Karambolage in der auditiven Einflusssphäre

1984 – das Jahr, in dem Orwell seinen dystopischen Roman ansiedelte, ist Geburtsjahr eines dystopischen Films: «Decoder». Eine Geschichte über die manipulative Kraft der Musik.

Spielsalons, Striplokale, Burgerpaläste, Neonlichter und Industrieruinen bestimmen das urbane Landschaftsbild der frühen Achtzigerjahre. Kulturelle Dekadenz postindustrieller Ausprägung dominiert den Alltag und bestärkt das Wissen über die Hinfälligkeit herkömmlicher gesellschaftlicher Normen.

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Loco for retro

Die Popmusik löst sich vor lauter Sehnsucht nach ihrer eigenen Vergangenheit, vor lauter «Retromania» selbst auf, kritisiert der Musikjournalist Simon Reynolds, und zwar befeuert vom gewaltigen Songarchiv im Internet. Stimmt das?

Sie sassen zusammen in einem versifften Wohnwagen, irgendwo am Stadtrand von Nashville. Neben sich je eine Pulle billiger Whisky, dazu jede Menge Gras. Trotzdem war Townes Van Zandt alles andere als entspannt. Sein Kumpel Steve Earle ging ihm wieder einmal mächtig auf die Nerven, das kam ab und an vor, denn Earle quasselte ununterbrochen, Wasserfall nichts dagegen. Also zwang ihn Townes, Russisches Roulette mit ihm zu spielen, ein Revolver lag meist irgendwo rum. Dann war jeweils Ruhe im Karton, und Steve Earle fiel kreidebleich in den Stuhl zurück, so wie eben gerade.

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Schleuderprogramm statt Spotify

Unser Autor wollte eigentlich bloss seine mottigen Kleider reinigen. Er fand sich mit einem Kater in Strassbourg wieder – und mit kritischen Gedanken zur Bewusstseinsindustrie von Spotify & Co.

DIE GROSSE ÜBERFORDERUNG: Wie wird dieser Junge dereinst Musik suchen? Im Internet, im Plattenladen? Gibts das Internet überhaupt noch, wenn er gross geworden ist? Bild: Martin Matjanec

Vor Kurzem gab meine Waschmaschine den Geist auf, ich hatte aber dringend Wäsche zu erledigen, da ich für zwei Tage nach Strassburg fahren wollte. Der Zufall war mein Freund und so traf ich draussen auf der Gasse einen hilfsbereiten Nachbarn. Nach einem kurzen Schwatz fand ich mich mit einer Flasche Wein und meinem Wäschekorb in dessen Wohnung wieder.

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Auf der Insel der Geräusche

Ray Davies oder Paul Weller sind Ausnahmen, die meisten Songwriter müssen eine Liedidee aufzeichnen, damit sie nicht verfliegt. Im 21. Jahrhundert bedeutet das nicht selten, ein Smartphone immer in Griffnähe zu haben.

Mit dem Bus Nummer 4 fuhr ich neulich in Richtung Stadt, als sich eine Melodie in meinem Kopf anmeldete. Die in solchen Situationen übliche Taktik wird angeworfen: Melodie warm halten und sich nicht ablenken lassen.

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Die Zeitmaschine

Quantisierung spart Bandproben, Google Translation Service singt und Abba begleitet Madonna und Olifr M. Guz im Duett mit Louis Armstrong. Das digitale Tonstudio ist nicht nur Klangwerkstatt, sondern auch Zeitmaschine.

Bands vergangener Tage verzweifelten daran: Man spielte dreissig Takes, bis jemand entnervt die Tür schletzte, um draussen in ein Velo zu ginggen. Heute quantisiert man.

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Chérs amises des fojetong,
beloved broveriks & sistres!

Verzeiht bitte diesen abartigen Internetz-Sprech: Ihr leidet jedoch um der Kunst willen!

Titel dieser dritten Musik-Lappi-Ausgabe: 01000011 01101111 01101101 01110000 01110101 01110100 01100101 01110010. TheMatrixer.com sagt, 01000011 01101111 01101101 01110000 01110101 01110100 01100101 01110010 bedeute Computer in der Sprache der Computer.

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