«Ich, Kimathi Fezile Tito, erkläre hiermit feierlich, dass ich ein Soldat der Südafrikanischen Revolution bin. Als Freiwilliger habe ich mich dem Kampf für Gerechtigkeit verpflichtet. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben für Leben.»
Wir schreiben das Jahr 1816, Juni. Im Vorjahr war der indonesische Vulkan Tambora ausgebrochen und die in die Atmosphäre geschleuderten Asche- und Staubmassen mindern noch immer die Sonneneinstrahlung.
Stimmungsvolle Instrumentals, ein Hauch alte Schule, Disco und The Sexiest Coverboy Alive – die neue Scheibe der Aeronauten.
«Heinz handelt von aufregenden Normalen und von den normalen Aufregern. Die Gegend zwischen Zürich und Bern nennt man ‹Mittelland› und die grösste Sünde ist es dort, irgendetwas zu übertreiben. Trotzdem ist dieses Mittelland bevölkert mit Heinzen, Erichs und Herr Bärs. Und damit man nicht selber verrückt wird, spielt am Samstag irgendwo Ottos kleine Hardcore Band. Am Ende ist jeder aber doch nur eine Insel. Und dann dockt Kampfstern Galactica an, Die Aeronauten steigen aus und retten die Welt. Vielleicht sogar dich. – Schaffhausen ist überall.» Die Aeronauten.
Auf die Frage, ob sie denn neuerdings barfuss auftreten, kommt lautes Gelächter. Schmunzelnd teilt die Band mit: «Ja! Und wir rasieren uns auch nicht mehr und spielen Solis auf dem Geländer. Statt einer Vorband gibt es Kicker Turniere. Alles Quatsch!», meint Olifr.
«HEINZ» erschien im Oktober als CD und auf Vinyl bei Rookie Records. Ex-Aeronauten Bassist Hipp Mathis hat aus 30 Jahren Archivmaterial und Interviews einen einstündigen Dok über die Band zusammengestellt.
Die neue Scheibe der Aeronauten kommt standesgemäss daher. Das Album sei ein Denkmal und den Stadtoriginalen gewidmet, ohne die Schaffhausen nicht die Stadt wäre, die sie ist. Jeder dieser «Freaks» hat eine eigene Zeile. Es sei falsch zu sagen, Menschen wie Erich Schlatter seien anders als wir. Denn die Grenzen zu Ihnen seien besonders schmal. Ob sich Olifr zu diesen Leuten zählt? «Ja, nächstens!», antwortet der Texter. Er zähle sich schon zu den eher Komischen.
Es gab kein Konzept
Aufgenommen wurde das Album im Star Track Studio und nicht auf der Alp im Appenzell. Da es schwierig ist, immer alle zusammen zu trommeln. In Schaffhausen aufzunehmen, sei einfacher, und es wurde absolut nichts Neues ausprobiert. Es wurde das gemacht, was jede anständige Band macht. Sobald man ein paar Lieder hat, geht man sie proben und aufnehmen. Denn rumexperimentieren tun sie sowieso. Und diverse verschiedene Instrumente spielen sie eh immer. Es gab kein Konzept, nur die Sache mit den Stadtoriginalen war sicher. Denn die Zeit der Konzept-Alben sei vorbei. «Und unter uns, wen interessiert sowas heut‘ noch?», räumt Guz ein.
Tipp: Der Video Clip zu «OTTOS KLEINE HARDCORE BAND» wurde mit den eigenen Sprösslingen gedreht und stellt die Aeronauten in ihren Anfangszeiten in humorvoller Art und Weise dar.
Im Normalfall kommt Olifr mit der Idee eines Songs, dann wird die Musik dazu getüftelt und die Texte allenfalls angepasst. Saxophonist Roger ist der Einzige, der schweizerdeutsche Texte schreibt und zur neuen Platte den Track «Drü Tag Räge» schrieb und auch sang.
Bei den Instrumentals sind die Titel auschlaggebend. Das sei das Zweitwichtigste. Es sei ein Unterschied, ob ein Stück «1, 2, 3» heisse oder «Najajima Island Horror». Bei «Nakajima Island Horror» handelt es sich um ein Film-Drehbuch, deshalb auch der Text im Booklet. Also, falls jemand Lust hat, einen billigen japanischen Sience Fiction-Movie zu drehen, wäre das die Musik dazu.
Eine Band muss sich amüsieren
Was in den letzten Jahren auffällt: Man findet die Musik der Aeronauten in den Schaufenstern der besten Plattenläden der Schweiz. Ganz abgesehen von Ihrem Erfolg im deutschsprachigen Ausland. Guz findet es wichtig, mit Songs unterschiedliche Leute anzusprechen. Egal woher und egal wie drauf sie sind. Die Aeronauten stünden für Unterhaltung, was ein Grund sei für die über 40 Shows jährlich.
Aber das Wichtigste sei, dass sich die Band selber amüsiere. Denn wenn das klappe, gebe es mit dem Rest keine Probleme mehr. (Könnte sich die eine oder andere Band hinter die Löffel schreiben!)
Publikumsabhängig sei ein Gig dann aber schon auch. «Austausch, Geben und Nehmen», wie Marc Zimmermann, der Bassist, beschreibt. «Wir machen unseren Job. Mal besser, mal schlechter, meistens ganz gut.» – «Ja, wir wissen langsam, wie’s geht», meint Guz. «Die Jahrzehnte geben einem eine gewisse Routine!»
Einfach laufen lassen
Wenn er an früher denke, wo er wirklich noch nervös gewesen sei vor einem Konzert, habe ihn das eher behindert. Nervosität und Unsicherheit. Das führe dazu, dass die Kreativität oder der Fluss viel schwieriger in Gang komme.
