Lappi-Evangelium, Kapitel 2

Thomas Leuzinger und Marlon Rusch über die frohe Kunde von Hannes‘ Wahl.

Es begab sich zu jener Zeit, dass ein Gebot von hohem Amte ausging, dass der frisch gewählte Ständeratspräsident gefeiert würde. Diese ­Feier geschah zur Zeit, da Thomasius noch für die ÖBS Statthalter in Schaffhausen war. Und der frisch gewählte Ständeratspräsident Hannes ging, dass er sich feiern liess, in seine Stadt.

Und die höchsten Räte des Bundes fuhren mit dem Extrazug zu ihm, und die Klarheit und die Roben der Weibel leuchteten um sie; und die Schaffhauser BürgerInnen fürchteten sich sehr. Und die Weibel sprachen zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Sehet, wir verkündigen euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Ständeratspräsident geboren, welcher ist Hannes der Herr, in der Stadt Bern.

Und es waren PolitikerInnen in Bern auf dem Felde bei den Hürden, und hüteten des Nachts ihr Volk. Und als Tonius von ihnen den geilen Ziegenbock Zottel sattelte, sprachen die PolitikerInnen untereinander: Lasset uns nun gehen nach Schaffhausen und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der höchste Rat des Bundes kundgetan hat.

Und sie kamen eilend und fanden Häppchen und Weisswein zwischen dem Stroh in der Krippe liegen. Als sie es aber genommen hatten, breiteten sie das Wort aus, auf dass noch mehr von ihnen kamen. Auf dass noch mehr Häppchen und Weisswein aus den Schaffhauser Vorratskammern herangetragen werden mussten. Und das taten die SchaffhauserInnen gern, denn sie dachten, dass die Kosten gedeckt seien.

Doch der Komet Ison, der den Weg zu Hannes‘ Stall weisen sollte, ist erloschen. Das Max-Planck-­Institut für Sonnensystemforschung hat den Zerfall des Himmelskörpers ausgerufen. Die drei ­Könige Shell, Exxon und BP fanden den Weg ins kleine Paradies nicht, und brachten weder ­Weihrauch und Myrrhe noch Unternehmenssteuern. König Walmart war schon zugereist, doch brachte auch er keine Unternehmenssteuern. Und alle, die kamen, wunderten sich über das, was die ­PolitikerInnen gesagt hatten. Und auch die Wirtschaftsförderung wunderte sich. Und die Schaffhauser ­BürgerInnen fürchteten sich sehr.

Die 100’000 Denar, die die PolitikerInnen verfressen und versoffen hatten, fehlten also in der Kasse, und Thomasius musste im folgenden Jahr die Steuern erhöhen. Der Standortvorteil war futsch. Und auch die Freude über den neuen Ständeratspräsidenten war futsch. Und der Lappi fürchtet sich nicht und wünscht trotz allem frohe Festtage.