Wenn Vollbananen planen

Odi motzt

JÜRG ODERMATT ist Musiker, Journalist und Ex-Schaffhauser.

Wohl kein Zufall: «Verfaulte Geschichten», das Blog zu Schaffhauser Politik, Kultur, Medien und dem ganzen Rest, entstand, während seine Initianten/Betreiber – Chrigi Erne und meinereiner – im Winterthurer Exil lebten.

Mit etwas Distanz sieht man die Verstrickungen, Verrenkungen, Verblasenheiten in der «Haamet» immer wäng anders. Mittlerweile lebe ich seit vier Jahren in Winterthur und komme mir, was Schaffhausen betrifft, langsam vor wie jener Onkel, den man nur an grossen Familienfesten sieht und der dann jeweils findet: Heiei, sind die Kinder aber gewachsen!

Item, seit d Chatz vo Wiitem. Seit ich weg bin, hat das lang angenehm verschlafene «schönste Städterl auf da Wööd» (Schorschi & Tommy) viel von dem nachgeholt, was die typische Schweizer Kleinstadt, Edition 2016, so ausmacht – und ich rede jetzt nicht von den obligaten Cupcake-Shops oder Cafés mit Mandelmilch im Angebot für intolerante GeniesserInnen.

Ich rede hier: vom Klotzen. An der Peripherie zur Altstadt, hinter dem Bahnhof und an der Schifflände, zog man dieselben Renditeklötze ab CAD-Stange hoch wie überall. Vielleicht noch etwas konzept- und hemmungsloser: Spass in Spas und Apartments im Hotel Arcona Living – hinter den Gleisen scheint alles auf Unilever-Expats-mit-Rollkoffer-Bedürfnisse ausgerichtet zu werden, während die, well: «Aufwertung» an der Schifflände wie eine Güterhofisierung des ganzen freien Platzes wirkt und der Ort eher trotz statt dank neuer «Sitzinseln» und der «Aufwertung des Rheinufers» im Sommer halbwegs bevölkert ist. Städtebauliche Kapitalverbrechen sind der Block mit Privatpark zwischen Güterhof und der verwaisten Fischerzunft für doppelverdienende Sushi-Geniesser und urbane Hobby-Zen-Buddhisten. Und gleich dahinter die mit «frech» gelben Balkongeländergrills versehenen Legohäuser. Hallo, gehts?!

Flaniert man an einem Wochentag um 19 Uhr durch Schaffhausen, brüllt einem tötelige Leere entgegen, gerade auch auf den neuen oder neu gestalteten Plätzen. Die Mutter allen Gestaltungsdesasters, der Herrenacker, scheint hier als Vorbild zu dienen: Ob neuer «Platz» im Bleicheareal (are you fuckin‘ kidding me?), freier Platz in der Unterstadt oder der neuerdings halbautofreie Platz namens Platz – nirgends möchte man bleiben, überall möchte man heulen.

Well: Wenn Vollbananen planen…