«Der Staat soll auch Unternehmer sein»

AL-Kantonsrat Matthias Frick (24) stellt sich für den Regierungsrat auf. Der junge Trasadinger steht dem Lappi Red und Antwort.

Matthias, du bist jung und deine politische Karriere noch jünger. Wieso traust du dir zu, Regierungsrat zu werden?

Matthias Frick: Ich bin grundsätzlich am politischen Lernen interessiert. Deswegen reizt es mich, diesen Weg zu gehen. Klar kandidieren normalerweise um einiges erfahrenere Politiker für den Regierungsrat, aber unabhängig von dieser Erfahrung braucht jeder neu gewählte Regierungsrat eine gewisse Gewöhnungszeit. Ein Exekutivamt ist doch etwas Spezielles. Ich bin überzeugt, dass ich innert nützlicher Frist das nötige Rüstzeug erwerben werde, das dieses Amt braucht.

Dein Alter ist also kein Handicap?

Nein, überhaupt nicht. Gerade meine jugendliche «Unwissenheit» könnte mir zum Vorteil gereichen, denn langjährige politische Mandatsträger neigen dazu sich aneinander anzugleichen. Sie werden, könnte man sagen, durch das «System» geformt. Frischer Wind tut da gut.

Wie wurde der Regierungsratskandidat Frick zum Politiker?

Ich bin mit Politik aufgewachsen. Ich hatte damals natürlich keine Ahnung, aber ich mag mich an die «Stopp F/A-18»-Kampagne der GSoA erinnern und daran, wie ich zu Hause das Telefon abgenommen habe und anstelle meines Vaters von politischen Gegnern Rüffel einfing. Später haben gute Lehrer die richtigen Fragen gestellt und so mein Interesse an Politik verstärkt.

Du bist jung und links. Wie links?

Sehr links. Es ist sehr wichtig, die Rechte der Schwächeren beispielsweise der Angestellten zu stärken und nicht das Kapital. Es ist wichtig, bildungsferne Schichten zu fördern. Zentral ist weiter, dass der Staat nicht geschwächt wird. Der Staat kann und soll auch Unternehmer sein.

Vielleicht bleibst du einziger linker Kandidat. Wie holst du die Leute von linksaussen bis zur Mitte alle ab?

Um bekannt zu werden, muss ich die Nähe zur Bevölkerung suchen. Aber es braucht mehr, als in der Bahnhofsunterführung Äpfel zu verteilen. Die Tatsache, dass ich so jung bin, ist sicher ein Pluspunkt. Das sorgt hoffentlich für Aufmerksamkeit. Inhaltlich müssen Themen besetzt werden, die nicht bereits von anderen Parteien aufgegriffen werden!

Beispiel Bildungspolitik, Stichwort Hochschulinitiative: Kann es Sinn machen, dass jede kleinere Stadt in der Schweiz Hochschulbildung anbieten will?

Schaffhausen muss keine eigene Hochschule gründen, wir fordern aber Hochschulausbildungsplätze. Wünschenswert wäre eine Niederlassung einer bestehenden Hochschule. Heute verlassen viele Junge den Kanton zu Ausbildungszwecken und kommen danach nicht mehr zurück. Unser Kanton wird immer älter. Junge bleiben hier, wenn die Region ihnen Zukunftsperspektiven bietet. Dazu gehört ein gutes Ausbildungsangebot.

Und sicher auch Kultur. Wo sieht die AL da Förderungspotenzial?

Uns geht es darum, Freiräume zu schaffen, damit sich junge Kultur entwickeln kann. Darum brauchen wir mehr Bandräume. Eine radikalere Idee wäre auch, dass man sagen würde: Alle kantonseigenen Betonwände darf man besprühen. Dazu passt, dass sich die AL für mehr Toleranz einsetzt. Wir finden es wichtig, dass im Mosergarten Konzerte stattfinden können, auch wenn das nicht ganz ohne Lärm geht.

Dein Spezialgebiet ist die Energiepolitik. Deine Zukunftsvision: Mehr Selbstverantwortung und Dezentralisierung der Energieversorgung, wie erreichst du das?

Bald stellt sich die Nachfolgefrage für die alten Atomkraftwerke in der Schweiz. Die AL ist gegen neue Grosskraftwerke, weil so viel gebündelte Energie auch eine wirtschaftliche und politische Macht bedeutet. Wir alle werden mit der fortschreitenden Globalisierung mehr und mehr von Stromkonzernen abhängig. Die Lösung: Zurück zur regionalen Stromproduktion! Das EKS, das heute eigentlich nur noch ein Zwischenhändler ist, muss zum Produzenten werden. Auch der Einzelne trägt Verantwortung und kann bereits heute mit Bauen nach Minergiestandard, Solarenergie oder lokalen Wärmeverbünden einiges beitragen.