliegen plötzlich von überall die Jets ein. Ein Alleingang ist schwierig, neben der Rechtsungleichheit gibt es dann einen Drogentourismus. Ich bin für Jugendschutz und für Kontrolle, aber als Suchtberater kann man gegen eine Liberalisierung wenig sagen. Die Vorstellung, dass Liberalisierung zu mehr Konsum führt, stimmt einfach nicht. Und wenn es keinen Konsumentenzuwachs gibt, ist ein Hauptargument der Gegner hinfällig.
«Crystal Meth wird kommen»
Wir haben jetzt nur von Rauschmitteln gesprochen, die die Gefühlslage manipulieren, einen aufputschen, einen glücklich machen. Es gibt aber auch Substanzen, die die Leistung steigern, wie etwa Ritalin und Steroide. Solche «Drogen» sind im Vergleich zu den Rauschmitteln eher ein neueres Phänomen, oder?
Ich weiss nicht, ob das so ganz stimmt. Die Kokapflanze gibt es auch schon lange und sie wird schon lange genutzt. Ansonsten bin ich Ihrer Meinung. Solche leistungssteigernden Substanzen passen auch besser in unsere Gesellschaft.
Wird sich das immer mehr steigern? In gewissen Bereichen und Branchen kann man sich ohne heute gar nicht mehr so einfach durchsetzen. Denken Sie an die Studenten, die sich gegen andere Studenten durchsetzen müssen, die Ritalin schlucken. Denken Sie an Investment-Banker, die ihre Leistung nur mit Kokain erbringen können.
So ein Trend wie in den 90er-Jahren bei den Radfahrern, als man ohne Doping praktisch keine Chance hatte, sehe ich in anderen Branchen nicht. Das sind heute eher Einzelfälle. Handkehrum muss man schon sagen, dass der weltweite Siegeszug von Crystal Meth als Aufputschmittel auch in der Arbeitswelt sicher auch damit zusammenhängt, dass die Leute Leistung bringen wollen. Nicht nur damit, dass Crystal Meth billig ist.
Ist Crystal Meth in der Schweiz auch schon ein Thema?
Crystal Meth ist kokainähnlich und gutes Kokain bekommt man in der Schweiz relativ preiswert. Deshalb ist es hierzulande noch nicht so verbreitet. Ich denke aber schon, dass Crystal Meth irgendwann in die Schweiz kommt.
«Wilde Jugend als Start der Sucht»
Wie haben sich die Drogentrends in der Region verändert, seit Sie als Suchtberater tätig sind?
Das ist hier in Schaffhausen nicht anders als anderswo in Europa. Alkohol ist Nummer eins, dann kommt Cannabis, dann Kokain. Früher war Heroin gross, hat dann aber ein negatives Image bekommen und ist immer weiter zurückgegangen. Im Partybereich ist seit den 90er-Jahren Ecstasy ein Dauerthema. Dazu zähle ich beispielsweise auch MDMA.
Bei MDMA beobachte ich, dass der Umgang oftmals ziemlich vorsichtig vonstatten geht. Man nimmt im Club vielleicht eine halbe Pille, nachdem man sie vorher testen lassen hat, schaut, dass man am nächsten Tag nichts leisten muss, und gönnt sich dann einen Trip. Nicht gerade das klassische Junkie-Verhalten.
Klar gibt es das, aber solche Leute kommen halt nicht zu mir in die Suchtberatung. Was es hier im VJPS gibt, sind Leute um die 30, die früher eine wilde Partykarriere mit Drogen hatten und diese dann irgendwann mit Alkohol substituierten. Sie haben ihre Sucht einfach verlagert und es gar nicht gemerkt. Sie wundern sich, dass sie erst seit zwei Jahren trinken und schon Probleme haben. Dabei merken sie gar nicht, dass schon die wilde Jugend der Start ihrer Sucht war.
Was sind gemäss Ihrer Erfahrung die grossen Probleme, mit denen Süchtige zu kämpfen haben?
Zum einen sehen viele Betroffene ihre Sucht lange Zeit nicht ein und bagatellisieren sie. So wird es immer schwerer, davon wegzukommen. Dazu kommt, dass viele schon erfolglos probiert haben, aufzuhören. Irgendwann versucht man es gar nicht mehr, weil man sich und seinem Umfeld nicht eingestehen will, dass man es nicht auf die Reihe kriegt. Rückfälle werden als Niederlage und Versagen erlebt. Und wenn man es dann doch probiert und scheitert, holt man sich erst recht Trost in der Droge.
Haben Sie selbst eine Sucht?
Ich bin ein suchtanfälliger Mensch. Wenn hier eine Schale Nüsschen stehen würde, wäre sie sofort leer. Ich muss abstinieren, sonst kommt es nicht gut.
Mehrere Städte wollen die Cannabis-Legalisierung vorantreiben. Schaffhausen kann sich dem Reigen der progressiven Städte noch anschliessen – der Lappi hat das Postulat bereits im Köcher.
Die restriktive Cannabis-Politik der Schweiz bröckelt. 2008 scheiterte die «Hanfinitiative» noch deutlich, doch sie brachte eine Diskussion in Gang, die in der heute auch im Kanton Schaffhausen geltenden Ordnungsbussenregelung mündete: Erwischte Kiffer zahlen eine Busse von hundert Franken, auf Anzeige und Verfahren wird bei kleinen Mengen verzichtet (vergleiche 100 Stutz für 100 Stümpen).
Auch in Schaffhausen gibt es die «Anonymen Alkoholiker». Sie setzen auf Spiritualität, um dem Alkohol zu entsagen.
Unbehagen liegt in der Luft. Als wären die Männer, die in der Webergasse stehen, auf frischer Tat ertappt worden. Um die Ecke kommt Ruedi und wird von allen herzlich begrüsst. Aber mit mir, der jungen Lappi-Redakteurin, wollen sie nicht richtig warm werden.
Der Lappi geht auf Tuchfühlung mit der Goa-Kultur – eine Art von Bewusstseinserweiterung.
Mit dem Velo machen wir uns an einem sonnigen Samstagnachmittag auf, unseren Horizont zu erweitern. Das Goa-Openair steigt auf einem abgelegenen Landstrich unweit von Schaffhausen. Als uns nach rund 20-minütiger Fahrt allmählich das Wummern des Basses ans Ohr dringt, zeichnet sich in der Ferne bereits das Festivalgelände ab.
Die beliebteste illegale Droge in Schaffhausen ist Cannabis. Doch auch Speed und Kokain liegen im Trend.
Laut Schätzungen werden im globalen Drogenmarkt jährlich 320 Milliarden Dollar umgesetzt. Das entspricht fast einem Prozent des Weltbruttosozialprodukts. ExpertInnen sehen den Krieg gegen den weltweiten Drogenhandel vor dem Scheitern.