Das dünke ihn heute viel einfacher. Jetzt, wo er wisse: «Was die Band und ich machen, funktioniert gut. Wir sind ja auch ’ne coole Truppe und so, dann kann man einfach laufen lassen!»
Man könne sich was ausdenken und viel auf der Bühne improvisieren. Das seien dann auch die lässigen Momente. Freiheit bestehe aus der Sicherheit. «Scheisse. Sagen wir wenigstens in der Musik», verrät mir Olifr. Doch Zuschreibungen wie «kultige Band» hören die Aeronauten gar nicht gern. Ihnen bedeuten solche Schubladen nichts, denn es werden keine Altäre für sie errichtet. Die Aeronauten haben denn auch mit Justin Bieber so viel zu tun wie mit einem Sanitärgeschäft.
Erst waren sie zu verhängt, doch jetzt ist ihre erste Platte da: Count Lazy & Funkbademeister präsentieren ihr Debüt «Funklifesavers».
«Ob zum Putzen, Relaxen, Kiffen, Pennen, Autofahren, Malen, Skaten, Ficken oder Kacken.»
Funkbademeister
Louis und Andi sind Jugendfreunde, die sich in ihrer Freizeit mit viel Leidenschaft dem Hip Hop widmen. 2012 hat Andi alias Funkbademeister für «Radio Juicy» einen Beat gebastelt, der prompt für einen Beat-Sampler verwendet wurde. Louis und Andi arbeiten im Untergrund jeder für sich allein. Es sei keine typische Collabo-Situation, wie man erahnen könnte. Als dann Anfragen für ein eigenes Tape kamen, (Ja Tape! Sowas macht man immer noch!) wurden alle Tracks fein säuberlich ausgewählt, arrangiert und aussortiert.
Eine Uhwiesener Autorin hat Lokalfolklore gesammelt. Weil es davon nicht genug gab, erfand sie selbst einige Sagen. Der Meier-Verlag veröffentlichte sie.
Sagen – faszinierende Geschichten mit ganz viel Lokalkolorit. Und deshalb ebenso oft und gerne Gegenstand sommerlicher Freilichtspiele auf dem Dorfe, bei Bratwurst, Brot und Pferdefuhrwerken.
Gabriel Vetter, der «Sauschwabe» unter den NorwegerInnen, hat nichts dagegen, als Haamet-Dichter bezeichnet zu werden. Vielmehr stört er sich an der SVP, die erfolgreich Landminen und Beinprothesen verkauft.
Gabriel, wie erklärt man einem Norweger, was zum Geier Beggingen ist?
Och, wenn ich gefragt werde, woher ich komme, dann sage ich: aus der Schweiz. Obwohl es gerade hier in Oslo witzig ist, wenn ich mit meiner Freundin schwedisch spreche im Tram. Das ist genau so, wie wenn man in Zürich Hochdeutsch spricht, weil es sich mit den Schweden in Oslo gleich verhält wie mit den Deutschen in Zürich: Beide sind Niedriglohn-Fachkräfte. Und da ich mich mit meiner Freundin auf Hochdeutsch und Schwedisch unterhalte, waren wir in der Schweiz die Deutschen, und nun, in Norwegen, sind wir die Schweden, sprich die Deutschen. Verstehst du?
Beringer Neubauquartier, Autobahnraststätten und KBA Hard. Beinahe-Alphorn-Profi Lara Stoll zeigt Euch unverfälschte Ansichten unseres Kantons.
Würde Schaffhauserland Tourismus eine Broschüre über unseren Kanton produzieren, wäre mit ziemlich grosser Wahrscheinlichkeit eine aufgebrezelte, junge Schaffhauserin wie unsere Beinahe-Miss-Schweiz Julia Flückiger oder Alphornsängerin Lisa Stoll abgebildet. In Pose vor einem Sujet wie dem Rheinfall, dem Munot. Ganz nach dem Motto: Seht her, so schön ist das Schaffhauserland. Bei der Bildsprache bedienen sich nicht nur Tourismusorganisationen noch so gerne der Klischees und tünchen alles in Weichspüler. Den Randen, die Steiner Altstadt, die Rebberge. Kein Prospekt, auf dem nicht ein Schönwetterfoto prangt.
Weil ihm der Titel des Magazins gefiel, gab Christoph Blocher dem Lappi ein Interview. Ein Gespräch über Schweizer Werte, Feinde im Innern und über Blochers Lieblingsthema, die EU.
Christoph Blocher, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie das Wort Heimat hören?
Die Heimat ist ernst zu nehmen. Sie ist das Gebiet, das der Mensch kennt, in dem er lange gelebt hat, und wo es ihm wohl ist oder war. In der Regel ist Heimat der Ort, an dem man aufgewachsen ist. Darum hat jeder Mensch eine andere Heimat, aber jeder hat, gleichgültig, wie die Verhältnisse dort sind, eine tiefe Beziehung zur Heimat. Ich sage immer: Der Mensch wird geprägt durch die Heimat.
Amaro und Carlos Abad sind Spanier und leben in der Schweiz. Sie finden, Heimat ist, was man daraus macht. Der Magen will aber manchmal etwas anderes als der Kopf. Eine Heimatsuche zwischen Vater und Sohn.
Amaro Abad kam vor 50 Jahren in die Schweiz. Auswandern war damals fast Mode, sagt er. Sein Bruder hatte in Schaffhausen Arbeit gefunden und hatte auch für ihn eine Stelle. So liessen die Eltern den siebzehnjährigen Amaro gehen. Er kehrte jedes Jahr nach Spanien zurück und lernte dort eine junge Frau kennen, Teresa, die ihn in die Schweiz begleitete. Dann kam Carlos. Die Heimat glitt immer weiter in die Ferne und rückte ganz nah heran.