Runde Plätze, eckiger Tisch

Der Streit um die Parkfelder auf den Plätzen in der Schaffhauser Altstadt ist lanciert. Im nächsten Jahr wird der Richtplan Parkierung überarbeitet.

Im nächsten Jahr wird sich entscheiden, was mit den Parkplätzen auf dem Platz und in der Krummgasse geschehen wird. Sie könnten bald verschwinden, wie das im aktuellen Richtplan Parkierung der Stadt Schaffhausen festgehalten wird. Doch sie könnten genauso auch bleiben, denn im nächsten Jahr steht eine Revision des Richtplans Parkierung an. Ob dann weiterhin an den Plänen, die oberirdischen Parkplätze in der Altstadt aufzulösen, festgehalten wird, steht noch in den Sternen.

Bild: ya.

Es ist ein umstrittenes Thema, das zu vielen Diskussionen führen wird. Das zeigte sich schon bei der letzten Überarbeitung des Richtplans im Jahr 2001. Im Vorfeld hatte die Stadt einen runden Tisch mit 52 VertreterInnen der Politik, des Gewerbes, des Naturschutzes und weiteren Verbänden gebildet, um eine breit abgestützte Lösung zu finden.

Nach langen Beratungen einigten sich die Mitglieder des rundes Tisches 1999 im Abschlussbericht gemeinsam auf die Forderung, dass sich auf den Altstadtplätzen etwas tun muss. «Angestrebt werden Umgestaltungen der innerstädtischen Plätze», heisst es darin.

Die Forderung des runden Tisches fand später Eingang in den Richtplan aus dem Jahr 2001. Vier Szenarien wurden entworfen. In sämtlichen Szenarien verschwinden alle 47 Parkplätze auf dem Platz und in der Krummgasse, 44 Parkplätze auf dem Münsterplatz und beim Münster, und in drei Szenarien sollen auch 43 Parkplätze auf dem Kirchhofplatz verschwinden.

Widerstand dagegen zeichnet sich aber jetzt schon ab. FDP und SVP haben im Wahlkampf für den Grossen Stadtrat angekündigt, für die Parkplätze in der Altstadt zu kämpfen. Sie glauben, dass jede Parkiermöglichkeit für AutofahrerInnen für einen gewissen Umsatz in der Stadt verantwortlich ist und der Detailhandel ohne diese mit grossen Gewinneinbussen rechnen müsste.

Auf der linken Ratsseite dagegen wird die Forderung, freie Plätze zu schaffen, nicht so schnell aufgegeben werden. Bereits in der letzten Lappi-Ausgabe machte Felix Schweizer vom VCS, der vor 13 Jahren am runden Tisch mit dabei war, klar, dass er für die Aufhebung der Parkplätze kämpfen wird.

Alles andere als die Räumung der Plätze würde für ihn einem Wortbruch der Stadtregierung gleichkommen. Er sieht vor allem einen Gewinn bei der Lebensqualität: Weniger Autos produzieren weniger Abgase und Lärm und es entstehen mehr Orte zum Flanieren.

Die Zahl der Parkplätze im Stadtzentrum hat sich in den vergangenen Jahren stetig verändert. Im Jahr 1999, als der letzte runde Tisch seinen Abschlussbericht vorlegte, waren es insgesamt 1558 weisse Parkplätze. Heute ist die Zahl mit 1568 Feldern nur unwesentlich höher.

Zwischenzeitlich war die Zahl allerdings gestiegen und erreichte 2006 mit 1729 Parkfeldern den Höhepunkt. Dank den Parkhäusern, die in Stadtnähe bereits entstanden oder noch im Bau sind, rechnet die Stadt nun damit, dass die Zahl weisser Parkplätze erneut steigt und im Jahr 2014 etwa 1900 Parkplätze verfügbar sein werden. Das ist aber davon abhängig, was mit den Plätzen in der Altstadt geschieht.

Für die Aktualisierung des Richtplans wurde nun erneut ein runder Tisch gebildet, der keine leichte Aufgabe hat. Die Gruppe umfasst weniger Mitglieder als diejenige, die im Vorfeld der letzten Revision eingesetzt wurde. 16 Mitglieder sind das bisher, sie sind unter anderem VertreterInnen von VCS, Pro Velo und Gewerbeverband, des Altstadtvereins und des Stadtrats.

Die erste Sitzung hat allerdings noch nicht stattgefunden, weshalb die Zusammensetzung nicht definitiv feststeht. Neben der Zahl der Parkplätze in der Innenstadt wird auch die Parkzeit ein Thema sein. Da liegt der Vorschlag auf dem Tisch, nur noch Kurzzeitparkplätze anzubieten, die mindestens so teuer sind wie die Parkplätze in den Parkhäusern rund um die Altstadt.

