Vom Tod eines Autors

Auslese

Hermann Burger – Tractatus Logico-Suicidalis. Über die Selbsttötung.

Man könnte sich den Freitod als literarischen Ort vorstellen, als Ort, dessen Eingang wohl durch ein Kellerloch führt, worauf alsbald durch neblige Weiten auf dunklen Flüssen trunkene Fährmänner ziehen, metallischen Geschmack meint man auf der Zunge zu spüren, ein Ort, an dem durch Stürme entblätterte Rosen wachsen und kleine Astern die Ufer zieren. Vielleicht irrlichtert so manche Schar junger Leidender umher.

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Say no more!

Filmverführung

Zurück zum Stummfilm

Inspiriert durch ein am Beizentresen aufgeschnapptes Gespräch habe ich kürzlich einmal die Suchmaschine bemüht, um herauszufinden, ob denn der gute alte Schwarz-Weiss-Film wirklich so unmodern und unzugänglich sei. Zu meinem Erstaunen spuckte der Rechner eine recht umfangreiche Liste aus – teils Low-Budget-Produktionen, aber auch bekanntere, grössere Filme, allesamt nach 1970 entstanden. Man erinnere sich z.B. an «Schindlers Liste», an «Nebraska», «Frankenstein Junior», «Ed Wood».

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Neben Wiesmanns Spuren

Der Schaffhauser Mundart-Troubadour Christoph Bürgin veröffentlicht sein erstes Solo-Album. Für ihn ist Dieter Wiesmann «dä Scheff».

Trotz seiner gemütlichen Zurückhaltung: Christoph Bürgin ist ein kerniger Typ, fast zu freundlich für diese Welt, aber kernig. Er mag: urchige Schaffhauser Mundart, Folkmusik, Country, eine Prise Jazz und Blues; Anekdoten, von uralt bis nur alt, und neue Geschichten. Und er liebt es, diese Stories selbst zu erzählen – in selbigem Dialekt und umrahmt von selbiger Musik.

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Einmal ohne Tier, bitte

Der Lappi hat für Euch nach veganem Imbiss gesucht – und ist viermal fündig geworden.

Es ist die alte Leier: In Schaffhausen dauert es immer etwas, bis neue Trends Fuss fassen. Das verhielt sich bei der Punkbewegung nicht anders als beim Vormarsch der Nationalkonservativen. Und gleichermassen verstrich eine ganze Weile, bis man sich hier nicht nur vegetarisch, sondern auch vegan ernähren konnte.

Mittlerweile gibt es in Schaffhausen so einige Angebote, zum Beispiel das komplett vegane Geschäft «Lil‘ Shop of Ethics» in der Webergasse. Aber auch beim Grossverteiler wird man inzwischen fündig. Ebenso gibt es immer mehr Restaurants, die Menus zubereiten, die ohne tierische Produkte auskommen.

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Mit Schwertern und Kunstblut

Zwei junge Filmemacher spüren in ihren kurzen Mittelalter- und Fantasy-Streifen Schaffhausens dunkler Seite nach.

Schaffhausen, anno 1462: Ein Jüngling im dunklen Umhang tritt in eine Mauernische, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dort verharrt er, während neben ihm Nebel vom Boden aufsteigt – Choralgesang untermalt die Szenerie. Sodann erscheint ein zweiter junger Mann. Er nimmt eine eiserne Maske entgegen, seine um Tiefe bemühte Stimme hallt in den Gewölben: «Danke mein Sohn. Nun stell dich deinem Schicksal. Ich werde dort sein.»

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«Die ewigen Varianten vom eigentlich fast Gleichen»

Pedro Lenz bringt die Provinz und ihre Leute literarisch zum Glänzen. Bei einem Kaffee fand der Lappi heraus, wie er das macht und warum er davon fasziniert ist. Schaffhausen kennt er noch aus Kindertagen.

Pedro Lenz ist Dichter, Autor, kann EINE STATISCH KORREKTE MAUER AUFZIEHEN und hat eine Ahnung von spanischer Literatur. Seit 2001 begeistert er mit seinen Geschichten über den Alltag und wie man sich als relativ normaler Mensch damit arrangiert. Bilder: mf.

Das Fenster oberhalb des Restaurants «Flügelrad» in Olten, gleich hinter den Bahngeleisen, geht auf, und Pedro ruft runter, dass die Beiz grad zu sei. Wir müssten uns was anderes für den Kaffeeklatsch suchen. Im Gleis 13, keine 50 Meter entfernt, finden wir Platz. Pedro muss später nach Adelboden für einen Auftritt, und mit einer seiner Kolumnen ist er auch im Verzug, aber der Espresso muss jetzt sein. Neben den Lesungen sei er gerade mit dem Film «Mitten ins Land» auf Kinotour, erzählt er. «Die zwei Filmemacher wollten einen kleinen Dokumentarfilm über Olten drehen, hier ist die Stunde Null des Bahnverkehrs, der Mittelpunkt des Landes. Daraus ist dann ein Porträt über die Stadt und einige Bewohner entstanden.»

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«Bitte nicht weinen!»

Ein Blick in die historischen Quellen zeigt: Schon lange bevor es «Schaffhauserland Tourismus» gab, strömten Fremde in unsere Region. Chef-Standortförderer war seit dem Mittelalter der Rheinfall.

Unter den Hoteliers rund um den Rheinfall herrschte ein erbitterter Konkurrenzkampf: Die Betreiber auf Schloss Laufen und diejenigen des Dachsemer Hotels Witzig PIESACKTEN SICH GEGENSEITIG, indem etwa der Pferdeomnibus des Hotels nicht in den Schlosshof einfahren durfte und den Gästen somit der Weg zum Rheinfall erschwert wurde.
Bild: Historische Darstellung der Rheinfallbeleuchtung © Museum zu Allerheiligen

Der Heilige Konrad von Konstanz beobachtet zwei Vögel, die ruhelos über dem Rheinfall kreisen – und erkennt in ihnen sündige Seelen, die so für ihre Vergehen büssen müssen. Diese Legende ist die früheste schriftliche Quelle, die den Rheinfall erwähnt, obschon er darin eher eine Nebenrolle spielt – schliesslich geht es um die Vögel. Sichere Belege für Rheinfallbesuche um des Rheinfalls willen gibt es ab dem 15. Jahrhundert; ohne Zweifel waren die Menschen aber auch schon vorher von den tosenden Wassermassen fasziniert.

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