Die Ansprüche an die Mitglieder sind gross, das zeigt sich auch in den persönlichen Kommentaren der beiden PoltikerInnen rechts und links aussen auf dieser Seite. Noch in diesem Jahr soll der neu eingesetzte runde Tisch erstmals zusammenkommen. Resultate werden aber erst Ende des nächsten Jahres erwartet.

aussen links

Iren Eichenberger, Präsidentin ÖBS

«Ez mo öppis go», beschreibt der Lappi-Autor die Stimmung am Schluss des runden Tisches 1999 – und zwar auf den Altstadtplätzen und darum notgedrungen auch bei den Parkplätzen. Nur, als man zur Formel «Parkplätze aus dem Zentrum an die Peripherie» kam, hatte der kleine Lappi wohl kaum erst seine Äuglein offen. Er kann darum nicht wissen, dass damals bei weitem keine Aufbruchseuphorie herrschte. Vielmehr hatte nach langer, zäher Debatte zwischen Politik, Umwelt- und Verkehrsverbänden letztlich ein Vernunftschluss gesiegt. Die Umsetzung aber wurde in der Folge von beiden Seiten mit Argwohn beäugt. Leserbriefe zeugen vom Nahkampf um jeden Parkplatz, der aus dem Zentrum verschwand.

Im letzten Sommer haben die «Schaffhauser Nachrichten» aufgelistet, was effektiv in Zahlen gerechnet geschah. Sieben Parkhäuser wurden eröffnet und dafür 263 oberirdische Parkplätze aufgehoben. Dennoch sind heute sogar 100 Parkplätze mehr direkt in der Altstadt verfügbar, total 796. Gesamthaft, mit den etwas entfernteren, aber auch 20 Rappen billigeren, stehen 1’568 Parkplätze bereit, 12 weniger als 1995. Ist dies ein Grund fürs Lädeli-Sterben?

Eine Zürcher Studie soll nun zur Bestätigung taugen, weil in Zürich ein oberirdischer Parkplatz gut doppelt soviel Umsatz generiert wie ein unterirdischer. In unseren Altstadtgeschäften aber werden Kleider-, Schmuck- und Bijouteriewaren nicht in Körben und Kisten weggeschleppt, ausser bei drei Lebensmittelgrossisten, und die sind gut an Parkflächen angeschlossen. Wir haben ein wunderbares Bussystem als Alternative.

Platz, Kirchhofplatz, Krumm- und Münstergasse sind von Autos zu befreien. Das Fussgängerzentrum wird so noch attraktiver, gewinnen werden der Tourismus und das Gastgewerbe.

aussen rechts

Martin Egger, Präsident FDP Stadt

Schaffhausen bietet eine der grössten zusammenhängenden, autofreien Altstadt-Kernzonen der Schweiz. Mitten in der Stadt Schaffhausen gibt es wunderschöne Strassen und Plätze zum Bummeln, Verweilen und zum Sein. Diese wurden von Autos befreit, und das ist gut so! Richtigerweise wurden in den vergangenen Jahren unzählige Parkplätze in unterirdische Parkhäuser (Feuerwehrgebäude, Herrenacker, Landhaus, Bleiche, Diana, Fischerhäusern) verlegt. Damit das Zentrum der Region Schaffhausen jedoch auch künftig ein attraktives Wohn-, Einkaufs- und Vergnügungszentrum bleibt, dürfen nicht noch mehr Parkplätze aus der Altstadt verschwinden. Denn dies schadet der Standortattraktivität und gefährdet Arbeitsplätze.

Laut einer im Jahr 2011 für die Kernzone der Stadt Zürich durchgeführten Studie (Schlussbericht Förderung der städt. Standortattraktivität durch effizienten und finanzierbaren Verkehr. Teil 1: Wirtschaftliche Bedeutung von Parkplätzen in der Stadt Zürich) wird ein durchschnittlicher Umsatz von 385’000 Franken pro Parkplatz in den umliegenden Betrieben erwirtschaftet. Dies sichert Arbeitsplätze in Gewerbebetrieben, Arztpraxen, Ladengeschäften, Hotels, Restaurants etc. Sollten die Parkplätze auf dem Platz, dem Kirchhofplatz und beim Münster aufgehoben werden, ist zu befürchten, dass die Kundinnen und Kunden vermehrt auf die grossen Einkaufszentren ausweichen, welche dank Gratisparkplätzen ein bequemes Einkaufen per Auto ermöglichen.

Umsatzeinbussen und die Schliessung von Geschäften sowie ein Aussterben der Altstadt wären die Folgen. Diese für die Region Schaffhausen katastrophale Entwicklung wollen wir nicht. Wir kämpfen darum für genügend Parkplätze im Zentrum der Region.